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Bildungspolitik: Neue Lehrer werden künftig früher eingestellt

Eine Woche nach Schulbeginn sind noch nicht alle Lücken in Berlins Schulen gefüllt. Der Senat einigt sich auf beschleunigtes Verfahren. Die Grundschulen erhalten 103 zusätzliche Erzieher.

Bei einer „Blitzumfrage“ des Landeselternausschusses meldeten 85 Schulen einen Bedarf von insgesamt 46 Lehrern. Ob dieser Befund repräsentativ ist, konnte Landeselternsprecher Günter Peiritsch nicht sagen. Die Zahlen seien in jedem Fall „bedenklich“. Große Erwartungen knüpft er an die Ankündigung des Bildungssenators, dass ab kommendem Jahr die Bildungsverwaltung nach ihren Prognosen selbst entscheiden kann, wie viele Lehrer sie einstellt, ohne monatelang mit der Finanzverwaltung verhandeln zu müssen. Verzögerungen bei der Besetzung von Stellen durch langwierige Verhandlungen mit dem Finanzressort gab es auch bei den Erziehern: Am Freitag teilte die Bildungsverwaltung mit, dass jetzt 103 Erzieher für Grundschulen unbefristet eingestellt werden. Knapp 200 Bewerber seien eingeladen. Ab Mitte September sollen die neuen Erzieher den Schulen zur Verfügung stehen.

Peiritsch hatte rund 560 Schulen angeschrieben und nach fehlenden Lehrern, Erziehern und Sonderpädagogen gefragt. Nur 15 Prozent der Schulen reagierten bis Freitag und meldeten, dass ihnen neben den 46 Lehrern noch 30 Erzieher und Sonderpädagogen fehlten. Als Mangelfächer wurden vor allem Musik, Sport, Englisch, Mathematik und Physik genannt. Ob die anderen Schulen aus Zeitgründen nicht antworteten oder deshalb, weil sie keinen Bedarf haben, ist nicht bekannt. Dass die Gesamtschulen nicht befragt wurden, sei einem Versehen geschuldet, sagte Peiritsch.

Bislang sieht es so aus, als sei der Mangel sehr ungleich verteilt. Während viele Schulen das komplette Personal an Bord haben, fehlen anderswo gleich mehrere Kräfte. Brisant war die Lage zuletzt beispielsweise an der Lichterfelder Goethe- Schule, wo mindestens zwei Lehrer fehlen. Bis Kräfte gefunden sind, hat Direktorin Dagmar Porzelt in mehreren Fächern jeweils zwei Oberstufenkurse zusammengelegt, so dass Gruppen von „40 bis 50 Schülern“ entstehen – für sie soll es laut Porzelt „Vorlesungen“ geben, da in derart großen Gruppen kaum regulärer Unterricht möglich sei. Seitdem feststehe, dass durch Umsetzungen kein Ersatz organisierbar sei, werde ihr aber von der Schulaufsicht „unbürokratisch geholfen“, betonte die Leiterin. Bereits am Freitag seien acht Bewerber da gewesen.

Porzelt erging es wie vielen anderen Kollegen: Sie wusste im Frühjahr, dass ihr Lehrer fehlen würden, durfte aber nicht einstellen, weil erst der Bedarf für ganz Berlin feststehen und von der Finanzverwaltung genehmigt werden musste. Dieses Verfahren wird jetzt geändert. „Künftig kann nach der Prognose der Bildungsverwaltung eingestellt werden“, sagte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) dem Tagesspiegel. Darüber sei im Senat „Einigung erzielt worden“.

Landeselternsprecher Peiritsch reagierte erleichtert auf die Änderung. „Falls tatsächlich bereits im Frühjahr die Stellen ausgeschrieben werden können, müssten wir nicht mehr tatenlos zusehen, wie unsere besten Referendare die Stadt verlassen“, sagte ein Schulleiter. Weitere Verbesserungen des Verfahrens erhoffen sich die Schulen durch die neue Schülerdatei.

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