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Blog zum Nachlesen: 1300 Lehrer fordern "Gerechtigkeit im Lehrerzimmer"

In vielen Berliner Schulen fällt erneut Unterricht aus: Denn die angestellten Lehrer streiken am Dienstag. Mit einem Sternmarsch machen sie ihrem Unmut gegen ungerechte Bezahlung Luft. Die Eindrücke vom Streiktag können Sie in unserem Blog nachlesen.

Der Lehrerstreik in Berlin geht weiter. Am Dienstag sind wieder zahlreiche angestellte Pädagogen an Berliner Schulen in den Warnstreik getreten. Die Lehrergewerkschaft GEW hat mit bis zu 3000 Teilnehmern gerechnet, laut der Polizei beteiligten sich insgesamt um die 1300. Los ging der Streik an den einzelnen Schulen, wo die Lehrer durch Flyer auf ihre Forderungen aufmerksam machten. Mit einem Sternmarsch ging es weiter zum Potsdamer Platz, dort wurden die Forderungen bei einer Abschlusskundgebung noch einmal verdeutlicht. Alle Ereignisse des Tages zum Nachlesen finden Sie in unserem Blog:

11.55 Uhr: "Wir lassen uns nicht abhalten", ruft der GEW-Vorsitzende Hartmut Schurig zum Abschluss von der Bühne, "Frieden gibt es erst, wenn ergebnisorientierte Verhandlungen beginnen! Danke, dass Ihr alle gekommen seid!" Damit ist die Veranstaltung am Potsdamer Platz zu Ende. Langsam machen sich die Demonstranten wieder auf und verschwinden in verschiedene Richtungen. Schon am 21. Oktober ist der nächste Streik angesetzt.

11.48 Uhr: Die Stimmung am Potsdamer ist gut, obwohl viele der Streikenden mittlerweile durchnässt sind. Bei der Kundgebung inszenieren die angestellten Lehrer eine kleine Aufführung - Klaus Wowereit, Ulrich Nußbaum und Sandra Scheres waren auch dabei: als Papp-Masken. Sie werden von den Lehrern kurzerhand ausgebuht.

11.13 Uhr: Laut der Polizei halten sich die Verkehrsbehinderungen durch den Streik im Rahmen. Es gebe immer nur "kurzfristige Verkehrsbeeinträchtigungen, keine Katastrophe", so ein Sprecher.

11.04 Uhr: Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Beamten-, Angestellten- und Tarifpolitik der GEW Berlin, läuft ganz vorne mit. 750 Teilnehmer habe sein Zug, schätzt er, der Zug aus dem Norden sei genauso groß, vom Hansaplatz kämen um die 450 Demonstranten.

"Wir sind zufrieden! Um unsere Ziele zu erreichen müssen wir standhaft bleiben", so Mertens. Mittlerweile hat die Demo vom Kleistpark die Potsdamer Brücke erreicht.

10.55 Uhr: Die Polizei korrigiert die Teilnehmerzahl nach untern: Laut Polizeiangaben beteiligen sich insgesamt 1300 Lehrer. Insgesamt sind in Berlin 9000 Lehrer in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt.

10.40 Uhr: "Wir wünschen uns einen Tarifvertrag, in dem festgeschrieben ist, was wir verdienen und in dem alle Lehrkräfte von Berlin eingeschlossen sind, auch die Kollegen, die nur ein Fach unterrichten oder nicht grundständig studiert haben", meint Julia Kendler. Sie unterrichtet in Berlin seit fünf Jahren Deutsch für sehbehinderte und sprachbehinderte Schüler an der Helen-Keller-Schule Charlottenburg.

10.30 Uhr: Einer der drei GEW-Vorsitzende, Hartmut Schurig schätzt, dass sich 700 Lehrer in dem Zug befinden, der gerade von der Bildungsverwaltung am Alex zum Potsdamer Platz geht. Zusammen mit den 350 vom Hansaplatz und rund 750, die die GEW am Kleistpark ausgemacht sind, befinden sich jetzt rund 1800 Lehrer nach GEW-Angaben auf dem Weg zur Kundgebung am Potsdamer Platz.

10.15 Uhr: Der Regen ist stärker geworden: Mit Regenschirmen und Luftballons hat sich am Hansaplatz ein Zug von etwa 350 Streikenden in Bewegung gesetzt, der jetzt am Grips-Theater entlangläuft. "Vorn macht die Polizei gerade den Großen Stern dicht", berichtet die GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik. Die Verkehrslenkung Berlin hat noch keine Erkenntnisse über große Staus im Umfeld des Sternmarsches. 

Melanie Marschner und Matthia Lux von der Charly-Rivel Grundschule in Spandau sind trotz des schlechten Wetters gekommen.
Melanie Marschner und Matthia Lux von der Charly-Rivel Grundschule in Spandau sind trotz des schlechten Wetters gekommen.

© Karoline Kuhla

10.05 Uhr: Die Lehrer am Kleistpark sind losgelaufen. "Wir leben nicht mehr im Mittelalter, Senator Nußbaum, erkennen Sie das an! Die angestellten Lehrer haben zwar nicht die Vorteile des Beamtentums, aber alle seine Nachteile!", schallt es aus den Lautsprechern. Dazu Trillerpfeife und Trommeln.

10.00 Uhr: Melanie Marschner und Matthia Lux von der Charly-Rivel Grundschule in Spandau sind trotz des schlechten Wetters gekommen. Entgegen der Berichte in den Tageszeitungen wurden sie von ihren Kollegen und den Eltern der Schule in ihrem Anliegen unterstützt: "Wir möchten Sicherheit im Tarifsystem. Sonst kippt die Stimmung im Lehrerzimmer irgendwann noch." Bisher seien die verbeamteten Kollegen aber solidarisch.

