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Berlin: Schule als Therapie

Ohne seine Lehrer wäre der 16-jährige Marcel am Leben gescheitert

Marcel Schlotzhauer ist 16 Jahre alt, schlaksig und hat kurze blonde Haare. Marcel jongliert täglich. Nicht jeden Tag allerdings mit Bällen und auch nicht jeden Tag in der Zirkus-AG. Oft sind es trübe Stimmungen, mit denen er balanciert, Aggressionen, unschöne Erinnerungen an seine Pflegefamilie oder an seine leibliche Mutter. Und so geschickt, wie er mit den Bällen umgeht, so souverän kann er mittlerweile mit Problemen umgehen. Offen und selbstkritisch spricht er über seine Schwierigkeiten.

Zum Beispiel darüber, dass er sich mit seiner Pflegemutter stritt, weil sie ihn so sehr einspannte für die Hausarbeit, dass er keine freie Stunde mehr hatte und so aggressiv wurde, dass er sich in der Schule mit jedem anlegte. Oder darüber, dass er sich manchmal nicht konzentrieren kann, hibbelig wird und dreimal täglich Ritalin schluckt.

Zusammen mit den Lehrern hat er einen Weg gefunden, sich von der Pflegemutter im Guten zu trennen. Seit einem Jahr wohnt er in einem Kinderheim. „So viel Freiheit, damit kam ich nicht zurecht“, erzählt Marcel über die erste Zeit im Heim. „Da wollte ich auf einmal gar nichts mehr machen, keine Schule, keine Hausaufgaben.“ Als seine Noten abstürzten, kümmerten sich die Lehrer und organisierten für ihn eine Therapie bei einem Psychologen. „Hier an der Schule, da helfen sie einem nämlich“, sagt Marcel.

Jetzt will er den Realschulabschluss machen. „Marcel schafft auch das Fachabitur, wenn er so weitermacht“, da ist sich Eva Schmoll sicher. „Ich hab schon viel mitgemacht“, sagt Marcel. Wenn er nicht das Glück gehabt hätte, in „Ottos Lernwerkstatt“ aufgenommen zu werden, hätte er wohl kaum eine Chance gehabt. clk

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