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Konjunkturpaket: Aufschwung am Reck

Die Bergius-Schule in Friedenau baut eine neue Turnhalle und eine Mensa

Vorne hui, hinten pfui, könnte man sagen, wenn man die Friedrich-Bergius- Schule umrundet: Vorne der schöne, hundertjährige Altbau mit Jugendstil-Reliefs, verzierten Kacheln und Stuck. Hinten die Turnhalle aus den 60er Jahren. Der Flachbau im Hof der Friedenauer Realschule ist zugeschmiert mit Graffiti. Nur noch wenige Fenster lassen sich öffnen, im Inneren riecht es abgestanden, nach alten Geräten und Gummimatten. Heizung und Sanitäranlagen funktionieren nicht mehr richtig. Die Feuerwehrleute schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie nach den Brandschutzvorkehrungen schauen, sagt Schulleiter Michael Rudolph. „Aber wir hatten bislang nichts anderes, also mussten wir damit leben.“

Aber nun hat das Konjunkturpaket II der Bergius-Schule 4,6 Millionen Euro beschert – so viel wie keiner anderen Schule im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Michael Rudolph, 55 Jahre alt, Jackett, Krawatte, ist kein Mann, der sich mit etwas abfindet, weder mit aggressiven Schülern, noch mit bröckelndem Putz oder maroden Turnhallen. So hat er schon vor Jahren einen befreundeten Architekten gebeten, sich Gedanken für bessere Zeiten zu machen. Wie könnte eine neue Turnhalle aussehen? Und wie eine Mensa? Jetzt lassen sich die Pläne verwirklichen.

Die Bergius-Schule ist eine Realschule mit bislang 410 Jugendlichen. Ob sie Sekundarschule wird, ist keine beschlossene Sache. Michael Rudolph deutet den neuen Geldsegen aber in diese Richtung. Auch im Bezirksamt sieht man das so. Denn Rudolph hat es mit einer Mischung aus Härte und väterlicher Fürsorge geschafft, aus einer sterbenden Schule eine nachgefragte Einrichtung zu machen. Als Sekundarschule würden noch 40, 50 Schüler dazukommen, man bräuchte eine Mensa, Freizeiträume und definitiv eine neue Sporthalle.

Aber wie sollte die aussehen? Wo sollte sie stehen, damit sie den Charme des Hauptgebäudes nicht ruiniert? „Das war gar nicht so einfach“, sagt Michael Rudolph. „Sie glauben gar nicht, wie viel politisches Interesse es alleine an einer Turnhalle gibt!“ Sportvereine wollten, dass es eine wettkampffähige Halle wird mit Tribünen und modernster Technik. Es tagten Ausschüsse und das Bezirksparlament, die Bildungsverwaltung äußerte ihre Meinung dazu und jedesmal zeichnete der Architekt des Bezirksamtes wieder einen neuen Entwurf.

Irgendwann war klar: Die Halle wird 15 mal 24 Meter groß und sieben Meter hoch, ohne Wettkampftribünen, dazu kommen eine Mensa und vier Freizeiträume. Der funktionale Neubau wird in den Hof gestellt, mit etwas Abstand zum verschnörkelten Hauptgebäude. Auch für die Sanierung der Toiletten bleibt noch etwas vom Geld.

Im Bezirksamt wird auch während der Sommerferien weiter geplant: Jetzt, Anfang August, wird gerade die Baugenehmigung eingeholt, die Ausschreibungen für die Aufträge werden vorbereitet. Nun sind auch externe Architektur- und Ingenieurbüros beteiligt, Statiker, Physiker und Landschaftsplaner geben ihre Expertisen. Im September und Oktober sollen die meisten Bauaufträge vergeben werden, sagt der Leiter der Baudienststelle im Bezirksamt. Bevor er in den Urlaub gefahren ist, hat Schulleiter Rudolph mit seinen Kollegen noch festgelegt, welche Klassen nach den Sommerferien welche Räume nutzen können, wenn im Hof die Baumaschinen lärmen: „Wir sind bereit, es kann losgehen!“ Claudia Keller

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