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Fremdsprachenwahl: Schulen buhlen um Französisch-Kinder

Immer weniger Kinder wollen Französisch als erste Fremdsprache wählen. Das hat weit reichende Konsequenzen für die Schul-Standorte.

Jede Woche muss Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles irgendeinen Brandherd löschen. Mal stehen die Lehrer auf der Matte, das nächste Mal die Eltern oder auch mal die Schüler. Bisher gelingt es ihm ganz gut, die Wogen zu glätten, indem er den Wünschen der Schulen weit entgegenkommt. Zuletzt bekam die Nikolaus-August-Otto-Gemeinschaftsschule in Lichterfelde ihre gymnasiale Oberstufe, und das Rheingau-Gymnasium in Friedenau darf Französisch als erste Fremdsprache behalten.

Im letztgenannten Fall war Rackles in der Pflicht, nachdem er sich die Unterstützung des Französischen auf die Fahnen geschrieben hatte. Immerhin hat das Rheingau-Gymnasium die größte Nachfrage im Bezirk. Dennoch wollten die Verantwortlichen auf Senats- und Bezirksebene der Schule das Angebot wegnehmen, um die Kinder aus Friedenau an zwei andere Gymnasien in Schöneberg und Tempelhof umzuleiten.

Diesen Vorgang zu verstehen, ist nicht ganz einfach, zumal die anderen beiden Gymnasien eine wesentlich schwächere Nachfrage im Französisch-Bereich haben. Auf die Frage, warum dann nicht an den schwächer nachgefragten Standorten Französisch dicht gemacht werden soll, geben die Verantwortlichen die Auskunft, dass die soziale Mischung verbessert werden soll: Die „Franzosen“ haben nämlich häufiger einen bildungsbürgerlichen Hintergrund.

So etwas nennt man planwirtschaftliches Denken: Man verlagere ein Angebot und schon wechseln die Bildungsbürger die Schule. So einfach dürfte das aber nicht sein: Wenn Eltern sich nämlich für eine bestimmte Schule entscheiden, wählen sie in erster Linie die soziale Mischung und erst in zweiter Linie das spezielle Profil. Ergo: Wenn man dem Rheingau das Französische als erste Fremdsprache wegnimmt, wählen die Familien, die dorthin wollen, eben künftig eine andere Sprache. Das ganze Geschacher hätte also nur den einen Effekt: die Schwächung des Französischen. Möglicherweise hat Rackles das durchschaut. Susanne Vieth-Entus

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