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Schüler der Charlottenburger Wald-Grundschule drehen einen Kurzfilm für das Kinderrechte-Filmfestival.

© Promo/kijufi

Filmfestival für Schüler in Berlin: Klappe auf für Kinderrechte

Am Donnerstag und Freitag läuft das Kinderrechte-Filmfestival in Berlin. Dafür haben Schüler Kurzfilme gedreht. Unsere Autorin war bei der Entstehung dabei.

„An diesem Tag seid ihr die Stars. Euer Film läuft auf der großen Leinwand. Mit rotem Teppich und allem“, verkündet Filmcoach Jan Rooschüz der Klasse 5b der Charlottenburger Waldgrundschule. „Wie bei der Berlinale“, meldet sich ein Mädchen aus der ersten Reihe zu Wort. Sie und die anderen Jungen und Mädchen der Klasse tuscheln begeistert. Alle haben sich ganz besonders auf diesen Tag im Oktober gefreut, denn heute stehen statt Mathe, Deutsch und Englisch die Themen Film und Kinderrechte auf dem Stundenplan.

Es ist der erste Tag des Filmprojektes von KiJuFi, dem Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin, der dieses Jahr zum dritten Mal in Berlin das „Kinderrechte Filmfestival“ veranstaltet. Mit sechzehn Klassen erarbeiten die Filmcoaches von KiJuFi Kurzfilme zum Thema Kinderrechte, die dann bei dem Festival im Kino aufgeführt und von drei Jurys bewertet werden. „Kinder auf der Flucht“ ist dieses Jahr das Thema, passend dazu bieten die Coaches ihre Workshops auch in Flüchtlingsheimen an. „Wir wollen den Kindern eine Stimme geben“, sagt Rooschüz, der als Filmemacher, Medienpädagoge und Dozent arbeitet. Die Klassen dürfen fast alles für ihren Film selbst entscheiden – das Drehbuch schreiben, die Rollen besetzen, Drehorte aussuchen.

Mit dem Handy haben alle schon mal gefilmt

Erst einmal müssen aber die Grundlagen geklärt werden. Rooschüz fragt in die Klasse: „Wer von euch hat denn überhaupt schon einmal mit einer richtigen Kamera gefilmt?“ Einige Schüler melden sich, erzählen von ihren Erfahrungen mit Geschwistern und Eltern. Mit dem Handy haben alle schon einmal ein Video gemacht und können deshalb auch mitreden, wenn es um die Frage geht, was es denn beim Filmen so alles zu beachten gibt. „Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen“, befindet Rooschüz. Gemeinsam mit den Kindern überlegt er, wen man den so alles an einem Filmset braucht. Schauspieler, na klar. Aber auch Aufnahmeleiter, Regie, Ton und Kamera sind mindestens genauso wichtig. Schließlich kann das Geschehen auf dem Bildschirm nur mit den richtigen Voraussetzungen funktionieren. Jan erklärt Hintergründe zum Film, zeigt verschiedene Einstellungen der Kamera, Perspektiven und Besonderheiten, die zu beachten sind. Die 5b ist mit Feuereifer dabei, immerhin wollen sie mit ihrem Film am Ende auf dem Gewinnertreppchen stehen.

Erstmal aber warten noch zwei Stunden Theorie zum Thema Kinderrechte auf sie. Der Verband KiJuFi sucht sich jedes Jahr Kooperationspartner, die diesen Teil übernehmen. Das Konzept: Kinder und Jugendliche arbeiten mit den Schülern, sind mit ihnen auf einer Ebene und können deshalb die Inhalte am besten vermitteln, erklärt Rooschüz. Neben Kids Courage und Kompax gehört auch Unicef zu den Partnern von KiJuFi. Von dem Kinderhilfswerk sind drei Studentinnen in der 5b und geben einen Überblick über Kinderrechte – eins von ihnen soll später Thema des Films werden. In Kleingruppen dürfen sich die Schüler schon einmal ausprobieren und erstellen kleine Sketche zu den Kinderrechten – an Ideen mangelt es hier auf jeden Fall nicht, jeder bringt eigene Ideen ein und diskutiert in der Gruppe mit.

Es geht um Schutz vor Krieg, Mobbing und Diskriminierung

Mitte Oktober steht es endlich: Das Drehbuch. „Missglücktes Willkommen“ heißt es und darin geht es um das Recht von Schutz vor Krieg, Mobbing und Diskriminierung und das Recht auf Gleichheit. Es ist ein Arbeitstitel, später wird der Film "Leila hat Angst" heißen. Die Kinder haben die Szenen selber geschrieben, die Rollen besetzt und auch schon öfter geprobt. Umso größer ist die Spannung, als es jetzt endlich losgehen kann. Zwei ganze Tage sind für den Dreh eingeplant – das ist nicht viel, sagt Jan. Normalerweise kommen an einem Drehtag nicht einmal sechzig Sekunden des Materials in den Film. Zweieinhalb Minuten pro Tag sind daher ein ganz schön großes Pensum. Alles muss also funktionieren. Der Tag beginnt jedoch gleich mit dem ersten Problem: Weil es regnet, müssen einige Szenen vom Schulhof nach drinnen verlegt werden. Also zieht Jan gleich am Morgen mit den Kindern des Filmteams los und guckt sich die Locations an, während die anderen noch einmal ihren Text proben. Das Set wird aufgebaut, für Kamera- und Tonmann und für Regie und Aufnahmeleitung gibt es eine kurze Einweisung in den Umgang mit der Technik – dann kann´s losgehen! Die erste Szene wird insgesamt zehn Mal gedreht, bis wirklich alles so aussieht, wie sich die Kinder das vorstellen. Immer wieder haben sie etwas zu verbessern, einen neuen Vorschlag, räumen das Set noch einmal um und probieren es mit einer anderen Aufstellung – und der Text passt auch noch nicht so richtig, das müsste man irgendwie anders formulieren!

Schließlich ist es geschafft: Die erste Szene ist im Kasten. Vier fehlen noch und dann muss das Ganze auch noch geschnitten und bearbeitet werden, bis es in einem Monat auf dem großen Filmfestival aufgeführt wird. Sieben Konkurrenten wird es für die 5b dann an diesem Tag geben, acht weitere Klassen führen am anderen Tag ihren Film auf. Ein kleines Team müssen sie dafür dann auch noch zusammenstellen, das die Fragen der Jurys beantworten kann. Denn natürlich gibt es am Ende auch etwas zu gewinnen: Drei Jurys – die Erwachsenenjury, die Kinderjury und die Onlinewelt – entscheiden über drei Preise, die an die Schüler vergeben werden.

Ob Gewinn oder nicht – auf jeden Fall werden alle Filme auf der großen Leinwand gezeigt: Im Filmtheater am Friedrichshain werden am 19.11. und 20.11. die Filme aufgeführt. Wer als Klasse nächstes Jahr am Festival teilnehmen möchte, kann sich online unter www.kinderrechte-filmfestival.weebly.com bewerben. Dort findet man auch das Programm. Der Besuch des Festivals gilt für Schulklassen als Unterrichtszeit, da das Festival zu den Schulkinowochen gehört.

Tabea Pauli

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