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Türöffner: Das Ehepaar Suzana und Salija Ismailovic.

©  D.Spiekermann-Klaas

Mittler zwischen den Kulturen: Ein Ehepaar betreut Roma-Kinder an Berliner Schulen

Die gelernten Mediatoren, Suzana und Salija Ismailovic, unterstützen Schüler im Unterrichtsalltag – Mit durchschlagendem Erfolg für alle Beteiligten.

Salija Ismailovic ist für den Sechstklässler die letzte Rettung vor der Mathe-Arbeit am nächsten Tag. Gerade hat er dem Jungen, der nach zehn Fehltagen die Arbeit schreiben soll, die Maßeinheiten erklärt. Manche Lehrer hatten den Roma-Jungen bereits abgeschrieben, der 56 Jahre alte Ismailovic jedoch spricht ihm Mut zu: Er ist seit sieben Jahren im Wedding als Roma-Mediator tätig.

Seine Frau Suzana und er arbeiten an der Humboldthain-Grundschule und der Willy-Brandt-Oberschule. Sie kommen aus Serbien und sind selbst Roma. Suzana Ismailovic kann sich noch daran erinnern, in ihrer eigenen Schulzeit als „Zigeunerin“ beschimpft worden zu sein. Sie ist Bautechnikerin, ihr Mann arbeitete als Automechaniker, bevor sie wegen des Krieges aus ihrer Heimat flüchteten. In Berlin absolvierten beide eine dreijährige Ausbildung zu Mediatoren.

An der Humboldthain-Grundschule betreut das Ehepaar nun 30 Kinder, sie nennen sie „unsere Kinder“. Sie begleiten die Kinder im Unterricht, sind Ansprechpartner auf Romanisch, Bosnisch und Serbisch, stellen den Kontakt zu Familien her und machen immer wieder auch Hausbesuche. Lehrerin Violetta Golabek sagt, die beiden fänden Zugang zu den Familien, den die Lehrer selbst nicht haben.

„Die Roma integrieren sich langsam“, sagt Suzana Ismailovic, „und langsam lernen auch die Lehrer dazu.“ Zum Beispiel wissen sie mittlerweile, dass eine schriftliche Einladung zum Elternabend manchmal nichts bringt – weil einige Eltern Analphabeten sind. Bevor es die Mediation gab, seien Roma-Kinder oft auf die Sonderschule geschickt worden, erzählt eine Kollegin. Aber manchmal habe dem Kind nur eine Brille oder ein Hörgerät gefehlt.

In der Willy-Brandt-Oberschule betreuen die Ismailovics rund 50 Jugendliche. Mit dem Übergang von Grund- zur Oberschule wachsen auch die Probleme: Ein 16-Jähriger möchte arbeiten gehen, aber Ausbildungsplätze, sagt er, seien für Roma sehr schwer zu finden. Ein Vater muss überzeugt werden, dass die Tochter mit zur Seminarwoche darf. Drei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren sind schwanger. Die meisten der Jugendlichen leben außerdem ohne sicheren Aufenthaltsstatus in Berlin, die Duldung müssen sie alle drei bis sechs Monate verlängern. „Das hängt wie ein Hammer über ihnen“, sagt Vertrauenslehrerin Silke Lehfeld, die die Ismailovics „die Türöffner“ nennt.

Wie lange sie das sein können, ist unklar: Die Mediation ist über die Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) nur bis Ende des Jahres finanziert.

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