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Bildungspolitik: Losverfahren: Rektoren setzen Zöllner unter Druck

Die Gemeinschaftsschulen bangen um ihre Zukunft. Falls Rot-Rot daran festhält, dass sie keinerlei Einfluss auf die Zusammensetzung ihrer Schülerschaft nehmen können, halten sie sich für nicht konkurrenzfähig. Die Linkspartei hat bereits angekündigt, den Beschwerden der Schulleiter nachzugehen.

Die Gemeinschaftsschulen bangen um ihre Zukunft. Falls Rot-Rot daran festhält, dass sie keinerlei Einfluss auf die Zusammensetzung ihrer Schülerschaft nehmen können, halten sie sich für nicht konkurrenzfähig. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) signalisierte am Mittwoch überraschend Gesprächsbereitschaft, ebenso die Linkspartei.

„Wir müssen prüfen, wie man eine Benachteiligung verhindern kann“, kündigte Linken-Bildungspolitiker Steffen Zillich an. Auch die Gemeinschaftsschulen müssten die Möglichkeit haben, leistungsstarke Kinder anteilig aufzunehmen, sofern entsprechende Anmeldungen vorlägen. Die GEW-Schulleitervereinigung schlägt nun vor, dass das Aufnahmeverfahren, das für Sekundarschulen undGymnasien geplant ist, auf die Gemeinschaftsschulen ausgedehnt wird: Sie sollen sich bis zu 70 Prozent ihrer Schüler selbst aussuchen können und müssten dann nur 30 Prozent der Plätze auslosen. „Andernfalls kann man davon ausgehen, dass die Gemeinschaftsschulen aufgeben und lieber Sekundarschulen werden“, erwartet Paul Schuknecht von der GEW-Schulleitervereinigung.

Tatsächlich ist die Wut an den betroffenen Schulen groß. Ausgerechnet diejenigen, die sich bei den Eltern Akzeptanz verschafft haben und deshalb auch viele Bewerbungen gymnasialempfohlener Kinder haben, sehen sich um die Früchte ihrer Anstrengungen gebracht, wenn die leistungsstarken Kinder im Losverfahren ausscheiden. Diesen Schulen fehlt dann die Leistungsspitze, die nötig ist, um zum Abitur führen zu können.

Zöllner hatte noch am Dienstag ablehnend auf die Forderung nach einem veränderten Aufnahmeverfahren reagiert und kategorisch festgestellt, dass die Kriterien „unvermindert fortgelten“. Es entspreche „dem Charakter der Gemeinschaftsschulen“, dass bewusst auf eine Bildungsgangempfehlung als Auswahlkriterium verzichtet worden sei. Dem widersprach am Mittwoch einer der angesehensten Rektoren der Stadt, Jens Großpietsch, von der Moabiter Heinrich-von-Stephan-Schule. Wer behaupte, dass eine gute Schülermischung nicht wichtig sei für das Gelingen einer Gemeinschaftsschule, der habe „keine Ahnung von Pädagogik“.

Der Widerstand hat offenbar gefruchtet. „Sollte in der Stadt die Erkenntnis reifen, dass das Aufnahmeverfahren für übernachgefragte Sekundarschulen und Gymnasien so attraktiv ist, dass es auch für die Belange der Gemeinschaftsschulen taugt, bin ich für eine Ausdehnung des Verfahrens auf die Gemeinschaftsschulen offen und gesprächsbereit“, teilte Zöllner mit. Allerdings könne das erst ab 2011/12 gelten.

Wie berichtet, hatte sich zunächst der Leiter der Britzer Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule, Robert Giese, gegen das jetzige Aufnahmeverfahren gewandt. Er bezeichnete es als „abenteuerlich“, dass er jetzt alle Kinder ins Losverfahren geben musste und dabei keinerlei Vorauswahl entsprechend seinem speziellen Wahlpflichtangebot für unterschiedliche Begabungen treffen konnte.

Mit Gegenwind muss Zöllner auch seitens der Gymnasien rechnen – und zwar im Zusammenhang mit der Schulzeitverkürzung. Er plant, dass die Gymnasialschüler mehr Kurse im Abitur anrechnen lassen müssen als Sekundarschüler, die nach 13 Jahren Abitur machen. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Landeselternausschusses am Dienstag ließ Zöllner durchblicken, dass er an seiner Meinung festhält. „Es gibt viele Elternvertreter, die dagegen klagen würden“, kündigte Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren gegenüber dem Tagesspiegel an.

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