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Wie sind Berliner Schulen auf Amokläufe vorbereitet?

© dpa

Amokdrohungen: Wie sicher sind Berlins Schüler?

Auch in Berlin gibt es immer wieder Androhungen von Amokläufen an Schulen. Mit welchen Konzepten wird der Gefahr begegnet?

Von Matthias Schlegel

Es ist eigentlich unfassbar: Jeder Amoklauf ruft in der Folge sogenannte „Trittbrettfahrer“ auf den Plan. In Berlin wurden nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung allein im Schuljahr 2009/2010 – und damit unmittelbar nach dem Amoklauf von Winnenden – 63 verbale, schriftliche oder im Internet kursierende Amokdrohungen gemeldet. Im Schuljahr 2010/2011 waren es 51 Fälle, die damals vor allem über die Internetplattform „Isharegossip“ verbreitet wurden. Im vergangenen Schuljahr gab es „nur“ 17 entsprechende Meldungen, vier waren es bislang im laufenden Schuljahr.

Die Berliner Schulen sind, zumindest auf dem Papier, für den Notfall gerüstet: Ein dicker Notfallordner, unter dem früheren Bildungssenator Jürgen Zöllner im Februar 2011 in zweiter erweiterter Auflage vorgelegt, soll die Schulleitungen befähigen, insgesamt mit Gewalt- und Extremsituationen richtig umzugehen. Jede Schule verfüge über diese Pläne, heißt es aus dem Bildungssenat, und sie würden auch bei Drohungen angewendet.

Gegliedert ist das Kompendium in drei Gefährdungsstufen. In der höchsten, der Gefährdungsstufe III, steht die „Amoktat“ an erster Stelle, es folgen unter anderem Brandfall, Epidemien und Geiselnahmen. Priorität hat bei der Beschreibung des Notfallverhaltens, dass nach der Auslösung des Amokalarms an der Schule sofort die Polizei einzuschalten ist. „Eingreifen und Beenden obliegt ausschließlich der Polizei“, heißt es in der Handlungsanleitung. Und es werden ganz praktische Ratschläge für das Verhalten von Lehrern und Schülern gegeben: „Niemand darf sich unnötig in Gefahr begeben, Eigensicherung hat absoluten Vorrang. Täterkontakt vermeiden, höchste Lebensgefahr im Einwirkungsbereich des Täters. Provokation des Täters vermeiden. Wenn Lautsprecheranlage vorhanden, Warnung der Schulgemeinschaft.“

Die Bildungsverwaltung verweist darauf, dass es Schulungen des Schulpersonals in Zusammenarbeit mit Polizei und Schulpsychologie gebe. Für die Krisenteams an Schulen gebe es eine spezielles Fortbildungscurriculum der Schulpsychologie mit einem Modul „Amok“. Es würden jedoch keine Übungen mit Schülern durchgeführt: Einerseits sollten Schüler nicht zur Nachahmung angeregt werden, andererseits solle vermieden werden, dass Schüler durch Übungen in Angst und Schrecken versetzt und möglicherweise traumatisiert würden.

99 Prozent aller öffentlichen allgemeinbildenden Schulen in Berlin sind nach Angaben des Bildungssenats inzwischen mit einer Amokalarmanlage ausgestattet. In der Regel sind das elektrische Lautsprecheranlagen. Wo es sie noch nicht gibt, wird über Amoksignalanlagen gewarnt, deren Ton sich deutlich vom Feueralarm unterscheidet. Bei Neu-, Um- und Erweiterungsbauten sollen Berlins Schulen künftig generell mit Lautsprecheranlagen ausgestattet werden. Im April 2012 erhielten alle Schulen ein „Informationsschreiben Amokprävention“. Darin wurde auf die speziellen Alarmsysteme hingewiesen.

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