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Schule: Erfüllung der Abgasnorm ist das Maß

Nicht immer ist dafür bei modernen Dieseln ein Rußpartikelfilter nötig

Die Entscheidung ist vor wenigen Wochen gefallen. Denn von 2008 an wird die deutsche Automobilindustrie alle Personenwagen mit Dieselmotor mit einem Partikelfilter ausrüsten. Damit ist erst einmal ein wenig Ruhe in eine Debatte gekommen, die unter dem Motto „Kein Diesel ohne Filter“ oft genug den Boden gesicherter Tatsachen verlassen hatte und eher emotional als sachlich fundiert geführt wurde. Den Vogel schoss dabei die Deutsche Umwelthilfe ab, die ein ganz normales Agenturfoto eines kleinen Jungen als das Bild eines an „Dieselasthma“ erkrankten schwerkranken Kindes verbreitete und sich damit als seriöser Partner in dieser Debatte disqualifizierte.

Doch trotz der Entscheidung für Partikelfilter in spätestens fünf Jahren geht die Debatte über Partikelfilter und vor allem darüber, ob Motoren mit einem Partikelfilter gefördert werden sollten, weiter. Und vor allem die Käufer von modernen Dieseln ohne Filter fragen sich, ob sie deshalb als Umweltsünder ein schlechtes Gewissen haben müssen.

Sie müssen das nicht. Denn diese Diesel gehören zu den modernsten Triebwerken, die mit Hilfe aufwändiger Maßnahmen zur Optimierung der Verbrennung und nicht weniger aufwändiger Techniken zur Abgasnachbehandlung in der Lage sind, die künftige strenge Abgasnorm EU4 eben auch ohne Partikelfilter zu erfüllen. Und allein die Antwort auf die Frage, ob ein Motor der Norm entspricht oder nicht, darf Maßstab für seine Bewertung sein. Dabei ist es unbedeutend, ob er das Ziel mit oder ohne Partikelfilter erreicht.

Die Abgasnormen sind deshalb so wichtig, weil sie die einzig verbindliche Grundlage sind, auf der Motorenentwickler überhaupt einen Motor bauen können, der den geltenden Gesetzen entspricht. Und Maßstab dafür, welcher Motor von 2005 an betrieben werden darf, kann nur die künftig geltende technische Norm EU4 sein, in deren Erfüllung von den Motorenentwicklern Milliarden investiert wurden.

Denn ihre gegenüber der bisherigen Norm erheblich strengeren Grenzwerte erforderten zum Teil ganz neue Motorengenerationen – insbesondere bei den Dieseln. Das sind Entwicklungen, die nicht von heute auf morgen geschehen, sondern Jahre dauern, bestimmt durch die Gesetze der Physik und nicht beeinflussbar durch kurzfristig aufkommende populistische Forderungen. Technik funktioniert eben anders als Politik und ist das klare Gegenteil von deren immer größerer Beliebigkeit.

Die EU4 legt Grenzwerte fest für alle relevanten Schadstoffe. Wie allerdings, mit welchen Techniken, welchen Verbesserungen bei der Verbrennung und bei der Abgasnachbehandlung diese Werte erreicht werden, ist den Ingenieuren überlassen. Die kommen zu recht unterschiedlichen Lösungen. So gehört der Toyota Avensis D-Cat zu den saubersten Dieseln, der mit seiner Technik wahrscheinlich auch eine strengere EU5 erfüllen könnte. Aber er arbeitet nicht mit einem klassischen Partikelfilter, sondern einem neuen System, das Stickoxide und Partikel gleichzeitig unschädlich macht.

Viele Hersteller von Dieseln haben es inzwischen geschafft, die Werte der EU4 auch ohne Partikelfilter zu erreichen, was insbesondere bei kleineren Fahrzeugen möglich ist. So präsentierte Volkswagen schon 2002 einen EU4-tauglichen Diesel ohne Partikelfilter. Auch die modernsten kleinen Diesel von Fiat, General Motors und vielen weiteren Herstellern erfüllen die EU4 ohne Filter.

Dagegen sind viele größere Diesel in schweren Fahrzeugen nur in Verbindung mit einem Filter auch EU4-tauglich. Blickt man in die aktuelle Liste des VCD, dann sieht man, dass alle deutschen Hersteller, die Partikelfilter anbieten, damit ausnahmslos die EU4 erfüllen. Was zum Beispiel der Filterpionier Peugeot bei vielen Motoren mit Filter erst seit jüngsten oder noch nicht schafft. Bei letzteren sind zwar die Partikelemissionen niedrig, dafür emittieren sie aber zum Teil erheblich mehr Stickoxide, als die EU4 erlaubt. Sie nur deshalb zu fördern, weil sie ein Filter haben, wäre da kaum der richtige Weg. Zudem hat Peugeot erst jüngst bekräftigt, auch künftig kleine Diesel ohne Filter anzubieten, wenn sie die EU4 erfüllen.

Und auch, wenn in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit eine Einigung über die Grenzwerte einer künftigen EU5 erreicht werden sollte, dürfte allein deren Erfüllung Maßstab über die Förderung sauberer Diesel sein. Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass schon bald auch andere Techniken als Partikelfilter es erlauben, noch sehr viel strengere Normen zu erfüllen.

Das alles ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass viele Autofahrer das Vorhandensein eines Partikelfilters höher bewerten als die Erfüllung der Abgasnormen. Das wiederum dürfte dazu führen, dass man selbst bei sehr modernen und besonders sauberen Dieseln Wertverluste beim Wiederverkauf im Kauf nehmen muss, wenn sie kein Filter haben. Hier scheint die unselige Debatte der letzten Zeit ein paar Maßstäbe verschoben zu haben. ivd

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