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Beurlaubungen: Keine Ausrede mehr für flexible Ferien

Hochzeiten, Todesfälle, Krankheiten: Kurz vor und nach den Sommerferien häufen sich traditionell Anträge und Atteste auf den Tischen der Schulleiter. Sie kommen von Eltern, die ihre Kinder von der Schulpflicht befreien wollen. Doch die Schulen werden strenger.

Es geht dabei um bares Geld, denn Flüge und Unterkünfte sind außerhalb der Sommerferien deutlich günstiger. Doch dieses Jahr haben die Berliner Beamten präventiv gehandelt: Seit Januar gibt es neue „Ausführungsvorschriften über Beurlaubung und Befreiung vom Unterricht“. Darin mahnt die Senatsverwaltung, Beurlaubungen unmittelbar vor oder nach den Ferien nur in Ausnahmefällen zu genehmigen. Schulleiter werden offiziell angehalten, kein Auge mehr zuzudrücken und die neuen Vorschriften bekannt zu machen.

Die Kampagne gegen Sonderurlauber scheint zu fruchten: „Die Anträge auf Befreiung sind deutlich zurückgegangen“, berichtet etwa Mario Dobe, Schulleiter der Hunsrück-Grundschule in Kreuzberg. Er hat die Eltern im März schriftlich auf Deutsch und Türkisch über die neuen Vorschriften informiert. Dobe zählt sieben aktuelle Anträge von Eltern. „In meinem ersten Jahr waren es über 50 Anträge“, sagt Dobe, der die Schule seit zehn Jahren leitet. Er führt die neue Zurückhaltung der Eltern auf seinen strengen Umgang mit Befreiungen zurück, aber auch auf die verteilten Informationsbriefe.

An der Kreuzberger Fichtelgebirge- Grundschule mussten die Eltern sogar unterschreiben, dass sie die neue Ferienregelung zur Kenntnis genommen haben. „Dieses Jahr sind unsere Klassen sichtbar voller als früher“, sagt Konrektorin Dorothea Madera. „Einige Eltern befürchten, dass sie am Flughafen ohne Schulbefreiung von der Polizei aufgegriffen werden“, sagt sie, „obwohl das in Berlin nicht der Fall ist.“ Es sei auffällig, dass die Klassen besser besucht sind als sonst zu dieser Jahreszeit.

Weniger Erfolg scheinen die neuen Vorschriften in den Schulen in Nordneukölln zu haben, wo viele zugewanderte, bildungsferne Familien leben: „Bei uns ist und bleibt das ein Problem“, sagt Schulstadtrat Wolfgang Schimmang, „die Klassen sind auch dieses Jahr wieder halb leer.“ Viele Eltern hätten mitbekommen, dass keine Genehmigungen erteilt werden, und ließen ihre Kinder stattdessen beim Arzt krankschreiben. „Dagegen kann man nicht viel machen“, so Schimmang, „man kann das nicht beweisen.“ In den Schulkonferenzen werde das zurzeit ständig thematisiert, und ein paar Schulleiter hätten schon Rat bei ihm gesucht. Doch eine Lösung scheint nicht in Sicht zu sein: „Informationskampagnen bringen in Neukölln nichts.“ Die Eltern wüssten bereits, dass Schulferien nicht flexibel sind. Ferda Ataman

Ferda Ataman

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