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An die Arbeiten. Kommende Woche schreiben Berlins Drittklässler wieder Vergleichstests in Deutsch und Mathematik. Die Ergebnisse sollten nach Plänen des Bildungssenators künftig veröffentlicht werden. Doch so viel Transparenz wird es wohl nicht geben. Kritiker fürchten, dass Schulen in sozialen Brennpunkten sonst völlig ins Abseits geraten.

© Kitty Kleist-Heinrich

Bildung: Vergleichstests bleiben Schulgeheimnis

Nach Experten-Kritik will Bildungssenator Zöllner auf die Veröffentlichung von Ergebnissen verzichten. Sein Paket zur Qualitätsverbesserung in Schulen und Kitas wird am Freitag vorgestellt.

Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will auf die hoch umstrittene Veröffentlichung der Ergebnisse von Vergleichsarbeiten nun offenbar doch verzichten. „Die Warnungen von Schulpraktikern und Wissenschaftlern haben ihn letztlich zum Umdenken bewegt“, hieß es am Mittwoch aus Schulleiterkreisen. Nach Informationen des Tagesspiegels bleiben andere Elemente seines lang diskutierten Qualitätspaketes aber erhalten. Die geplanten Neuerungen zur Qualitätsverbesserung in Schulen und Kitas will Zöllner am Freitag vorstellen.

Die Frage des Umgangs mit den Vergleichsarbeiten in den dritten und achten Klassen (Vera 3 und Vera 8) hatte stets im Zentrum der Auseinandersetzung gestanden. Zweimal hatte die Initiative „Schulen im sozialen Brennpunkt“ über 1000 Unterschriften gesammelt, um gegen Vera 3 zu protestieren. Kritik gab es an der Art der Aufgaben, vor allem aber an der Absicht, die Ergebnisse jeder einzelnen Schule künftig im Internet zu veröffentlichen und damit ein Schulranking zu ermöglichen.

Um diesen Disput zu klären, hatte Zöllner im Februar eine öffentliche Diskussion mit Fachleuten initiiert. Dort wurde deutlich, dass selbst „Pisa-Papst“ Jürgen Baumert keine Lanze für das Vorhaben brechen wollte. Auch Vertreter des Instituts für Schulqualität und leitende Mitarbeiter der Bildungsverwaltung bewerteten das Vorhaben kritisch. Ein Übriges taten dann offenbar die Warnungen von rund 50 Schulleitern aus Mitte, die in einer internen Sitzung Zöllner nochmals erläuterten, warum die Veröffentlichung der Ergebnisse aus ihrer Sicht keinen Beitrag zur Qualitätsverbesserung darstelle.

Das Hauptargument gegen die Veröffentlichung besteht darin, dass dies dem Sinn von Vera widerspricht: Die Vergleichstests sind nicht als Ranking-, sondern als Diagnoseinstrument angelegt. Schulen sollen anhand der Ergebnisse genauer feststellen können, wo die Defizite liegen. Eine Veröffentlichung der Ergebnisse würde unweigerlich dazu führen, so die verbreitete Überzeugung, dass die Lehrer gezielt auf den Test hinarbeiten oder sogar „schummeln“ würden, um das Ergebnis zu schönen. „Brennpunktschulen brauchen Wertschätzung, keine Bloßstellung“, mahnte am Mittwoch Inge Hirschmann vom Grundschulverband. Angesichts dessen, dass die nächste Vera-Arbeit schon am Dienstag geschrieben wird, warten die Schulen händeringend auf eine Aussage Zöllners, wie er es denn nun halten will mit der Veröffentlichung.

Selbst die sonst sehr für Transparenz streitende FDP-Abgeordnete Mieke Senftleben hält es vorläufig für besser, die Ergebnisse in den Schulen zu belassen. Dies sieht auch Schulexperte Özcan Mutlu von den Grünen so, ebenso wie Landeselternsprecher Günter Peiritsch.

Anders bewerten sie die Frage, ob die Ergebnisse der Abiturprüfungen und des Mittleren Schulabschlusses sowie die Schulinspektionsberichte zu veröffentlichen sind. Dieses Vorhaben Zöllners begrüßen sie, allerdings fordert Peiritsch, dass die Berichte zusätzlich in verständlicher und gekürzter Form zur Verfügung gestellt werden. Ebenfalls im Qualitätspaket erhalten bleiben dürfte Zöllners Vorschlag, die „Anerkennungskultur“ zu verbessern. Dazu gehört, dass neue Schulleiter bei einem Empfang offiziell begrüßt werden sollen. Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es dafür schon den ersten Termin. Zöllner will zudem einen „Berliner Schulpreis“ ausloben und fleißige Schüler mit kleinen Präsenten belohnen. Was aus seinem Vorhaben wird, alle Lehrer zu Fortbildungen zu verpflichten, Druck auf schwache Schulleiter auszuüben und die Sprachförderung in Kita und Grundschule zu verbessern, wird Zöllner ebenfalls Freitag sagen müssen.

Auslöser der Qualitätsdiskussion war vor einem Jahr das schlechte Abschneiden der Berliner Neuntklässler bei bundesweiten Vergleichsarbeiten gewesen.

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