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Schule: Hybridantrieb: Europäer auf Verfolgungsjagd

Wie VW, Daimler & Co ins Hintertreffen gerieten

Toyota und Honda haben die Nase vorn, wenn es um Hybridautos geht. Vor allem in den USA und im Mutterland Japan boomt der Markt für Modelle wie den Toyota Prius, den Lexus RX 400h und den Civic IMA. Schon bald wird es bei Toyota in jeder Modellreihe eine Hybridvariante geben und 2010 will man jahrlich eine Million dieser Autos bauen. Honda konnte bereits im Sommer seinen hunderttausendsten Hybridwagen verkaufen.

Und die Konkurrenz – die ist derzeit auf diesem Markt noch nicht präsent. Aber alle deutschen und amerikanischen Hersteller forschen und entwickeln im Hintergrund. Wie ernst es ihnen dabei ist, zeigen Große Koalitionen: Daimler Chrysler, BMW und General Motors haben erst im September eine globale Hybrid-Kooperation vereinbart. Porsche kooperiert auf diesem Feld mit dem VW-Konzern, wo Audi die Hybrid-Federführung hat und den Antriebsstrang sowohl für eine Hybrid-Ausgabe des neuen Q7 als auch einen Cayenne-Hybrid entwickelt.

Doch bis die ersten Serienmodelle verfügbar sein werden, dürften je nach Marke noch zwei bis drei Jahre vergehen. Da kommt man schnell auf den Gedanken, dass man, vor allem in Deutschland, eine wichtige Zukunftstechnik regelrecht verschlafen habe. So richtig stimmt das nicht: Denn schon Ende der 80er liefen bei Volkswagen verschiedene Hybrid-Prototypen, 1989 stellte Audi mit dem Duo ein erstes Hybridauto vor und 1995 wurde dessen zweite Generation mit einer Kombination aus TDI-Motor und Elektromotor in Berlin vorgestellt. Mercedes-Benz hatte bereits 1994 einen 11-Tonnen-Lkw mit Hybridantrieb, Renault 1996 eine Hybrid-Version des Kleintransporters Rapid. Und Piaggio bot mit der „Vespa Zip&Zip“ schon 1994 einen Hybrid-Motorroller für 5500 Mark an.

Trotz dieser und vieler anderen Hybrid-Aktivitäten kam es in Europa aber nie zu einer ernsthaften Serienproduktion. Warum? Die mit dem Hybrid-Entwicklung befassten Entwickler kamen zu dem Ergebnis, dass ein moderner Diesel ein sehr viel größeres Einsparpotenzial habe. So erlebte Europa einen beispiellosen Diesel-Innovationsschub. Eine Entwicklung, der sich japanische Marken lange verschlossen, da sie auf ihrem Heimatmarkt ebenso wie ihrem Hauptexportmarkt USA nur geringe Chancen für den Diesel sahen. Dort erschien ihnen der Hybrid erfolgversprechender.

Der gegenwärtige Hybrid-Boom scheint den Asiaten recht zu geben – auch wenn längst bewiesen ist, dass moderne Diesel gerade in den USA auf langen Überlandstrecken sparsamer als der Hybrid sind. Dessen Technik macht vor allem im dichten Stadtverkehr Sinn. Doch die amerikanische Prominenz fährt Hybrid – eine Entwicklung, der sich niemand verschließen kann, der auf diesem Markt Erfolg haben will.

Jetzt haben die europäischen Hersteller notgedrungen die Verfolgungsjagd von Honda und Toyota aufgenommen– wie umgekehrt übrigens Toyota und seine japanischen und koreanischen Konkurrenten spät, dann aber sehr konsequent in die Diesel-Technik eingestiegen sind. ivd

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