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Schule: 100 Jahre für die Mobilität

Der ADAC feiert heute in seiner Gründungsstadt Stuttgart seinen 100. Geburtstag

Er ist zwar nicht der älteste Automobilclub des Landes – diese Ehre gebührt dem bereits 1999 100 Jahre alt gewordenen Automobilclub von Deutschland (AvD) – aber dafür mit rund 14,6 Millionen Mitgliedern der größte. Und auch er hat inzwischen das stolze Alter von 100 Jahren erreicht – bei ungebrochener Vitalität. Ein guter Grund, an diesem Wochenende zu feiern – in Stuttgart. Denn dort wurde schließlich am 24. Mai 1903 von 25 begeisterten Motorradfahrern die „Deutsche Motorradfahrer-Vereinigung" (DMV) gegründet, aus der sich der heutige ADAC entwickelte. Und so feiert man mitten in der Innenstadt des Gründungsorts – mit großem Aufgebot. Mit einer Präsentation des aktuellen Aufgabenspektrums von der Straßenwacht über die Rettungshubschrauber, die mobilen Prüfdienste und die verschiedenen Verkehrserziehungsangebote bis zu motorsportlichen Präsentationsfahrten mit Oldtimern – einige davon sind erst am letzten Wochenende bei der Eröffnung des neuen Berliner Oldtimerzentrums Meilenwerk nach Stuttgart auf die Reise gegangen, DTM-Boliden und modernen Formel-1-Rennern mit Ralf Schumacher und Kimi Räikkönen. Und den Jubeltag beendet um 21 Uhr ein großes Open-Air-Konzert mit den Scorpions auf dem Schlossplatz mit abschließendem Feuerwerk.

Blicken wir zurück. Schon im ersten Jahr erlebte der DMV ungeahnten Zuspruch, hatte am Jahresende bereits 1650 Mitglieder und war zur 1. Hauptversammlung – dem „1. Deutschen Motorradfahrertag" am 12. Mai 1904 mit mehr als 3300 Mitgliedern bereits der größte Kraftfahrerverband im deutschen Kaiserreich Und für viele Dienste, die heute zum Angebot des Clubs gehören, wurden damals die Grundlagen geschaffen: Eintreten für freien Verkehr mit Motorrädern, Abwehr ungerechtfertigter Verbote, Vorschriften und Geldauflagen, Veranstaltung von Wanderfahrten und Sportwettbewerben, Beschaffung günstiger Versicherungen, Rechtsschutz, Auskunftsstellen, Errichtung von Benzinstationen.

Bereits 1905 verließ der Club Stuttgart, zog in die Bayerische Hauptstadt München - und gab sich 1907 einen neuen Namen. Das Weglassen von drei Buchstaben machte aus dem DMV die „Deutsche Motorfahrer-Vereinigung". Nun waren auch die Autofahrer mit im Boot und 1911 gab sich der Club den bis heute bewahrten Namen „Allgemeiner Deutscher Automobil-Club“ (ADAC). Denn 12 000 der 17 000 Clubmitglieder waren bereits Wagenbesitzer.

Es ist unmöglich, auch nur in kurzen Worten einen Überblick über die Aktivitäten des ADAC in seinem ersten Jahrhundert zu geben. Darum nur ein paar Schlaglichter. Bereits 1912 stellte er in Berlin die ersten Verkehrsschilder auf – kombiniert mit Werbung übrigens. Zehn Jahre nach seiner Gründung hatte er bereits 20 000 Mitglieder – doch dann veränderte der Erste Weltkrieg die Welt und 1918 hatten die Deutschen als Besiegte andere Sorgen. Mühsam wurde der Club, der viele seiner Mitglieder verloren hatte, neu aufgebaut, kümmerte sich um die Förderung des Motorsports, der mit ADAC-Förderung in den Zwanzigern einen wahren Boom erlebte, gründete 1925 mit der ADAC-Motorwelt eine neue Clubzeitschrift, die diesen Namen noch heute trägt und schuf 1928 mit dem „ADAC-Straßen-Hilfsdienst" jene Organisation, die mit ihren „Gelben Engeln" – von denen derzeit 1715 auf den Straßen Deutschlands unterwegs sind – längst zu einem unentbehrlichen Helfer für alle Kraftfahrer geworden ist, die mit ihrem Fahrzeug in eine Notlage geraten sind. Die 2,4 Millionen Pannenhilfen pro Jahr in unseren Tagen sagen mehr als viele Worte.

