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Berlin: Jede vierte Schule hat Qualitätsmängel

Inspektionen offenbaren einen erheblichen Verbesserungsbedarf. Die Bildungsverwaltung stockt Personal für gezielte Beratung auf.

Berlins Schulen haben noch viel zu tun, um die geplante Verschmelzung von Haupt- und Realschulen erfolgreich bewältigen zu können. Rund die Hälfte der Lehrer schafft es nicht, im Unterricht auf verschiedene Lernniveaus einzugehen. Jede zweite Unterrichtsstunde zeige „keine Ansätze von Differenzierung“, heißt es im jüngsten Schulinspektionsbericht, der am Freitag vorgestellt wurde. Allerdings gab es auch positive Ergebnisse. Dazu gehört, dass fast drei Viertel der 150 untersuchten Schulen einen „Großteil der Anforderungen“ erfüllen.

Der Bericht beinhaltet eine Analyse von 6300 Unterrichtsbesuchen sowie zahlreichen Interviews mit Lehrern, Eltern und Schülern aus 2007/08. Außerdem bilanziert er alle seit 2005 erfolgten 340 Inspektionen und enthält zusätzlich zu einer Gesamtauswertung auch schulartspezifische und regionale Vergleichsdaten. Wenn man die Schulen hinzunimmt, die aktuell besucht werden, ergibt sich, dass in Berlin inzwischen jede zweite Schule von einem Inspektionsteam besucht wurde.

Zu den positiven Ergebnissen der Inspektionen gehört, dass inzwischen mehr als 80 Prozent der Schulen Kontakt zu Partnern aus der Wirtschaft oder Vereinen geknüpft haben. Auch die Unterrichtsorganisation und die Schulgemeinschaft funktionieren fast überall gut. Zu den Problemen gehört die Methodik und hierbei vor allem die anhaltende Tendenz zum Frontalunterricht. Mitunter haben sich die Schulen auch mehr vorgenomen, als sie umsetzen: So haben sich zwar 150 Schulen ein Sprachförderkonzept ins Schulprogramm geschrieben, aber nur ein Drittel setzte dies auch zielgerichtet um, was angesichts der hohen Migrantenzahl als bedenklich angesehen wird. Negativ zu Buche schlägt auch, dass nur an rund 20 der 150 Schulen ein Konzept zur Förderung leistungsschwächerer und leistungsstärkerer Schüler vorlag. Nur an 27 Schulen gab es Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gespräche. In einigen Fällen mussten gescheiterte Schulleiter sogar umgesetzt werden.

Es sei „eine Illusion zu glauben“, dass sich auf die Schnelle solche grundlegenden Probleme wie die Methodenkompetenz beheben ließe, sagte der Referatsleiter für die Schulinspektionen, Axel Friebe, anlässlich der Vorstellung des Berichts. Allerdings können Schulen sich Hilfe holen. Dazu gehören zum einen Fortbildungsveranstaltungen. Zum anderen bekommen die Schulen, die bei der Inspektion schlecht abgeschnitten haben, ein Jahr lang Hilfe von dem Beratungsteam „proschul“, das in der Bildungsverwaltung angesiedelt ist. Geleitet wird es von Birka Schmittke, die als ehemalige Rektorin der Georg-Weerth- Realschule gezeigt hatte, wie man eine Schule zum Erfolg führen kann. Schmittkes Team wird jetzt von vier auf neun Stellen aufgestockt.

Damit Schulen gar nicht erst in diese Lage kommen, werden neue Schulleiter künftig „gecoacht“. Der langjährige Leiter des Lankwitzer Beethoven-Gymnasiums, Wolfgang Harnischfeger, hat ein entsprechendes Konzept entwickelt. Er wird zusammen mit sieben erfolgreichen Kollegen die neue Aufgabe übernehmen. Die Bildungsverwaltung unterstützt das Projekt und stellt Mittel bereit.

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