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Wollen sollen wir lernen?.

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Brennpunktschulen in Berlin: Zu kompliziert: Millionenhilfen werden gar nicht abgerufen

Seit einem Jahr gibt es das Bonusprogramm für Schulen in sozialen Brennpunkten. Der Senat ist zufrieden. Doch das Verfahren ist für die Schulen zu anspruchsvoll.

Vor rund einem Jahr standen viele Schulen in Berlin vor einer ganz ungewohnten Situation: Auf einmal stand ihnen Geld zu, viel Geld, und sie sollten selbst entscheiden, was sie damit machen. Bis zu 100 000 Euro bekamen Schulen, wenn sie viele Kinder aus armen Familien unterrichten, aus einem neuen Programm der Senatsbildungsverwaltung, dem sogenannten Bonusprogramm. Mit dem Geld können sie beispielsweise Sozialarbeiter oder Sprachtrainer einstellen, das Geld kann für das Elterncafé, die Schulbibliothek oder die technische Ausstattung der Aula verwendet werden.

Jetzt, rund zwölf Monate später, war für Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) Zeit für eine erste Bilanz. „Die Resonanz ist gut“, sagt sie. 219 Schulen mit über 84 000 Schülern nehmen bisher teil . Bald sollen auch Berufs- und Privatschulen einbezogen werden. 15 Millionen Euro sind im Haushalt pro Jahr vorgesehen. 2014 wurden davon allerdings 2,6 Millionen Euro nicht abgerufen.

Etliche Schulleiter waren überfordert

Das liegt wohl auch daran, dass es Anlaufschwierigkeiten gab. Etliche Schulleiter waren von den neuen Aufgaben überfordert. Diese Schwierigkeiten bestätigt die zuständige Fachreferentin der Bildungsverwaltung, die die Schulen berät. Für Anschaffungen und Einstellungen müssen sich die Schulen an das Landeshaushaltsrecht halten, bei Rechnungen ab 7500 Euro müssen Ausschreibungen gemacht werden. Scheeres kündigte an, dass das Verfahren vereinfacht werden soll. Eine Arbeitsgruppe erarbeite dazu Vorschläge. Zudem würde es in den Folgejahren einfacher, weil nicht alle Verträge neu geschlossen werden müssten. Scheeres wies darauf hin, dass die nicht abgerufenen Gelder nicht verfallen, sondern für andere Bildungsausgaben verwendet werden können.

Das Programm sei „sehr hilfreich“, sagt Sven Olsok-Becker von der Spandauer Grundschule am Beerwinkel. Seine Schule habe sich eine Stärkung des Kinderschutzes zum Ziel gesetzt und eine Psychologin eingestellt, die sich auch um familiäre Probleme kümmert. Außerdem gibt es jetzt eine Englisch-Dozentin für ein bilinguales Theaterprojekt.

Nicht ganz so begeistert ist die GEW. Die Vorsitzende Sigrid Baumgardt spricht von einer „Taschengeldstimmung in den Schulen.“ Schulen, besonders jene in sozialen Brennpunkten, würden immer mehr Budgets aus verschiedenen Töpfen verwalten. Dabei sei noch nicht klar, was das Programm wirklich bringe. Die Bildungsgewerkschaft fordert stattdessen eine bessere Personalausstattung und Regelfinanzierung.

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