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Berlin: Schulbau mit Verspätung

Montgolfier-Schule in Treptow wird jetzt saniert

So hätte es schon am 1. August aussehen sollen: Die Baugrube wird ausgehoben, Bagger, Kran und Baugerüste zeigen, hier tut sich was. Doch die Arbeiten an der Gebrüder-Montgolfier-Schule am Ellernweg in Johannisthal haben sich bis zum 1. Oktober hinausgezögert. Jetzt gab es eine Pressekonferenz. Die Schüler haben sich im Halbkreis um Vertreter des Bezirksamtes aufgestellt. Zwei hielten eine mannshohe Uhr, die auf fünf vor zwölf steht. Wie ein Mantra wiederholte Treptow-Köpenicks Schulstadtrat Dirk Retzlaff (SPD): „Wir wollen miteinander Optimismus verbreiten.“ Dafür erntete er Gelächter, denn das Misstrauen bei Eltern, Lehrern und Schülern sitzt tief. Sie bangen, weil eine Baustelle zum Schuljahr 2008/2009 das Ende der Schule bedeuten könnte. Schon in diesem Jahr kamen keine siebten Klassen zu Stande, vor allem, weil Eltern Bauarbeiten fürchteten. Ein zweites Jahr ohne genügend Neuanmeldungen würde aber die Existenz der Schule in Frage stellen.

Das Schulgebäude soll für 8,7 Millionen Euro erneuert werden. Die Summe ist die größte Investition im Bezirk auf lange Sicht, wie der stellvertretende Bezirksbürgermeister Michael Schneider (Linke) betonte. Die Verzögerungen am Bau ergaben sich aus Mehrkosten von 500 000 Euro. „Das haben wir durch Nachverhandlungen gelöst“, erklärte er. Der Zeitverlust werde aufgeholt, so dass zum kommenden Schuljahr ohne Störungen unterrichtet werden könne.

Ein weitere Anlass für die Unruhe an der Montgolfier-Schule war die Unklarheit darüber, ob das Gymnasium eines bleibt oder zur Gemeinschaftsschule wird. Retzlaff versprach nun, dass die Schule ein Gymnasium bleibe. Der Wunsch nach einer Gemeinschaftsschule müsse schon aus der Schule kommen. „Da das hier nicht passiert, ist da gar keine Diskussion.“

Bei der Zukunft der Schule haben die Politiker auch die Zukunft des Bezirksteils Johannisthal im Blick. „Wir wollen hier einen gesellschaftlichen Gegenpol haben“, sagte Schneider. Johannisthal hat erhebliche Probleme mit rechten Kameradschaften. Die Gebrüder-Montgolfier-Schule setzt Zeichen gegen Rechts. Erst kürzlich erhielt sie den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Derzeit ist die Schule übergangsweise in der Wildenbruchstraße untergebracht. Durch die fehlenden siebten Klassen ist dort genug Platz für die verbliebenen Schüler vorhanden. Trotz aller Bekundungen der Politiker, bleibt Skepsis. „Ich werde hier ab und zu vorbeischauen und sehen, ob alles eingehalten wird“, kündigte ein Vater an.Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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