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Bildungsverwaltung: Gefährliche Rochade

Zwei Schlüsselpositionen hat die Senatsverwaltung für Bildung neu besetzt. An der Spitze der Schulaufsicht steht nun ein Mann, der schon manche Schule das Fürchten gelehrt hat.

Zwei Schlüsselpositionen hat die Senatsverwaltung für Bildung neu besetzt, aber neue Namen gibt es nicht. Wie das geht, hat sie am Freitag vorgemacht: Der mächtige Abteilungschef für Grundsatzangelegenheiten, Ludger Pieper, rückt an die Spitze der Schulaufsicht, die die brisante Lehrerverteilung organisiert, und Piepers bisheriger Stellvertreter Siegfried Arnz rückt auf Piepers Position - „bis auf Weiteres“, wie es vielsagend in der zweiten, nachgeschobenen Presseerklärung hieß. „Bis auf Weiteres“ bedeutet, wie Sprecherin Beate Stoffers erst auf Nachfrage erläuterte, „kommissarisch“. Was sie ebenfalls auf Nachfrage mitteilte, ist der Umstand, dass das ursprüngliche Bewerbungsverfahren für die Position des Schulaufsichtsleiters abgebrochen wurde, bevor jetzt Pieper den Posten bekam. Über Gründe will zurzeit niemand sprechen. Aber auch so ist klar, dass da irgendetwas nicht nach Plan lief. Denn eigentlich wurde Arnz für die Leitung der Schulaufsicht gehandelt. Er war es, der dem pragmatischen und mit den Schulabläufen bestens vertrauten Erhard Laube folgen sollte. Ob bei dieser favorisierten Stellenbesetzung die Bewerbung der ungeliebten ehemaligen Staatssekretärin Claudia Zinke (SPD) dazwischenkam, gegen die Arnz formal nicht hätte ankommen können, oder etwas anderes, ist - noch - ein gut gehütetes Geheimnis der Ressortspitze.

Nun also rückt Pieper statt Arnz in die Schulaufsicht. Der perfekte Verwaltungskenner hat schon als Landesschulamtsleiter manche Schule das Fürchten gelehrt. Er glaubte den Angaben seiner eigenen Statistiker stets mehr als den Schulleitern und zerschlug dabei mitunter Porzellan. Die Schulen werden das, falls Pieper nicht dazugelernt hat, mit Protesten kontern. Nicht einfach dürfte es auch für Arnz werden: Die von ihm organisierte Schulstrukturreform ist - verständlicherweise - noch nicht im sicheren Fahrwasser: Die Schulinspektionsberichte zeigen, dass längst nicht alle Fusionen gelungen sind. Hier läuft ein Prozess ab, den jemand genau im Auge behalten muss.

Umso wichtiger wird jetzt sein, dass Schul-Staatssekretär Mark Rackles den Überblick behält. Seine Senatorin Sandra Scheeres (beide SPD) hat noch mit der Vielzahl ihrer Aufgaben zu kämpfen. Im letzten Wissenschaftsausschuss vor der Osterpause brachte sie kein Wort heraus, als es um den Haushalt ging. Hier musste Wissenschafts-Staatssekretär Knut Nevermann die Kohlen aus dem Feuer holen. Kein Wunder, dass auch die Rochade im Schulbereich nicht die Unterschrift von Scheeres, sondern die des Schul-Staatssekretärs Rackles trug.

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