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Wachschutz

© dpa

Schule: Wachschützer auf dem Pausenhof

Rambos, die Schüler freundlich begrüßen: Seit gestern stehen rund 20 Sicherheitsleute vor 13 Neuköllner Schulen. Die Wachschützer haben nicht überall Freunde.

Der Schüler schaut verdutzt nach links und rechts. Wie jeden Morgen auch sind die grau-weißen Tore des Albert- Schweitzer-Gymnasiums am Hermannplatz nach innen geöffnet. An diesem Montag aber haben sich die Wachmänner Norbert Falkenberg und Seyad Mostafa Mousavi an den Seiten postiert und fragen nach dem Schülerausweis der von der Kälte geröteten Ankömmlinge.

Der Schüler schaut zu Falkenberg auf. Er hat nichts dabei. „Gar nichts? Kein Foto? Aber zur Schule gehst du? Ist das deine Schule?“ fragt ihn Falkenberg und schickt ihn dann etwas belustigt ins Gebäude. Schnell und erleichtert verschwindet der Befragte. Im Hintergrund schaut sich Schulleiter Georg Krapp an, wie die Schüler auf die Wachleute reagieren. Er ist zufrieden: „Ich kann mir vorstellen, dass in drei bis vier Wochen die Schüler in die Pause gehen und einfach mit denen quatschen“, sagte er. Schüler und Wachmänner sollen sich näher kennen lernen, so dass Ausweise nicht mehr nötig sind.

Am Montag traten im Bezirk Neukölln 20 Wachschützer an 13 Schulen verteilt auf zehn Standorte ihren Dienst an. Nach dem Rückzieher der Firma Dussmann Ende Oktober hatte die Bielefelder Firma Germania den etwa 200 000 Euro teuren Auftrag des Bezirksamtes angenommen. Zunächst bis Juli 2008 gilt der Vertrag, für die Zeit danach haben zehn weitere Schulen Interesse angemeldet. Im März ist eine erste Überprüfung vorgesehen.

Die Wachschützer haben nicht überall Freunde. Als „paramilitärische Einheiten“ hatte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) ihren Einsatz kritisiert. So sehen die beiden Männer am Schultor jedoch nicht aus. Der 59-jährige Falkenberg hat etwas Bauch und der 49-jährige Mousavi schlohweißes Haar. So sollten nach den Vorstellungen von Schulleiter Krapp die Wachschützer auch aussehen. „Das sollen keine Rambos sein, sondern unsere Schüler freundlich begrüßen.“

Schulstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) betont, dass der Einsatz „nicht die Lösung ist“. Aber endlich passiere etwas, denn in den vergangenen zwei Jahren habe es in Neukölln bereits über 50 Übergriffe von schulfremden Personen gegeben. Das Albert-Schweitzer-Gymnasium kam vergleichsweise glimpflich davon. Schülern wurde vor dem Eingang schon das Handy geklaut, ein Alkoholiker verrichtete seine Notdurft auf dem Hof, ein anderer Mann hat in den Toiletten Papier angezündet. „Türsteher an einer Schule, an der es keine Gewalt gibt, sind sinnlos“, findet Benyamin Bozat aus der 13. Klasse. Die meisten Schüler geben jedoch an, sich sicherer zu fühlen, obwohl keiner von ihnen bisher bedroht worden sei. „So ist es besser für uns“, findet Gaikan aus Klasse sieben.

Konkreter ist die Bedrohung an der Röntgen-Realschule. Dort wurde im Juli ein Lehrer von einem Jugendlichen krankenhausreif geschlagen. „Wir müssen uns hier mehrmals die Woche anpöbeln lassen, das zehrt an den Nerven“, sagt Schulleiterin Marlis Meinicke-Dietrich. Ab sofort passen täglich von 7.30 Uhr bis 16 Uhr Önder Öztürk (28) und Christopher Kern (21) auf ihre Schule auf. Schon am ersten Tag gibt es einen kleinen Erfolg. Ein Jugendlicher will auf den Schulhof, Kern fragt ihn ob er auf die Röntgen-Schule geht. Als der Schüler ja sagt, fragt Kern nach seinem Schülerausweis. Daraufhin geht er. Zur Schule gehört er nicht.

Matthias Jekosch

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