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Berlin: Schule überfallen – Senator erfuhr davon nichts

Verwaltung gab Informationen über den Vorfall in Charlottenburg nicht weiter Kein Polizeischutz mehr für Neuköllner Rütli-Schule

In Berlin scheint eine gewisse Abstumpfung gegenüber Gewaltvorfällen um sich zu greifen. Der Überfall arabischstämmiger Jugendlicher auf die Charlottenburger Pommern-Hauptschule, über den der Tagesspiegel gestern berichtete, war nicht von der Polizei publik gemacht worden, und auch in der Schulbehörde gab es darüber offenbar keinen Austausch.Weder Bildungssenator Klaus Böger (SPD) noch sein Parteifreund, der Charlottenburger Volksbildungsstadtrat Reinhard Naumann, hatten Kenntnis von dem Fall erhalten, obwohl Schulleiter Dieter Hohn die Informationen nach eigenen Angaben an den zuständigen Schulrat und an die Senatsverwaltung für Bildung weitergeleitet hatte. Die dortige Spezialistin für Gewaltvorfälle war am Wochenende nicht erreichbar. Der zuständige Hauptschulreferent war von ihr nicht informiert worden. Charlottenburgs Bildungsstadtrat Naumann wunderte sich, dass er keine Kenntnis hatte, da er nur zwei Tage nach dem Vorfall vom 21. März ein Gespräch mit dem betreffenden Schulrat hatte.

Die Polizeipressestelle sagte, sie habe die Informationen über den Polizeieinsatz nicht veröffentlicht, da aus dem Polizeiabschnitt „kein Fernschreiben vorlag“. Offenbar habe der Abschnitt den Vorfall für eine normale Schulhofschlägerei gehalten. Wie berichtet, war eine Gruppe junger Männer auf das Schulgelände in der Sybelstraße gestürmt, um einen aus Angola stammenden 17-jährigen Schüler zu verprügeln. Als dieser vom Lehrer in Sicherheit gebracht wurde, schlugen die Angreifer auf einen anderen dunkelhäutigen Jungen ein. Diese Darstellung von Lehrkräften wurde gestern durch Rektor Dieter Hohn ebenso bestätigt wie die Angabe, dass die Täter einen Totschläger bei sich hatten. Laut Hohn gibt es Hinweise, wonach sie aus dem Moabiter Beusselkiez stammen. Er bestätigte zudem, dass wenige Tage zuvor ebenfalls fremde Jugendliche auf den Schulhof gekommen seien. Es sei aber gelungen, sie zu vertreiben.

Ausgelöst durch den Brandbrief der Rütli-Schule werden die Stimmen lauter, die die Abschaffung der Hauptschulen fordern und die Reduzierung auf nur zwei Schultypen: Gymnasien und eine weitere Schulform. Für eine Diskussion in dieser Richtung seien sie offen, sagten die SPD- und FDP-Bildungspolitikerinnen Felicitas Tesch und Mieke Senftleben gestern. Einige Oberschulen haben vorgeschlagen, komplette Grundschulklassen zu übernehmen. Nur die CDU steht ohne Wenn und Aber zur Dreigliedrigkeit, wie ihr Bildungspolitiker Gerhard Schmid betont. Die Polizei gab gestern bekannt, sie werde die Posten von der Rütli-Schule abziehen, aber noch zum Schulanfang und -ende sowie in den Pausen „ein Auge auf die Schüler haben“.

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