9.45 Uhr: Bunt gegen den Regen eingepackt haben sich nach Schätzungen der Polizei bis kurz nach halb zehn bereits rund 400 Demonstranten am U-Bahnhof Kleistpark versammelt, 800 waren angekündigt. Um 9.44 Uhr wird von der Polizei die Potsdamer Straße Richtung abgeriegelt.

Finde den Fehler: Julia Kendler demonstriert heute gegen Ungerechtigkeit.
Finde den Fehler: Julia Kendler demonstriert heute gegen Ungerechtigkeit.

© Karolin Kuhla

9.15 Uhr: Am Hansaplatz sammeln sich die Streikenden, weil um 9.30 Uhr der Sternmarsch beginnen soll. Trotz der "ekligen Nieselluft", die die GEW-Vorsitzende Doreen Siebernik feststellt, seien etliche Streikende unterwegs. Am Morgen hat sie an der Reinhardswald-Grundschule in Kreuzberg vorbeigeguckt: "Da waren sieben Streikende mit Streikwesten und Transparenten vor der Tür", erzählt Siebernik. Die Kollegen hätten es "mittlerweile gut drauf". 

8.55 Uhr: An vielen Schulen stehen die Telefone nicht still: "Fällt Unterricht aus? Wann sollen unsere Kinder kommen, ist ihre Betreuung gesichert?", wollen die Eltern wissen. Auch Karin Kundel hat eigentlich gar keine Zeit für Presseauskünfte.

An ihrer Kurt-Schwitters-Sekundarschule in Prenzlauer Berg streiken heute "neun bis zehn" angestellte Lehrer. Einfacher hat es da die Heinrich-Zille-Grundschule in Kreuzberg. Hier gibt es nur fünf angestellte Lehrer, die überhaupt streiken dürfen und von ihnen sind nur drei im Ausstand. Außerdem ist heute kein einziger Lehrer krank. Dennoch fallen ein paar Unterrichtsstunden aus und es fallen Teilungsstunden weg, so dass in größeren Gruppen unterrichtet werden muss. 

Angestellte Lehrer der Aziz-Nesin-Grundschule in Kreuzberg streiken trotz Regen. Aufgeben wollen sie nicht.
Angestellte Lehrer der Aziz-Nesin-Grundschule in Kreuzberg streiken trotz Regen. Aufgeben wollen sie nicht.

© Sylvia Vogt

8.45 Uhr: An der Carl-Ossietzky-Schule und der Aziz-Nesin-Grundschule in Kreuzberg haben sich einige Lehrer eingefunden, aber nur wenige Schüler. Unterricht findet nicht statt, dafür eine Notbetreuung. "Mich stört die Ungerechtigkeit", meint die Mathelehrerin Yakin Esmen und begründet so ihre Teilnahme am Streik. Ein Kollege von ihr betont: "Wir machen so lange weiter bis sich etwas ändert."

8.40 Uhr: Am Rosa-Luxemburg-Gymnasium in Pankow streikt heute niemand. "Letztes Mal waren es zehn. Bei uns streiken entweder  alle angestellten Lehrer zusammen oder keiner", sagt Schulleiter Ralf Treptow. Die Streikabstinenz heute könnte daran liegen, dass jetzt in der Woche vor den Herbstferien viele Klassenarbeiten geschrieben werden, vermutet Treptow.

Geplant sind drei Sternmarsch-Routen

8.32 Uhr: Neue Ansage von GEW-Sprecher Erdmann: „Jetzt sind wir 13 Kollegen! Genau wie beim letzten Mal“ . Gegen 9 Uhr wollen sie in die U 7 steigen und zum Kleistpark fahren. Dort startet eine der drei Sternmarsch-Routen.

8.30 Uhr: An der Britzer Fritz-Karsen-Schule stehen jetzt sieben Kollegen vor der Tür bei den GEW-Plakaten. „Letztes Mal waren es mehr“, sagt GEW-Sprecher Tom Erdmann. Dass es ausgerechnet zum Sternmarsch regnet, sieht er mit Sorge.

13. Lehrer-Streik in Berlin

8.22 Uhr: Es ist der 13. Streiktag in diesem Jahr und zum ersten Mal macht das Wetter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen Strich durch die Rechnung: Im Regen sind die Lehrer zu ihren Schulen gekommen und im Regen sammeln sich die Streikwilligen  jetzt langsam vor den Schultüren.

8.10 Uhr: Bei Eltern und Schülern schwindet inzwischen das Verständnis für den Streik. „Wir dulden es, aber wir haben nicht mehr so viel Verständnis“, kommentierte Landeselternsprecherin Lieselotte Stockhausen-Döring den neuesten Warnstreik. Die GEW fordert seit November 2012 die Aufnahme von Tarifverhandlungen, mit dem Ziel, Einkommensunterschiede zwischen angestellten und verbeamteten Lehrkräften auszugleichen.

8.00 Uhr: Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) verweist in dem Konflikt auf die Zuständigkeit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder. Das Arbeitsgericht Berlin hatte aber im April dieses Jahres in einem Urteil die Position der GEW gestärkt. Im Moment ist keine Lösung des Konflikts in Sicht.

Darüber hinaus richtet sich der Unmut der Lehrer gegen die jüngst verordnete Mehrarbeit in Gestalt von zusätzlichen Präsenztagen und gegen die vielen Vertretungsstunden, die anfallen, weil sich alle Lehrer zwei Tage individuell frei nehmen können.

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