1933 endete die ADAC-Geschichte für 13 Jahre – der Club wurde in den Einheitsclub „Der Deutsche Automobil-Club"(DDAC) des NS-Kraftfahr-Korps eingegliedert. Nach Kriegsende wurde der Club 1946 in der amerikanischen Zone neu gegründet – fing an bei Null. Er bezog wieder seine alte Zentrale in München. Und nun folgte Schlag auf Schlag die Schaffung immer neuer Dienste für die eine Massenmotorisierung erlebende Bundesrepublik. 1951 entstand der Auslandshilfsdienst mit kostenlosem Rücktransport von Fahrzeugen aus dem Ausland bis über die deutsche Grenze. Eine damals wichtige Hilfe, denn das Reisen mit Autos durch Europa verlangte vielfältige Grenzdokumente, deren Beschaffung eine der wichtigen Aktivitäten des ADAC wurde. 1954 wurde die ADAC-Straßenwacht wiedergegründet, 1957 entstand die ADAC-Reise GmbH, 1958 gab der Club den ersten Auslands-Schutzbrief heraus, 1964 wurde die Notrufzentrale in München eingerichtet und 1965 konnte der ADAC sein millionstes Clubmitglied begrüßen. 1970 entstand die ADAC Luftrettung, die heute mit 35 Rettungshubschraubern jeden Tag im Einsatz ist, im gleichen Jahr wurden die ersten Fahrsicherheits-Trainings für Pkw-Fahrer angeboten, 1974 entstand in Athen die erste eines heute europaweiten Netzes von Auslands-Notfrufstationen, 1975 wurde der ADAC-Ambulance-Service gegründet und 1975 die ersten Tourenpakete für reisende Clubmitglieder ausgegeben. Der ADAC gründete eine Rechtsschutz-Versicherung (1978), die Luftrettungs GmbH (1982) und 1990 schließlich – ein Jahr zuvor war die Mauer gefallen, den ADAC in der DDR. Zehn Millionen Mitglieder zählte der Club damals, der heute mit eigener Autovermietung, einer Service-Gesellschaft, der Fahrsicherheits-GmbH und dem Technik-Zentrum längst über ein breites Spektrum von Töchtern mit praktisch allen Angeboten verfügt, die für die Mobilität auf vier aber auch zwei Rädern wichtig sind.

Ein Club aber auch, der neben seinem breiten Dienstleistungs-Angebot für seine Mitglieder heute eine wichtige Stimme bei der Diskussion über verkehrspolitische Entscheidungen ist. Und mit dem soeben vorgestellten Programm „Mobilität im Jahr 2020" mahnt er die Politik, die Verkehrspolitik vom Ballast überholter ideologischer Positionen zu befreien, endlich zu erkennen, dass die immer wieder beschworene Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zu den klassischen Irrtümern der Verkehrspolitik gehört, ausreichend Mittel für Bau und Unterhalt eines leistungsfähigen Straßennetzes bereit zu stellen. Aus ADAC-Sicht sind Wirtschaftswachstum und ausreichende Transportkapazitäten zwei untrennbar miteinander verknüpfte Bereiche – wer Wirtschaftswachstum wolle, müsse deshalb akzeptieren, dass damit auch der Verkehr zunimmt und seine Vekehrspolitik darauf ausrichten. Die finanziellen Mittel, so Clubpräsident Peter Mayer, seien angesichts staatlicher Einnahmen aus Mineralöl-, anteiliger Mehrwertsteuer, Kfz-Steuer und Lkw-Gebühr durchaus vorhanden – die tatsächlich für den Bau und Unterhalt der Straßen ausgegebenen 16 Milliarden allerdings nicht ausreichend.

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