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Schule: Fortwo – auf in Runde zwei

Smart bringt im April die neue Generation seines Zweisitzers. Der soll sich besser fahren als der alte – bislang durften aber nur die Konzernchefs ans Steuer

Kein anderes unser europäischen Nachbarvölker lässt sich von Autos so begeistern wie die Italiener. Ist man dort mit einem neuen Modell unterwegs, kann man sicher sein, beim Tanken und auf Parkplätzen spontan auf die „bella macchina“ angesprochen zu werden. Doch bei keinem Volk auch spielt das Auto, das man dann tatsächlich fährt, eine so unbedeutende Rolle für den sozialen Status. Man fährt, was passt, und auch Spitzenmanager haben ganz im Gegensatz zu unseren Landsleuten kein Problem, mit einem Kleinwagen unterwegs zu sein. So erklärt es sich leicht, dass die Ewige Stadt zugleich die Stadt mit der größten Verbreitung des kleinen Smart Fortwo ist. Mehr als 50 000 davon rollen allein im dichten Stadtverkehr Roms – das ist jeder 15. der rund 750 000, die bislang gebaut wurden.

Mit dieser Zahl endet die erste Runde des Smart Fortwo. Nach einem schwierigen Start im Schatten der Turbulenzen um die damals neue A-Klasse sah es lange so aus, als würde es auch die letzte sein. Doch dann schrieb der Winzling doch noch eine Erfolgsstory und bescherte der Smart-Mutter DaimlerChrysler gewinnträchtige Produktionszahlen, die nach langen Verlusten niemand mehr erwartet hatte. Der Smart hat inzwischen bewiesen, dass für ein so unverwechselbares zweisitziges Auto entgegen vieler Prophezeiungen tatsächlich Platz ist. Gleichzeitig musste man allerdings erkennen, dass das wirklich nur für das Original gilt – und nicht für einen Smart Forfour und einen Smart Roadster. Beide durften ihr Gesicht nur für kurze Zeit auf unsereren Straßen zeigen – was man zumindest in einem Falle bedauern darf. Der Roadster hätte, richtig vermarktet, ebenfalls seinen Platz finden können. Doch die wirtschaftlichen Realitäten zwangen leider zur Beschränkung auf jenen Smart, der der smarteste ist und dessen Neuauflage den größten wirtschaftlichen Erfolg verspricht.

Das wiederum erklärt auch, warum der neue Smart Fortwo auf den ersten Blick ganz so aussieht, als sei er der alte. Und auch, wenn man beim zweiten Blick etwas schmaler geschnittene Augen, eine markante, nach oben weisende Sicke an den Flanken, kleine Lüftungsgitter über den Hinterrädern und einen etwas knackigeren Po erblickt, sieht man dem Fortwo zweiter Generation nicht an, dass er tatsächlich ein zu 90 Prozent neues Auto ist.

Das ahnt man schon eher, wenn man in ihm Platz nimmt. Zwar lässt auch das Interieur keinen Zweifel aufkommen, dass man es mit einem Smart Fortwo zu tun hat. Denn typische Elemente der Smart-Formensprache leben hier weiter – aber in ganz neuer Qualität, was die Grundform des Innenraums und vor allen die verwendeten Materialien angeht. Denn die bislang eher exzentrische und manchmal verspielte Gestaltung mit dem geschwungenen Cockpit ist einem erkennbar sachlicheren, seriöseren Stil mit geraden Linien gewichen – scheint, als sei der Kleine ein bisschen erwachsen geworden.

Doch alles, was die neue Generation grundlegend vom bisherigen Fortwo unterscheiden soll, ist nicht sichtbar, sondern nur im Sinne des Wortes erfahrbar – sein völlig neues Fahrverhalten.

Das praktisch zu erleben, war bislang allerdings nur den Entwicklern des neuen Fortwo sowie ihrem Chef Klaus Badenhausen und DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche vergönnt. Nach Fahrten nicht nur in dichtem Stadtverkehr, sondern auch auf Landstraßen quer durchs Gebirge von Nizza nach Turin kam Zetsche in eigener Sache zu diesem Ergebnis: „Er kann all das, wofür ihn seine Fans lieben – nur besser. Und er macht nicht nur im Dschungel der Städte eine überzeugende Figur, sondern fühlt sich nun selbst in den Alpen heimisch.“

Das zu hinterfragen, bestand angesichts einer rein statischen Weltpremiere auf dem obersten Deck eines großen Stuttgarter Parkhauses bislang noch keine Gelegenheit. Doch ein Blick auf die Veränderungen, die die Entwickler für die neue Generation vorgenommen haben, lässt erwarten, dass sie wirklich bemerkenswerte Fortschritte gemacht haben. So soll Niki Lauda, der neben seiner Fluglinie Fly Niki auch eine Fahrzeugvermietung mit 500 Smart betreibt, künftig nicht mehr klagen, dass ihm bei ruckartigen Schalten des Fortwo die Mütze vom Kopf rutscht. Käufer des ab April 2007 verfügbaren neuen Fortwo können sich zugleich über mehr Platz und insbesondere einen knapp 50 Prozent größeren Laderaum freuen, und kraftvollere Motoren sowie ein neues Fahrwerk versprechen mehr Fahrfreude. Und das alles zum bekannten Preisniveau.

Gründlich überlegen sollte man bei Smart allerdings, ob man den besonders sparsamen Diesel, der ein echtes Dreiliterauto ist, anfangs wirklich mit einem offenen Rußpartikelfilter auf den Markt bringt. Das bietet eine unnötige Angriffsfläche. Wenn hier kurzfristig keine technische Lösung möglich ist, sollte man den Diesel-Start in Deutschland besser so lange verschieben, bis ein geschlossenes Filtersystem verfügbar ist.

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