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Berlin: Schüsse gegen den Baulärm

66-jähriger Waffennarr muss ins Gefängnis

Das Geständnis kam zackig: „Jawoll, ich habe geschossen.“ Für Rentner Lutz F. aber keine Sache, über die man sich aufregen müsste. „Aus dem Fenster meiner Wohnung ein Schuss in die Luft, einer in die Erde – als Ausrufezeichen.“ Keinesfalls aber habe er auf den Bauarbeiter gezielt, der im Hof werkelte. „Der Mann wäre sonst umgefallen wie eine Fliege“, brüstete sich der wegen illegalen Waffenbesitzes vorbestrafte Rentner vor dem Amtsgericht Tiergarten.

Der 66jährige F. hatte sich im Mai letzten Jahres über Baulärm geärgert. Der Krach habe begonnen, als er ein Mittagsschläfchen halten wollte, sagte er im Prozess. Da sei er, der an jenem Nachmittag bereits fast eine Flasche Doppelkorn geleert hatte, leider ausgerastet. „Dummerweise habe ich meinen kleinen Liebling rausgezaubert und nicht die Schreckschusswaffe“, stöhnte der Angeklagte. Sein „kleiner Liebling“ nämlich war eine scharfe Pistole und gehörte zu seinem Arsenal verbotener Waffen, das kurz nach der Wildwest-Szene in der Neuköllner Weserstraße beschlagnahmt wurde. Waffen seien eben sein Hobby, verteidigte sich F. „Kam durchs Militär, bin in den 50er Jahren bei den Amis zum Scharfschützen ausgebildet worden.“ Es war Bauarbeiter Ayhan Ö., der den Zorn des Rentners erregt hatte. Der 30-Jährige hörte eine Warnung aus einem Fenster im dritten Stock: „In Deckung!“ Er sah den Mann mit einer Pistole, spürte nach einem Knall Sand im Gesicht. Eine andere Zeugin hatte beobachtet, dass die Waffe in der Hand des angetrunkenen Schützen regelrecht tanzte. Das Gericht sprach F. des fahrlässigen Vollrausches sowie des illegalen Waffenbesitzes schuldig. Wegen seiner Vorstrafe fiel die Strafe hart aus: 17 Monate Haft ohne Bewährung. K. G.

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