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Kurz vor ACHT: Geiselhaft und Mitbestimmung

Seit einigen Jahren gibt es an Berlins Schulen keine feste Vertretungsreserve mehr für erkrankte Lehrer. Stattdessen erhalten die Schulen aus einem speziellen Personalkostenbudget Geld für Aushilfslehrer.

Seit einigen Jahren gibt es an Berlins Schulen keine feste Vertretungsreserve mehr für erkrankte Lehrer. Stattdessen erhalten die Schulen aus einem speziellen Personalkostenbudget Geld für Aushilfslehrer. Wahlweise ist es auch möglich, von einem Teil dieses Budgets Honorarkräfte für Projekte einzukaufen. Viele Schulen wissen dies zu schätzen, andere hätten lieber die alte Regelung wieder – insgesamt hat sich die anfänglich aufgeregte Diskussion beruhigt.

Nun flammt sie wieder auf, weil aus demselben Budget neuerdings Spitzenabsolventen des Programms „Teach First“ finanziert werden können, wenn Schulen dies wünschen: Wie berichtet, wollen sich zwei bezirkliche Personalräte nicht damit abfinden, dass diese Kräfte Zweijahresverträge bekommen, während sich Vertretungslehrer mit kurzen Fristen begnügen müssen. Anders ausgedrückt: Die Gewerkschafter nehmen die jungen Fellows von „Teach First“ und die Schulen, die auf sie warten, in Geiselhaft, um ihrem Ärger über dem Wegfall der festen Vertretungsreserve Luft zu verschaffen. Und weil sie wohl selbst spüren, dass sie damit nicht alle überzeugen können, gibt es auch noch ein bisschen Anti-Kapitalismus-Sprech dazu: Da mutiert die gemeinnützige GmbH Teach First Deutschland unversehens zu einer „wirtschaftsnahen Initiative, ... die von interessierten finanzstarken Kreisen der Wirtschaft getragen wird“. Wie? Was? Die Robert-Bosch-Stiftung finanziert zusammen mit der Deutschen Post, Vodafone und Lufthansa die Vorbereitung der Absolventen auf die Arbeit in den Schulen. Und da bald Halloween ist, können wir uns jetzt alle ein bisschen fürchten – vorm Großkapital. sve

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