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© Thilo Rückeis

Interview: "Die Qualität der Schulen muss besser werden“

Seitenwechsel: Erhard Laube war GEW-Chef. Jetzt ist er Abteilungsleiter beim Bildungssenator.

Herr Laube, Berlin kennt Sie seit 20 Jahren im Pullover. Müssen Sie ab heute auf Krawatte umsteigen?

Ich glaube nicht, dass ich zum Krawattenträger werde, aber ich werde bestimmt nicht in meiner Motorradkluft an Sitzungen teilnehmen.

Also kein Krawattenzwang in der Bildungsverwaltung?

Bestimmt nicht. Schon die Fliege des Senators zeigt ja, dass es dort keine Einheitskleidung gibt.

Vielleicht keine Einheitskleidung, aber bestimmt einige Zwänge, die Sie als Lehrer, Rektor oder GEW-Chef nicht kannten. Was reizt Sie an dem neuen Posten?

Senator Zöllner hat Vorstellungen von der Organisation von Schule, die sich mit meinen weitgehend decken. Er möchte, dass die Qualität durch die Schulen selbst erheblich verbessert wird. Verwaltung und Schulaufsicht haben die Aufgabe, die Schulen hierbei zu unterstützen.

Welche Rolle spielen Sie dabei?

Mein neues Aufgabengebiet betrifft die Schulaufsicht der allgemeinbildenden Schulen. Das heißt: Ich unterstütze und koordiniere die regionale Schulaufsicht besonders bei der Qualitätssicherung. Zu meinen Aufgaben gehört auch die personelle Ausstattung der Schulen. Zudem bin ich zuständig für den schulpsychologischen Dienst, die regionale Fortbildung, die Hortbetreuung in den Schulen, das Personalvertretungsrecht, die Referendarsausbildung und noch einiges mehr.

Warum, glauben Sie, hat Herr Zöllner Sie für diesen Posten ausgesucht?

Es war dem Senator wichtig, einen Praktiker zu holen, der Erfahrung mit der Organisation einer Schule hat. Denn es geht ja darum, die Qualität der Schulen vor Ort zu verbessern.

Warum muten Sie sich diesen Seitenwechsel zu? Sie sind doch Gewerkschafter.

Nein! Ich habe mich zuallererst immer als Schulleiter verstanden, der in der GEW ist! Meine ganze Kraft habe ich für die Entwicklung meiner Schule eingesetzt. Mir war es am wichtigsten, den Schülern meiner Schule die bestmögliche Bildung und Erziehung zu ermöglichen. Ich hatte als Schulleiter auch durchaus etliche Konflikte mit dem Personalrat. Rollen- und Interessenkonflikte gehören in einer Gesellschaft nun mal dazu.

Sie haben vor zwei Jahren die Vereinigung der Schulleiter innerhalb der GEW gegründet. Sind Sie mit Ihrer Bilanz zufrieden?

Auf jeden Fall. Wir haben Gehör gefunden. Wir haben unter anderem angestoßen, dass das Mittagessen an Ganztagsschulen subventioniert wird, dass es ein Starterpaket für Erstklässler geben wird und dass die Schülerindividualdatei gestoppt wurde. Es war auch richtig, immer wieder auf eine hinreichende Lehrerausstattung zu drängen!

Wie wollen Sie künftig den Draht zur Schulrealität behalten?

Mir ist es wichtig, einen intensiven Austausch mit Schulleitern und Schulräten zu organisieren. Sonst ist es schwierig für die Verwaltung, auf Entwicklungen in der Schule schnell zu reagieren. Genauso notwendig ist es, beispielsweise Verwaltungsvorschriften durch Praktiker auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen zu lassen. Eine ganz wichtige Aufgabe von mir wird aber sicher sein mitzuhelfen, dass der Schulstart nach den Sommerferien gut gelingt und eine zufriedenstellende Versorgung der Schulen mit Lehrkräften und Erzieherinnen gewährleistet ist.

Wie steht es mit dem Vertretungsunterricht? Klappt das besser, seitdem die Schulen selbst das Geld und das Recht haben, befristet Pädagogen einzustellen?

Die Personalkostenbudgetierung wird von Schulleitern überwiegend für den richtigen Weg gehalten. Allerdings gibt es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten.

Zum Beispiel?

Es gibt da diese zentrale Liste mit Vertretungslehrern. Sie ist inzwischen auf etwa 2000 Namen angewachsen und damit kaum handhabbar, zumal viele der Aufgelisteten nicht mehr zur Verfügung stehen. Das möchte ich anders organisieren. Es ist wichtig, dass die Schulleiter schnell und unbürokratisch jemanden für Vertretungszwecke einstellen können.

Gerade gab es wieder einen Warnstreik in den Schulen. Haben Sie Verständnis dafür, dass Unterrichtsausfall in Kauf genommen wird?

Ich kann verstehen, dass auch angestellte Lehrer und Erzieher an der allgemeinen Einkommensentwicklung teilhaben wollen. Bei allem Verständnis ist es aber die Aufgabe von Schulleitern, dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Unterricht ausfällt und die Betreuung sichergestellt ist.

Findet die derzeitige GEW-Politik auf Bundesebene Ihre Zustimmung? Sie haben damals ja erwogen, gegen den jetzigen Vorsitzenden Ulrich Thöne zu kandidieren.

Ich würde mir wünschen, dass bildungspolitische Zielvorstellungen stärker in den Vordergrund treten. Wir brauchen in Deutschland mehr Geld für die Bildung. Nur mehr Geld zu verlangen, reicht aber nicht. Mehr Geld bewilligen Parlamente für pädagogische Reformen und eine bessere Ausstattung der Schulen nur dann, wenn es gelingt, hierfür eine öffentliche Mehrheit herzustellen.

Das Gespräch führte S. Vieth-Entus.

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