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Homosexualität im Fußball: „Es war mir unangenehm, mit anderen Frauen zu duschen“

Die meisten Frauen im Fußball sind lesbisch, so ein gängiges Klischee. Sind im Umkehrschluss die meisten männlichen Fußballer ebenfalls homosexuell? Zur Frauen-Fußball-WM 2011 stellt das Schwule Museum Berlin Werke zum Thema aus.

Künstler im Schwulen Museum Berlin haben sich mit diesem Thema zur Fußball-WM der Frauen 2011 auseinandergesetzt. Ihnen ist es wichtig, mit ihrer Kunst auf die momentane Situation im Fußball aufmerksam zu machen. Besonders beschäftigt sie das Vorurteil, alle Fußballerinnen seien  lesbisch, nicht jedoch alle männlichen Kicker schwul.

Besonders die Geschichten hinter den Kunstwerken bewegen mich. Eins der bekanntesten Werke der Ausstellung, das auch Motiv auf dem Flyers ist, zeigt einen Fußball mit einer gehäkelten und eingenähten Vagina. Im ersten Moment wirkt das lustig. So kann man Frauenfußball auch darstellen. Doch auf den zweiten Blick zeigt es deutlich die Unterdrückung der Frauen im Fußball, denn schließlich wird der Fußball ja auch mit Füßen  getreten und somit auch die Weiblichkeit.

Dass die Frauen anders behandelt werden als die Männer, zeigt auch das ausgestellte Tafelservice, dass die deutschen Frauen bei der EM 1989 als Siegprämie bekamen. Die Männer hingegen bekommen im Falle eines Sieges eine hohe Geldprämie.

Eine Besucherin bemängelt, „ die Frauen klatschen sich bei der WM nur mit den Händen ab, um ja nicht als lesbisch abgestempelt zu werden. Ich kenne das ganz anders, denn ich spiele schon seit Jahren Fußball und eigentlich umarmen wir uns und wir geben uns auch mal einen Klaps auf den Po. Diese versuchte Distanzierung von den Mitspielerinnen führe ich darauf zurück, dass im Vorfeld der WM oft darüber spekuliert wurde, ob alle Frauen lesbisch sind.“

Eine weitere Besucherin schildert ihre Erlebnisse im Frauenfußball. Sie ist lesbisch. „ Es war mir immer unangenehm, mit den anderen Frauen zusammen zu duschen, für die war es kein Problem, sich vor den anderen Mitspielrinnen auszuziehen. Nur ich fühlte mich immer unwohl und ich hatte auch immer das Gefühl, dass mich die anderen komisch anguckten. Dabei wussten sie gar nicht, dass ich lesbisch bin.“

Eine Installation ist dem englischen Fußballspieler Justin Fashanu  gewidmet. Er hatte sich nach seinem Coming-out das Leben genommen. In der Installation werden Videos gezeigt, wie die Fußballspieler nach einem Sieg feiern. Sie veranschaulichen, wie schwer es für einen Schwulen sein muss, als Nicht-Geouteter in einer Mannschaft spielt, die unbekümmert miteinander umgeht – auch im gegenseitigen Körperkontakt.

Bewegende Werke und Geschichten erwarten die Besucher des Schwulen Museums. Zu empfehlen sind die Führungen, denn in denen kann man  sich mit der Kuratorin und ihren Mitarbeitern über ihr Leben  unterhalten. Wenn man Glück hat, trifft man dann auch noch die eine oder andere Künstlerin an. Es ist auf jeden Fall sehenswert und man bekommt einen ganz neuen Eindruck von dem Leben als Lesbe oder als Schwuler, nicht nur im Sport.

Dieser Text entstand im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie.

Leonie Knospe-Graefen

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