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Schule: Der zwischen Kadett und Rekord

Vor 30 Jahren erschien der brave Opel Ascona B – später wurde Walter Röhrl damit Rallye-Weltmeister

Plötzlich war er nicht mehr da. Über Jahrzehnte gehörte die zweite Generation des Opel Ascona zur Standardbesetzung im täglichen Straßenverkehr. Unauffällig reihte sich der Lückenfüller zwischen den Modellen Kadett und Rekord ein. Er wurde über all die Jahre nie als etwas Besonderes empfunden. So bemerkte kaum jemand, wie sich die Reihen des Biedermanns lichteten – nun wird der Ascona B 30 Jahre alt.

Schon bei seiner Vorstellung stieß der schlichte Ascona B bei Auto-Enthusiasten auf verhaltene Reaktionen - extreme Bewertungen waren auch nicht im Sinne der Erfinder. Schließlich war das Mittelklassemodell als praktischer Familientransporter für jene gedacht, denen ein Opel Kadett zu klein, ein Rekord oder gar ein Commodore aber zu teuer waren.

Doch immerhin: Gegenüber dem Vorgänger hatte die Zweitauflage einen gSchritt nach vorne gemacht. Als 1970 zum ersten Mal ein Auto mit dem Namen Ascona erschien, sah der Wagen noch aus wie ein etwas zu groß geratener Opel Kadett. Der 1975 vorgestellte Nachfolger präsentierte sich eigenständiger und orientierte sich optisch an den größeren Baureihen. Unter dem Blech fand sich aber noch eine ganze Menge jener technischen Merkmale, die bereits den Ur-Ascona auszeichneten.

Immerhin gab es innen nun Kopfstützen und Sicherheitsgurte, sogar komplette Türverkleidungen dort, wo noch wenige Jahre zuvor ein kleines Stück Kunststoff inmitten lackierter Blechflächen für ein Mindestmaß an Behaglichkeit stand. Im Motorraum thronten einsam die meist recht simpel aufgebauten Vierzylinder-Motoren des Hauses.

Auf der Suche nach mehr Komfort mussten sich Kunden durch eine ellenlange Aufpreisliste quälen – zum Glück gab es die Ausstattungspaketen. Typisch Opel war das „L“ in der Modellbezeichnung, das für die so genannte Luxus-Ausstattung stand. Dafür gab es Zierleisten, nett anzuschauende Felgen oder, ganz luxuriös, einen Zigarettenanzünder. Besonders plüschig zeigte sich die Variante Berlina. Familienväter mit sportlicher Grundeinstellung griffen zur Version SR.

Obwohl die Motorenpalette des Ascona B bei eher sparsamen 1,2 Litern Hubraum und 55 PS begann und 105 PS das Maximum darstellten, sollte der schlichte Opel noch eine echte Sportkarriere starten. Denn nach einigen Jahren Abstinenz keimte bei der Opel-Mannschaft der Wunsch nach neuen Siegen und Pokalen. Der leichte Ascona bekam schließlich den Zuschlag als Basisfahrzeug. Dass dem Auto Sportlichkeit anerzogen werden konnte, zeigte bereits Opel-Tuner Irmscher, der im Jahr 1979 mit dem i2000 einen 120 PS starken Ascona präsentierte. Für den Werkseinsatz ging Opel noch weiter und legte den 144 PS starken Ascona 400 auf. Mit dem Wettbewerbsmodell gewann Walter Röhrl die Rallye-Weltmeisterschaft.

Doch obwohl so mancher der rund 1,5 Millionen bis 1981 gebauten Ascona von Gebrauchtwagenkäufern mit Leichtmetallfelgen oder ausladenden Spoilern ziemlich verunziert wurde, färbten die Sporterfolge nicht wirklich auf das Image des Ascona ab. Ein echtes „Kult“-Auto ist aus ihm nie geworden. Aber immerhin – langsam bildet sich nun doch eine kleine Fangemeinde, die verbliebene Ascona hegt und pflegt. Solange sich noch halbwegs intakte Exemplare finden. gms

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