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Schule: Frischer Franzose

Renault hat den kompakten Mégane für die zweite Lebensphase fit gemacht

Bei den Autos ist es wie bei den Menschen: Kommen sie in die Jahre brauchen sie etwas Kosmetik. Auch der Renault Mégane musste zum Facelift. Wäre er ein Patient aus Fleisch und Blut, dann gefiele ihm sicherlich das Ergebnis. Aber für ein Ding aus Blech (und ungewöhnlich gestyltes obendrein) fielen die Retuschen des Teams um Chefdesigner Patrick le Quément erstaunlich zurückhaltend aus. Wer kein Mégane-Lenker ist, dem wird erst auf den zweiten Blick auffallen, dass da etwas anders sein muss. Da sind die Augen, äh pardon, die Scheinwerfer, die einen mit transparenten Abdeckungen anfunkeln. Zusammen mit dem stärker zugespitzten Grill und dem neu gestylten Lufteinlass grinst der frische Franzose ziemlich grimmig. Das soll natürlich so sein. Denn in der Sprache der Autodesigner hat die Mégane-Familie aus Drei- und Fünftürer sowie dem Kombi Grandtour und dem Coupé-Cabriolet ein kraftvolles Erscheinungsbild erhalten.

Ein wenig Power kann der Franzosen-Golf auch gebrauchen, denn im vorigen Jahr sind die Zulassungszahlen um ein Fünftel (beim Drei- und Fünftürer) zurückgegangen. Sicherlich hat dabei eine Rolle gespielt, dass potenzielle Käufer erst mal die Modellpflege abwarten wollten. Entschieden sich 2004 noch rund 34 000 Käufer für einen drei- oder fünftürigen Mégane, so waren es 2005 nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes nur noch etwas mehr als 26 000. Dennoch zeigt sich Renault offiziell sehr zufrieden, weil das Cabrio und der Grandtour gut ankommen. Ein wenig verdrießlich reagieren die Veranwortlichen des Konzerns dann schon, wenn sie erklären sollen, weshalb es der „normale“ Mégane zwar zum deutschen „Auto des Jahres 2003“ geschafft hat, aber nicht zum Liebling der deutschen Nation. Lieber verweisen sie darauf, dass das „meistverkaufte Automobil in Westeuropa“ einen Rhombus am Kühler trägt. Dabei waren die Créateurs d’Automobiles bei der Markteinführung 2002 doch so stolz auf das mutige Design. In der Tat wirkt das Heck noch immer spacig. Die Eigenwilligkeit des Mégane ist sicherlich auch der Grund dafür, dass er hierzulande die Käufer polarisiert. Es gibt nur Liebe oder Hass – schlecht fürs deutsche Gemüt mit seinem Hang zu Kompromissen.

Doch nicht nur das Blechkleid hat Renault aufbessern lassen. Vielmehr erhielt der Kompakte ein neues Interieur. Die Instrumente sehen schnittig aus, und je nach Ausstattungsvarianten (die weiter Authentique, Dynamique und Previlège heißen) glänzen sie auch schon mal mit Einfassungen aus Chrom. Besonders stolz sind die Franzosen auf die Zusatzausstattungen, die „Oberklasseniveau“ demonstrieren sollen. So braucht man mit der Keycard nicht einmal mehr einen Schlüssel, um das Auto zu öffnen. Gestartet wird der Motor per Knopfdruck. Serienmäßig ab der Variante Dynamique aktivieren sich die Scheinwerfer (bei Dunkelheit) und Scheibenwischer (bei Regen) automatisch.

Wer will, kann obendrein eine Einparkhilfe ab Werk ordern – wegen der eingeschränkten Sicht durchs fast senkrecht stehende Heckfenster und der lackierten Stoßfänger ein Muss. Verschiedene neue Audioanlagen stehen zur Wahl. Dazu gesellt sich bei Bedarf auch ein weiterentwickeltes Navigationssystem. Uneingeweihte seien aber gewarnt: Wer sich erstmals von solch einem System lotsen lässt, der sollte unbedingt zuvor einen Schnupperkurs auf der Kommandobrücke des Raumschiffs Enterprise gemacht haben.

Bei helleren Farben im Innenraum (die Farbe Beige erlebt eine Renaissance) und anderen Stoffen für die Sitze soll Freude beim Fahren aufkommen. Ansonsten sind die inneren Werte die alten geblieben, das komfortable Fahrwerk blieb erhalten. Unverändert ist auch der (hohe) Sicherheitsstandard des Mégane mit bis zu zehn Airbags, ESP und ABS. Verbessert haben die Konstrukteure die Servolenkung, die nun direkter arbeitet. Damit macht es richtig Spaß, den Mégane um die Ecke zu bringen.

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