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Schulanfänger: Jedes vierte Kind braucht Sprachförderung

Die Zahl der Schulanfänger mit unzureichenden Deutschkenntnissen ist in Berlin laut einer Studie unverändert hoch. Fast jeder vierte angehende Schüler spreche nur schlecht deutsch, erklärte Bildungssenator Jürgen Zöllner.

Berlin - Mit 24,1 Prozent muss fast jeder vierte angehende Schüler gefördert werden. Über zwei Drittel von ihnen kommen aus Migrantenfamilien. Aber auch mehr als jedes zehnte Kind mit deutscher Muttersprache wird den Anforderungen nicht gerecht. Bei der Untersuchung "Deutsch Plus" waren im Herbst vergangenen Jahres rund 25.100 Schulanfänger getestet worden.

Im Vergleich zur Erhebung 2005 ging die Zahl der Kinder mit Sprachdefiziten leicht um 1,4 Prozentpunkte zurück. Das sei eine "erfreuliche Tendenz", aber kein Anlass, in den Anstrengungen nachzulassen, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) bei der Vorstellung der Studie. "Deutsch Plus" untersucht seit 2004 jährlich die Fähigkeit von Kindern, die deutsche Sprache zu verstehen und altersgemäß zu sprechen. Reichen die Kenntnisse nicht aus, müssen die Mädchen und Jungen in der Kita oder Grundschule einen Förderkurs besuchen. Andernfalls drohen Bußgelder.

Auch deutsche Muttersprachler weisen Defizite auf

Bei den Kindern nicht-deutscher Herkunftssprache stieg der Förderbedarf der Untersuchung zufolge um zwei Prozentpunkte. Sie haben jetzt unter allen Mädchen und Jungen mit Defiziten einen Anteil von 67,8 Prozent. Am größten sind die Schwächen in Bezirken mit einem hohen Migrantenanteil wie Neukölln (45,3 Prozent), Mitte (41,6) und Friedrichshain-Kreuzberg (32,9). Zöllner hält den Anstieg für "nicht dramatisch", weil die Zahlen "gewisse Schwankungsbreiten" aufwiesen. Nachdenklich machen müssten sie aber schon.

Immerhin weisen auch 11,1 Prozent der Mädchen und Jungen mit deutscher Muttersprache Defizite auf. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Ursachen der Probleme nicht in der Herkunft, sondern in der sozialen Situation der Eltern und ihrer Bildungsferne lägen, betonte der Senator.

Senator setzt auf Abschaffung der Kita-Gebühren

"Erwartungsgemäß" hoch sei der Förderbedarf mit 49,5 Prozent bei Kindern, die keine Kita besuchen, sagte Zöllner. Das betrifft zwar nur 3,9 Prozent aller getesteten Mädchen und Jungen. Dennoch sei es sehr wichtig, schon frühzeitig mit der Förderung zu beginnen, betonte Zöllner. Aus diesem Grund werde der Sprachkurs von derzeit sechs Monaten ab 2008 auf zwölf Monate ausgedehnt. Auch die vom Senat beschlossene schrittweise Abschaffung der Kitagebühren werde einen Beitrag leisten, die Sprachfähigkeiten zu verbessern, indem noch mehr Kinder die Einrichtungen besuchten.

Nach Darstellung Zöllners ist Berlin bei der vorschulischen Sprachförderung mit Blick auf Verbindlichkeit und Umfang "Vorreiter unter allen Bundesländern". Bis sich allgemein spürbare Verbesserungen der Sprachfähigkeiten einstellten, brauche es allerdings Zeit. Der Senat zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass sich mittel- und langfristig Erfolge einstellen werden. (tso/ddp)

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