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Günter Peiritsch fürchtet, dass viele Familien nun gestresst sind.

© privat

Anmeldefristen für weiterführende Schulen: Ab jetzt heißt es warten

Ob die Wahl der Wunsch-Oberschule geklappt hat, darüber wird es erst im April Gewissheit geben. Landeselternsprecher Peiritsch fordert mehr Informationen für Eltern.

„Ich finde es ärgerlich, bis April auf neue Informationen warten zu müssen“, sagt die Rechtsanwältin Britta Kempke. Im Moment hilft ihr wie allen anderen Berliner Eltern von künftigen Siebtklässlern allerdings nur Geduld: Die Wunsch-Schulen sind ausgewählt worden, die Bewerbungen abgegeben. Die betroffenen Familien können nur noch abwarten – bis zum 8. April. Denn erst dann sollen die Oberschul-Bescheide verschickt werden, die darüber Auskunft geben, wer an seiner Wunsch-Schule angenommen wurde.

Bis zum vergangenen Freitag hatten sich in Berlin insgesamt 25 694 Schüler für die siebte Klasse angemeldet: zum ersten Mal nach dem neuen Verfahren. In dessen Rahmen werden die stark nachgefragten Schulen im März ein Drittel ihrer Plätze verlosen. Laut Senatsbildungsverwaltung sind zum jetzigen Zeitpunkt 44 von 121 Integrierten Sekundarschulen übernachgefragt. Bei den Gymnasien sind es 39 von 94. Britta Kempke gehört zu den Eltern, die sich von der gewählten Schule regelmäßige Informationen wünschen würden, zum Beispiel eine Angabe des Numerus Clausus. „Dann weiß man zwar immer noch nicht genau, ob es das eigene Kind geschafft hat, aber man hat immerhin einen Zwischenstand.“

Auch Berlins Landeselternsprecher Günter Peiritsch ist dagegen, dass die Eltern angehender Oberschüler bis zum 8. April keine Informationen bekommen: „Die Eltern haben ein Anrecht auf die Auskünfte.“ Dazu gehöre selbstverständlich auch die Angabe des Numerus Clausus. „Eigentlich sollte dieser in den Schulen ausgehängt werden“, findet Peiritsch. Eine Verunsicherung der Eltern durch zu viele und oft nicht exakte Informationen befürchtet er nicht. Das gesamte Anmeldeverfahren sei für die Eltern und Familien mit sehr viel Stress verbunden. „Die Schule und die Verwaltung sollten Verständnis für die Familien und deren Informationsbedarf aufbringen.“ Die späte Bekanntgabe der Ergebnisse setzt viele Eltern aber auch deshalb unter Druck, weil sie sich eine weitere Option freihalten möchten: ihre Kinder gegebenenfalls auf eine Privatschule zu schicken. Doch auch für diese Schulen laufen nach und nach die Anmeldefristen ab.

Eine andere Meinung zu den Informationen für die betroffenen Eltern hat Jochen Pfeifer vom John-Lennon-Gymnasium in Mitte. Dort müssen alle Bewerber einen Aufnahmetest absolvieren. Aber auch ohne dieses Testverfahren findet es der Schulleiter „nicht verantwortungsvoll“, die Eltern schon vorab über den Numerus Clausus zu informieren. „Das kann die Eltern und Kinder sehr stark verunsichern.“

Schulleiter Stephan Zapfe von der Carl-Zeiss-Schule in Lichtenrade rechnet für die angehenden Siebtklässler hingegen mit einem Numerus Clausus von 2,5. Zapfes Schule gehört zu den übernachgefragten Sekundarschulen. „Ich bin von der Nachfrage nicht sehr überrascht.“ Denn viele Eltern wünschten sich für ihre Kinder ein 13-jähriges Abitur, das an der Carl-Zeiss-Schule absolviert werden kann.

Lieber bis April auf Nachricht von seiner Wunsch-Schule warten will der Familienvater Michael Fink, dessen Tochter nach den Sommerferien ebenfalls auf eine Sekundarschule wechseln wird: „Den Zeitrahmen finde ich okay.“ Für die Kinder sei es im Endeffekt doch wichtig, Klarheit zu haben. Er versuche, bis April gelassen mit der Situation umzugehen.

Mehr Gelassenheit wünscht sich auch eine weitere Mutter: „Mir macht es nichts aus, bis April zu warten.“ Aber sie wolle nicht noch einmal erleben, dass die Wahl der weiterführenden Schule ihre Kinder so in Panik versetze. „Wir haben uns aus strategischen Gründen gegen unser Wunsch-Gymnasium entschieden.“ Und damit so gehandelt wie viele andere Eltern: Laut Zahlen der Senatsverwaltung haben einige stark nachgefragte Gymnasien weniger Anmeldungen erhalten als in den vergangenen Jahren.

Das findet auch Landeselternsprecher Günter Peiritsch bedenklich: Die Ungewissheit habe viele Eltern dazu veranlasst, „freiwillig in die zweite Reihe zu treten“. Eltern hätten für ihr Kind von sich aus nicht die beste Schule ausgesucht: „Wer macht das unter normalen Umständen?“

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