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Schule: Der Weg ist das Ziel – im mobilen Büro

Man kann darin mailen, fernsehen, verhandeln: Der Multivan Business ist ein VW-Erfolgsmodell

Von Annette Kögel Er ist eine Club-Lounge mit Musikvideos. Ein Schlafzimmer mit verdunkelten Scheiben. Ein Multimedia-Büro mit Fax, Scanner, Thermodrucker und Kopierer. Eine Bar mit Schampus-Eistruhe und gekühltem Handschuhfach. Ein Wohnzimmer mit herausfahrendem Tisch und Digitalfernseher. Ein Internetcafé mit Ausklapp-Monitor. Ein Tagungsraum mit einander zugewandten Sitzen. Ein Rennbolide mit 173 kw und 200 Stundenkilometern Spitze. Und nebenbei ist er ganz einfach Auto: Der VW Multivan Business V6.

In dem rollenden Konferenzraum lassen sich Vorstände, Scheichs und Schauspieler dieser Welt chaufierren, bereiten Präsentationen und Autritte vor und unterzeichnen Verträge. Superstar Robbie Williams ließ sich im Mega-Bulli auf seiner Deutschlandtournee kutschieren. Der Business ist einer der hochkarätigsten Vertreter einer neuen Gattung von maßgeschneiderten Fahrzeugen.

Fahrgastzelle, Motor, Karosserie und vier Räder unten dran – von diesem automobilen Fortbewegungsprinzip hat sich die Autoindustrie schon lange verabschiedet. Die Menschen werden immer individueller, und mit ihnen ihre Autos. Da geht es schon mal buntgescheckt zu wie beim Polo Harlekin von VW, häßlich-wülstig wie beim Multipla von Fiat oder retro-like wie beim PT Cruiser von Chrysler. Doch selbst solch auffällige Serienmodelle sind manchen zu langweilig: Automobilisten von heute lassen sich in Fernsehhows wie „Pimp My Ride“ gewöhnliche Krücken mit technischem und optischem Schnickschnack von Autodesignerprofis liften. Der Volkswagen-Konzern kennt den Trend – seine Maßanfertigungs-Schmiede für Nutzfahrzeuge in Hannover-Stöcken boomt mit zweistelligen Zuwachsraten bei Freizeitmobilen wie dem California oder Highclass-Gefährten wie dem Business.

Das mobile Büro kostet zwischen 100 000 und 140 000 Euro, je nach Ausstattung – der Wagen wird meist geleast und später von der Steuer abgeschrieben. Dafür verbirgt sich hinter repräsentativem Pianoschwarzlack oder distinguiertem Reflexsilbermetallic exklusives Interieur. Bloß keine Umstände: Die hintere(n) Schiebetür(en) lassen sich über Druckknopf auf dem Autoschlüssel öffnen. Über die beleuchtete Edelstahltrittfläche geht es rein ins Online-Büro. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran, hoch, runter, hin und her – die Sessel lassen sich in alle Richtungen verstellen und sind natürlich beheizbar. Ssssrrrr – der Tisch fährt automatisch raus. Brrmmm – der Bildschirm im Dachhimmel kommt hinterher. Hinten links ist das Multimediabüro installiert, man muss nur aufpassen, dass man die Fernbedienungen für die einzelnen Geräte nicht verwechselt. Aber dafür gibt’s ja den Chauffeur.

Der muss einen sensiblen Fuß haben, denn bei der spurtstarken, aber sparsamen V6-Allrad-Automatik drehen die Reifen schnell durch – und die Herrschaften im Fonds werden in die Bentley-„Captain’s Chairs“ zurückgeschleudert. Da gucken Porschepiloten schon mal ungläubig hoch zum Fahrer. Mit Rotwein anstoßen empfiehlt sich nicht – wegen Pappelmaser und Luxusleder. Auf den für sensible Mägen diffizilen Sitze entgegen der Fahrtrichtung werden erfahrungsgemäß die Assistenten platziert. Mikrofone verstärken die Statements; Spezialkopfhörer schirmen die Außengeräusche ab. Das Piepsen der Sicherheitsabstandmelder lässt sich zum Glück abstellen; die Rückfahrkamera zeigt tags die besten Bilder. Der Mega-Bus fährt sich angenehm wie ein Kleinwagen. Künftig sollten die VW-Entwickler aber noch einen Parkplatz zum mitnehmen einbauen – und freie Fahrt bei Stau.

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