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Tatort Alex. Passanten fanden den jungen Mann am Ausgang des Bahnhofs.

© dpa

Schüsse auf offener Straße: Wochenende der Gewalt in Berlin

Das Wochenende in Berlin war von brutaler Gewalt geprägt. Ein 23-Jähriger wurde am Alexanderplatz von einem Unbekannten niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Auch der Schöneberger Schütze ist noch nicht gefasst.

Erneut ist ein junger Mann durch einen Unbekannten durch einen Schuss lebensgefährlich verletzt worden. Passanten hatten den 23-Jährigen gegen 6.30 Uhr am Ausgang des Bahnhofs Alexanderplatz zur Rathausstraße verletzt aufgefunden und die Polizei alarmiert. Der junge Mann kam mit einem Leistendurchschuss zur Notoperation in ein Krankenhaus. Die Hintergründe sind unklar, Hinweise auf den Täter gibt es nicht, auch Zeugen haben sich bis jetzt nicht gemeldet. Ermittler der Mordkommission prüfen jetzt, ob die Tat von einer Überwachungskamera des Bahnhofs aufgezeichnet wurde.

Der Alexanderplatz gehört zu den wenigen großen Umsteigestationen, die Kameras haben. Auf den meisten S-Bahnhöfen dagegen blockiert, wie berichtet, der Betriebsrat des Unternehmens seit mehr als zehn Jahren das Aufzeichnen der Bilder – aus Angst vor Überwachung. Nach den jüngsten Gewalttaten bei der S-Bahn hat erstmals der Berliner Senat dies kritisiert. Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler hatte die Weigerung von Betriebsrat und Lokführergewerkschaft GDL als „starkes Stück“ und „lächerlich“ bezeichnet.

25 Stunden zuvor war ein 22-Jähriger in Schöneberg durch einen Schuss in den Bauch ebenfalls lebensgefährlich verletzt worden. Auch in diesem Fall gibt es bislang keine Hinweise auf den Täter, obwohl eine detaillierte Beschreibung vorliegt. Wie berichtet, hatte der vermutlich stark angetrunkene Mann eine Gruppe junger Männer an der Goltzstraße nach dem Weg in die Grunewaldstraße gefragt. Möglicherweise aus Verärgerung, dass er keine Antwort bekam, feuerte der Unbekannte erst einmal in die Luft und dann einmal in die Gruppe. Auch in diesem Fall ermittelt die Mordkommission.

Trotz dieser beiden jüngsten Taten nimmt der Einsatz von Schusswaffen deutlich ab. Im Jahr 2011 ist 571 bei Straftaten mit einer Schusswaffe gedroht worden, 307 mal wurde sie eingesetzt. Zehn Jahre zuvor hatte die Polizei 1198 Drohungen und 439 Verwendungen von Schusswaffen registriert. Dass weniger Waffen in die Hand genommen werden, hat vor allem mit dem Rückgang bei der Zahl der Raub- und Gewalttaten zu tun. Selbst bei Mord und Totschlag werden nur selten Schusswaffen eingesetzt, 2011 bei genau einem von 41 Morden (und Mordversuchen) und bei vier Totschlagdelikten. In diesem Jahr gab es jedoch einen besonders schweren Fall: Vor genau sechs Monaten hatte ein Unbekannter auf Neuköllner Jugendliche geschossen. Ein 22-Jähriger wurde dabei getötet, zwei Jugendliche schwer verletzt. Der Fall ist nicht geklärt.

Die Zahl der Waffen ist in den vergangenen zehn Jahren von 50.670 auf knapp 55.000 gestiegen. Dies ist aber nur die Zahl der registrierten Waffen, bei den illegalen Waffen gibt es keine seriöse Schätzung. 100.000 könnten es sein, hieß es in der Vergangenheit. 2009 – nach dem Amoklauf von Winnenden, hatte es auch in Berlin eine Amnestie für Besitzer illegaler Waffen gegeben. Nach Angaben der Polizei waren bei diesem Amnestieangebot 2005 Schusswaffen und 84.000 Schuss Munition abgegeben worden.

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