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Bildung: Kosten für Studienplätze explodieren

Das Centrum für Hochschulentwicklung meint, dass für den Studentenberg Abermilliarden fällig werden.

Der Studentenberg, der in den Jahren 2011 bis 2014 den Höhepunkt erreichen wird, kann ganz andere Dimensionen annehmen, als die Kultusministerkonferenz (KMK) und der Wissenschaftsrat im Jahr 2005 geglaubt hatten. Damals gingen beide Institutionen von 431 500 zusätzlichen Interessenten an Studienplätzen aus. Inzwischen liegen aktuellere Zahlen über die Besucher der Gymnasien, Fachoberschulen und Gesamtschulen mit integrierter Oberstufe vor. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) geht heute von über einer Million zusätzlicher Interessenten an Studienplätzen bis zum Jahr 2020 aus.

Die KMK will ihre Berechnungen der Studienanfängerzahlen erst zum Jahresende oder Anfang nächsten Jahres dem Wissenschaftsrat übermitteln. Diese Angaben sind die entscheidende Grundlage für die Kostenrechnungen zum Hochschulpakt II von Bund und Ländern. Das CHE hat nicht so lange gewartet und eigene Recherchen in den Schulministerien der Länder vorgenommen. Das Ergebnis hat nur eine Schwäche: Das CHE legte nicht nur die Schülerzahlen zugrunde, die bereits in der Oberstufe lernen, also die mindestens die elfte Klasse erreicht haben. Das CHE hat auch die Schülerzahlen einbezogen, die schon von den Grundschulen in die fünften Klassen der Gymnasien, Gesamtschulen und Fachoberschulen gewechselt sind. Das ist zwar mit Blick auf den weiten Prognosezeitraum bis 2020 verständlich, aber das Risiko erheblicher Schwundquoten auf dem Weg durch die Schulzeit von der fünften Klasse bis zur Oberstufe ist nicht von der Hand zu weisen. Das CHE legt also 1,1 Millionen zusätzliche Studieninteressenten zugrunde, die bis zum Jahr 2020 und noch danach zu versorgen sind, und kommt daher auf Gesamtkosten von 15,7 Milliarden Euro für zusätzliche Studienplätze im Zeitraum von 2010 bis 2020.

Wie der Leiter der CHE-Studie, Christian Berthold, dem Tagesspiegel mitteilte, geht das CHE bei den Übergangsquoten und den Kosten pro Studienplatz von den extrem knappen Berechnungsgrundlagen der KMK aus. Als Übergangsquote setzt das CHE 72 Prozent an und als Durchschnittskosten pro Student und Jahr 5500 Euro, was bei einem fünfjährigen Studiengang 22 000 Euro entspricht.

Kosten für eine bessere Betreuung der Bachelor- und Masterstudenten, wie sie der Wissenschaftsrat in seiner jüngsten Empfehlung mit jährlich 1,1 Milliarden Euro ansetzt, sind in die Berechnung des CHE nicht eingeflossen. Für die mittelfristige Finanzplanung in den Jahren 2011 bis 2015 und damit für den Hochschulpakt II rechnet das CHE mit Kosten für zusätzliche Studienplätze in Höhe von 6,7 Milliarden Euro. Eine bessere Betreuung würde 5,5 Milliarden Euro zusätzlich kosten. Eine Herausforderung für den Bildungsgipfel von Bund und Ländern im Oktober.

Uwe Schlicht

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