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Schule: Ein Nissan-Sportler für jedermann

Der meistgebaute Sportwagen der Welt ist als 350 Z zurückgekehrt und kommt 2003 auch nach Europa

Amerikas Autokäufer waren begeistert. Denn mit dem Datsun 240 Z brachte Nissan im Herbst 1969 ein Auto auf den Markt, auf das man regelrecht gewartet hatte. Es bot mit seinem 2,4-Liter-Reihensechszylinder mit damals beachtlichen 96 kW (130 PS) Porsche-Fahrleistungen und mit seiner langen Motorhaube und der rundlichen Karosserie einen Jaguar-Stil und kostete damals, als man für einen Volvo 1800 E 4500 Dollar, für einen Corvette 5000 Dollar und für einen E-Type 5800 Dollar auf den Tisch legen musste, gerade einmal 3526 Dollar. Ein echtes Schnäppchen, das sich so gut verkaufte, dass Interessenten Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, fällige Kaufverträge mit hohen Aufschlägen gehandelt wurden und selbst Gebrauchte für deutlich mehr als den Listenpreis gehandelt wurden. Noch im Einführungsjahr wurden 9997 Exemplare des 240 Z verkauft, der sich schnell zum Kultobjekt entwickelte, 1973 eine Verkaufszahl von 52 556 erreichte und nach einem Vierteljahrhundert 1996 mit mehr als 1,4 verkauften Exemplaren weltweit als der erfolgreichste Sportwagen in die Automobilgeschichte einging – allerdings ohne Nachfolger.

Denn der hätte wegen strenger Bestimmungen für den Seitenaufprall eine völlige Neukonstruktion sein müssen. Und da Mitte der Neunziger der Dollar-Yen-Wechselkurs sich so dramatisch veränderte, dass 1996 ein Basis-Coupé des 300 ZX bereits 37 000 Dollar und ein Cabrio sogar 44 679 Dollar kostete, war eine Neuentwicklung vor dem Hintergrund der aktuellen Nissan-Finanzprobleme nicht realisierbar. Denn Nissan, in den Siebzigern Japans größter Autobauer und vor allem erfolgreichster Exporteur, erlebte in den Neunzigern eine der schwersten Krisen seiner Geschichte, in der für Autos wie einen Nachfolger des 300 ZX erst einmal kein Platz war – auch wenn dieses Auto einer der wichtigsten Imageträger des Unternehmens war.

So entstand eine Lücke im Nissan-Programm, die nicht nur in den USA schmerzte, sondern auch in Europa, wo die Z-Reihe mit Modellen wie dem 260 Z, 280 ZX und 300 ZX bald viele Freunde gefunden hatte – allein in Deutschland wurden zum Beispiel rund 6000 Exemplare des 280 ZX zugelassen. Doch der Gedanke an einen neuen Sportwagen wurde bei Nissan wach gehalten. Und seit das inzwischen weitgehend sanierte Unternehmen, das im März 1999 Allianz-Partner von Renault wurde, wieder auf Erfolgskurs ist, ging man konsequent daran, die Legende Z zu neuem Leben zu erwecken.

Ein nicht leichtes Projekt. Denn in den Neunzigern hatte sich in der Sportwagenszene eine Menge bewegt. Und besonders wichtig war, dass sich neben den teuren Hochleistungsfahrzeugen, die sich nur Wenige leisten konnten, mit Modellen wie dem BMW Z3, dem Mercedes SLK, dem Porsche Boxster, dem Audi TT Coupé und dem Honda S2000 eine neue Klasse relativ preiswerter und trotzdem sehr leistungsfähiger Sportfahrzeuge etabliert hatte. Und neben denen musste ein neuer Nissan Z sich sowohl preislich als auch technisch behaupten können. Das allerdings verlangte ein anderes Konzept als beim 300 ZX, der ein viel zu teures Auto geworden war.

Ein schwieriger Spagat. Denn selbstverständlich musste auch ein Nachfolger in allen wichtigsten Punkten auf dem aktuellen Stand der Technik sein. Doch er durfte nicht überladen sein mit zwar attraktiven innovativen aber letztendlich viel zu teuren Systemen. Das verlangte hohe Disziplin bei der Entwicklung ebenso wie eine sichere Vorausschau, was neue technische Entwicklungen angeht. Und Nissan hat dieses Problem gemeistert. Denn seit wenigen Monaten steht bei den amerikanischen Nissan-Händlern ein neuer Sportwagen – der 350 Z. Ein Auto, dessen Preise in Amerika bei 26 269 Dollar beginnen und bis zu 34 079 Dollar für die teuerste Version reichen. Damit ist der 350 Z auch für breitere Käuferkreise erschwinglich.

Die bekommen für ihr Geld einen im Design rundum überzeugenden zweisitzigen Sportwagen mit einer ausgesprochen attraktiven Linie, einem ansprechenden und vor allem im Qualitätseindruck besonders hochwertigen Interieur und, ein Nissan Z braucht nun einmal eine solche Maschine, einem 2,4-Liter Sechszylinder unter der Haube, der mit einer Leistung von 211 kW (287 PS) überzeugt. Das reicht für den Spurt auf Tempo 100 binnen rund sechs Sekunden. Beim Getriebe lässt man den Käufern die Wahl zwischen einem Sechsgang-Schaltgetriebe und einer Fünfgang-Automatik.

Nissan hat viel Aufwand getrieben beim Fahrwerk, eine völlig neue Mehrlenker-Konstruktion für die Vorderachse und eine aufwändige Mehrlenker-Hinterachse entwickelt, dem 350 Z so wichtige Assistenzsysteme wie die Fahrdynamikregelung VDC mitgegeben aber andererseits auch auf ein elektronisch geregeltes Fahrwerk ebenso verzichtet wie zum Beispiel auf Bediensysteme, die mit Spracheingabe arbeiten. Natürlich hat der 350 Z angetriebene Hinterräder und viel Wert bei der Aerodynamik wurde darauf gelegt, auch bei hohen Geschwindigkeiten über ausreichend Anpressdruck für eine sichere Straßenlage zu verfügen. Zudem schafft ein 200 Liter fassender Kofferraum die Voraussetzungen, um mit dem 350 ZX auch einmal auf größere Tour zu gehen. Rundum also „angepasste Technik“, die die Basis für exzellente Fahrleistungen, viel Fahrfreude und hohe Alltagstauglichkeit liefert, aber kein unnötiger Luxus, der ein solches Auto einfach zu teuer machen würde.

Auf dem amerikanischen Markt scheint dieses Konzept anzukommen. Und es könnte auch in Europa überzeugen, wo der Nissan 350 Z im Herbst eingeführt werden soll. Um Preise zu nennen, ist es noch zu früh. Doch die amerikanischen Preise erlauben immerhin den Hinweis, dass der 350 Z in Europa ein durchaus attraktives Angebot werden könnte.

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