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Schule: Herr der Ringe

Audi bringt im nächsten Jahr seinen Luxusliner mit den Fahrleistungen eines Porsche. Erste Begegnung mit dem neuen S8

Sein Name ist schlicht: S8. Man protzt nicht – zumindest beim Namen nicht. Der Typ mit vier Ringen im Gesicht und 450 PS unter der Haube ist voll gepackt mit allem, was Audis Abteilungen Technik und Luxus in Ingolstadt hergeben.

Als Motor setzt Audi zum ersten mal einen Zehnzylinder ein. Der V10 mit seinen 450 PS und 5,2 Litern Hubraum ist leichter und kompakter als ein Zwölfzylinder, er benötigt keine schweren Kolben und Pleuel. Im Zusammenspiel mit der rennsportbewährten FSI-Direkteinspritzung soll die Maschine dem Luxusliner die Fahrleistungen eines hochkarätigen Sportwagens ermöglichen.Tatsächlich kann der S8 sogar mit dem schnellen Porsche 911 mithalten. Den Spurt von 0 auf 100 absolviert er mit 5,1 Sekunden nur einen Wimpernschlag „langsamer“ als der Zuffenhausener (5,0). In der Spitze legt Audi dem S8 die übliche und typische Zurückhaltung auf. Der Zehnzylinder wird elektronisch bei 250 km/h abgeregelt. Bis dahin schlagen die 450 PS zu wie der Hammer des Donnergottes Thor. Hat sich der erst einmal ans Gas gehängt, knallt er dem Fahrer die lederne Rücklehne ins Kreuz und stürmt verwegen nach vorne.

Dabei war der Begriff Donnergrollen für das Arbeitsgeräusch eines Motors nie angemessener als hier. Schlüsseldreh – und der V10 beginnt, donnernd zu grollen. Und je höher die Drehzahl steigt, desto böser grollt er. Nie jedoch schleicht sich wie bei fast allen anderen Wagen eine hohe Frequenzspitze in den orchestralen Sound hinein, kein Diskant, kein schriller Ton, kein Kreischen – nur Grollvariationen von 1.000 bis 7.000 Umdrehungen.

Beim Verbrauch gibt sich der Zehnzylinder-FSI mit durchschnittlich 13,4 Litern Super pro 100 Kilometer erstaunlich bescheiden. Kein Wert, dessen die Ingenieure sich schämen müssten, wenn man Größe und Leistungsvermögen fair gegenüberstellt. Der S8 liegt wie ein hochkomfortables Brett auf der Straße, die Lenkpräzision ist ausgezeichnet. Das luftgefederte S8-Fahrwerk ist eine sportlich modifizierte Version des A8-Basisfahrwerks; der Leistungsfähigkeit entsprechend ist es straff abgestimmt, weist aber dennoch ein genügendes Maß Komfort auf. Die Dankbarkeit aller gut betuchten Tempo- liebhaber ist den Abstimmern sichern.

Das Fahrverhalten ist überaus gutmütig: In schnell gefahrenen Kurven schiebt der S8 dezent über die Vorderräder und reagiert auf abrupte Lastwechsel stoisch. Traktionsprobleme kennt die straff abgestimmte Limousine mit permanentem Allradantrieb nicht. Der S8 erfreut serienmäßig mit einer Sechsstufen-Tiptronic, deren Auslegung sportlichen Ansprüchen absolut genügt. Und das Bremsen vollzieht sich mit den optionalen Keramikbremsen entsprechend vehement.

Auch innen gibt der S8 den noblen Spitzensportler. DieLedersitze bieten hervorragenden Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Die Nadeln der Instrumente sind in Weiß gehalten, ihre Skalen in Hellgrau und ihre Ziffern in S-typischer Kursivschrift. Am Drehzahlmesser und am unteren lederbezogenen Lenkradkranz prangt das S8-Emblem. Und wenn man wirklich einmal nur so dahin rollen will, begleiten einen die Dänen Bang & Olufsen: Gegen Aufpreis versenkt Audi 14 Lautsprecher der High-End-Schmiede, jeder davon mit einer eigenen Endstufe.

Der S8 ist ein Edelrenner mit gehörigem Spaßfaktor. Schade, dass der Preis so prohibitiv ist. 97 600 Euro – das sind immerhin 190 889 DM. eric/ar

MOTOR

Zehn Zylinder;

5,2 Liter Hubraum;

450 PS/331 kW;

maximales Drehmoment von 540 Newtonmeter

bei 3500 Umdrehungen

FAHRLEISTUNGEN

In 5,1 Sekunden

von 0 auf 100 km/h;

Spitze 250 km/h

(dann wird abgeregelt);

13,4 l Super/100 km

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