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Hochschulen: Langsam wird die Lehre besser

Wegweiser für die Unis: Im neuen CHE-Ranking bieten die Berliner Hochschulen ein durchwachsenes Bild.

In der Forschung sind die Berliner Universitäten in vielen Bereichen Spitze – die Studierenden beklagen sich dagegen weiterhin über mittelmäßige Studienbedingungen, obwohl diese sich in manchen Fächern inzwischen verbessern. Dieses durchwachsene Bild der Hochschulen in der Hauptstadt zeichnet das aktuelle Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), das heute erscheint und ausführlich im neuen „Studienführer“ der Zeit nachzulesen ist. Wie jedes Jahr hat das CHE ein Drittel der Fächer neu bewertet, Schwerpunkt sind dieses Mal die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Jura.

In den Rechtswissenschaften verbessern sich die Freie Universität (FU) und die Humboldt-Universität (HU) beim Kriterium „Studiensituation insgesamt“ ins Mittelfeld – sie gehören damit bereits zu den Aufsteigern im Ranking. Im Detail werden die beiden Unis allerdings unterschiedlich bewertet. Während die FU für ihre Bibliotheksausstattung mit einem Platz in der Spitzengruppe belohnt wird und bei der Betreuung im Mittelfeld liegt, landet die HU bei beiden Kriterien in der Schlussgruppe. Dafür glänzt die Viadrina in Frankfurt/Oder mit Spitzennoten in der Lehre und teilweise auch in der Forschung – sie ist mit der privaten Bucerius Law School in Hamburg die deutschlandweit am besten bewertete Uni. Die Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) landet bei allen Kriterien im Mittelfeld.

Die Politikwissenschaft gehört anders als Jura zu den Fächern, bei denen fast alle Hochschulen auf den Bachelor umgestellt haben. Inwieweit das Urteil der Studierenden in den neuen Bachelor-Studiengängen von dem der alten Diplom- und Magisterstudierenden abweicht, geht allerdings aus der Rangliste nicht hervor – die Urteile von Studenten mit verschiedenen Abschlüssen werden in allen Fächern gemeinsam abgebildet. Die Berliner Studenten sind mit den Studienbedingungen in der Politik mäßig zufrieden; FU und HU landen hier in allen Kategorien im Mittelfeld. Für die FU bedeutet das bei der Betreuung aber eine Verbesserung. Die Forschung wird an der FU von den Professoren als sehr gut eingeschätzt (die HU ist nicht bewertet); beide Unis gehören auch bei der Einwerbung von Drittmitteln zur Spitze. Deutschlandweit führen mit Spitzennoten in allen Bereichen Bremen und Mannheim.

In der Soziologie liefern sich die HU und die Technische Universität (TU) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. An der HU wird die Studiensituation als sehr gut bewertet, ebenso die Methodenausbildung. Auch die Forschungsleistungen der HU-Soziologen genießen bei Fachkollegen eine hohe Reputation. Im Mittelfeld liegt die Uni dagegen bei der Betreuung der Studierenden. Negativ bewertet wird die Bibliotheksausstattung der HU-Soziologie – an der TU dagegen sehr gut, die Uni hat sich in diesem Punkt verbessert. Aufsteiger ist die TU auch bei der Studiensituation, wo sie jetzt in der Spitzengruppe liegt, ebenso bei der Betreuung der Studierenden. Bei der Forschungsreputation und der Methodenausbildung wird die TU im Mittelfeld gesehen. Durchweg Spitzenwerte erreicht erneut Mannheim. Die Soziologie der FU wurde nicht bewertet, nach der Strukturplanung der Berliner Universitäten werden dort die grundständigen Studiengänge eingestellt.

Berlins Aufsteigeruni in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) ist die FU. Die Uni hat sich in den Kategorien Studiensituation, Betreuung und Bibliotheksausstattung in die Spitzengruppe verbessert. Im Mittelfeld liegt der Fachbereich bei der Forschungsreputation und den Forschungsgeldern – ebenso wie die HU. Bibliotheksausstattung, Betreuung und Studiensituation werden dort allerdings negativ bewertet. Die TU ist mit ihren Forschungsgeldern in die Spitzengruppe aufgestiegen, liegt aber mit Bibliothek, Betreuung und Studiensituation in der Schlussgruppe. Die Betriebswirtschaft der Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) wird in vier Punkten im Mittelfeld gesehen, für die Bibliothek gibt es Abzüge. Ähnlich ist die Situation an TFH und an FHTW. Bundesweiter BWL-Spitzenreiter ist wieder Mannheim.

Wer Volkswirtschaftslehre (VWL) in Berlin studieren will, muss offenbar ein paar Abstriche machen. Spitzenleistungen kann lediglich die HU vorweisen – bei den „international sichtbaren Publikationen“ und bei der Reputation. Mit der Bibliothek und der Betreuung der Studierenden liegt sie allerdings in der Schlussgruppe, mittlere Werte erreicht die Studiensituation. Das einheitlichste Bild liefert die FU, ihre VWL wird in allen Punkten, darunter Studiensituation, Bibliothek und Publikationen, im Mittelfeld gesehen. An der TU kamen nur Publikationen und Reputation in die Wertung, beide liegen im Mittelfeld. In Deutschland führend sind Jena und Bayreuth.

Ein Desaster ist das Abschneiden Berlins im Wirtschaftsingenieurwesen. Die TU-Studenten fällen ein vernichtendes Urteil: Ihre Universität erhält die schlechteste Bewertung. Ob bei Betreuung, Praxisbezug des Studium, der Studiensituation insgesamt oder der Laborausstattung – überall landet die TU in der Schlussgruppe. Nur wenig besser sieht die Situation an der FHTW aus: Auch hier setzen die Studierenden ihre Hochschule fast überall in die Schlussgruppe. Allein beim Praxisbezug und bei der Professorenreputation landet die FHTW im Mittelfeld. Einziger Lichtblick ist die Technische Fachhochschule (TFH). Hier fühlen sich die Studenten bundesweit mit am besten betreut. Wie man es besser als die Berliner macht, zeigt die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus. Sie gehört erneut bei allen Kriterien zur Spitze, die BTU ist damit deutschlandweit führend.

Schlechter schneiden die Cottbuser in der Wirtschaftsinformatik ab. Dieses Fach wird durchgehend als mittelmäßig eingestuft. Aus Berlin fallen die FHTW und die FHW bei der Betreuung in die Schlussgruppe zurück. Die FHW liegt dort auch bei der IT-Infrastruktur. Bei allen anderen Kriterien kommen beide FHs ins Mittelfeld. An einer Berliner Uni wird das Fach nicht angeboten.

Wenig erfreulich ist auch das Bild, das die Berliner Unis im Fach Medienwissenschaften bieten. Beim Praxisbezug und der Studiensituation liegen HU und FU in der Schlussgruppe. Die HU schafft es mit der Studienorganisation, der Betreuung und der Forschungsreputation immerhin ins Mittelfeld, die FU lediglich im Ansehen der Fachkollegen. Einen kleinen Lichtblick gibt es bei der Universität der Künste, dort wird der Praxisbezug sehr gut bewertet. Die bundesweit beste Adresse für ein Journalistikstudium ist laut CHE die Uni Erfurt.

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