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Behindertenförderung: Regelschulen fühlen sich überfordert

Für die bessere Integration von Behinderten in Regelschulen fehlt nach Meinung vieler Experten nach wie vor das Geld. Der Ausbau der gemeinsamen Beschulung behinderter und nicht behinderter Schüler erfordert zusätzliche Mittel.

Der „Wille und das Bekenntnis“ zur Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelschulen sei zweifellos da, sagte die Leiterin der Friedenauer Fläming-Grundschule Rita Schaffrinna. Allerdings fehlten die finanziellen Voraussetzungen für die Umsetzung. Sie sprach mit ihrer Kritik am kürzlich von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) vorgestellten Konzept auch für die weiteren Experten, die gestern in den Schulausschuss des Abgeordnetenhauses geladen waren.

Die Bildungsverwaltung will die sonderpädagogischen Förderzentren auflösen und mit dem frei werdenden Personal einen gemeinsamen Unterricht behinderter und nichtbehinderter Kinder stemmen. Eine kostenneutrale Umsetzung dieser sogenannten „Inklusion“ sei aber „nicht realistisch“, sagte Klaus-Jürgen Heuel, Vorsitzender des Berliner Landesverbands Sonderpädagogik. Zwar komme die gemeinsame Beschulung laut wissenschaftlichen Studien allen Kindern zugute, auch nichtbehinderten. Dennoch würden sich mit zu wenig Geld zum Teil so extreme Verschlechterungen ergeben, dass die Ergebnisse sogar im Widerspruch zur UN-Behindertenrechtskonvention stünden. Die soll mit dem Konzept eigentlich umgesetzt werden.

Heuel wie auch die Vorsitzende des Berliner Grundschulverbands Inge Hirschmann kritisierten außerdem die geplante „zentrale Diagnostikstelle“, die die bezirklichen Untersuchungen zur Feststellung des Förderbedarfs ersetzen soll. Eine solche Stelle sei pädagogisch kontraproduktiv, hieß es, weil die Kinder nicht in ihrem sozialen Umfeld betrachtet werden könnten. Außerdem würden viele Eltern diese Stellen nicht nutzen – aus Desinteresse oder weil sei sich die Fahrt dorthin nicht leisten können. Zu hoher Verwaltungsaufwand und zu lange Wartezeiten würden dazu führen, dass die aktuelle Entwicklung der Kinder nicht berücksichtigt werden könnte. Die Befürchtung der Experten: Der Druck auf die Schulen werde mangels guter finanzieller Ausstattung so groß, dass diese nur nach Möglichkeiten zur „Exklusion“ suchen würden – nicht zur Inklusion.

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