zum Hauptinhalt

Schule: Lass mich auch mal

Die Japaner haben den Mazda 3 aufpoliert – und er fährt sich, wie er aussieht: sportlich und wendig

Keine Angst, wir tauschen gleich, hat der Fahrer zu mir gesagt. Das war vor einer halben Stunde. Seitdem geht es immer die Küstenstraße lang. Links das Meer, rechts die kargen Hügel. Er tritt aufs Gas, testet die Bremsen, schaltet wie besessen. Nur rechts ranfahren, das macht er nicht. Mir bleibt die Aussicht aufs Wasser. Tolle Aussicht. Tolles Auto? Mal sehen.

Das ist er also, der neue Mazda 3. Besser gesagt: der aufgepeppte alte. Drei Jahre nach Verkaufsstart haben die Japaner ihren Kompakten einem Facelift unterzogen. Mit Verbesserungen innen und außen, behaupten sie jedenfalls. Vom Beifahrersitz aus lassen sich nur begrenzt Beobachtungen machen. Erstens: Die Klimaanlage läuft tadellos. Gott sei Dank, denn gegen die Schwüle Sardiniens war der deutsche Sommer Kinderkram. Zweitens: schicker Innenraum. Das Hartplastik dominiert, die flotte Mittelkonsole hat angenehm große Knöpfe. Und das Dreispeichenlenkrad sieht griffig aus. Macht Lust aufs Selberfahren. Der Innenraum ist etwas dunkler gehalten als der alte. Dritte Beobachtung: Der Wagen fährt leise. Auch hochtourig. Das liegt am neuen Dämm-Material unter der Haube, steht in der Werbebroschüre – die habe ich jetzt schon zweimal durchgeblättert. Der Mann am Steuer wird langsamer. Der Wechsel? Denkste. „Guck mal die Flamingos links“, sagt der Kerl. Ich bleibe ruhig. Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere. Altes japanisches Sprichwort.

Also ausstrecken auf dem Beifahrersitz. Beinfreiheit hat man hier reichlich. Hinten übrigens genauso, das ist Standard bei den Japanern. Die folgen der Regel: Gäste, die man schätzt, sitzen grundsätzlich auf der Rückbank. Kein Scherz. Ob es auch eine Benimmregel gibt, die extra große Handschuhfächer vorschreibt? Das ist im Mazda 3 jedenfalls riesig. Da könnte man Lexika und Bildbände drin lagern. Oder kühle Getränke, auf Wunsch kann man sich nämlich ein Kühlsystem ins Handschuhfach einbauen lassen. Jetzt aber Schluss mit lustig. Genug der Krümel, ich will den ganzen Kuchen. Und gehe in die Offensive: „Könnten wir kurz anhalten? Ich müsste auf Toilette.“ „Klar, wir können auch ruhig mal tauschen.“ Zack, hab ich ihn! Der Wechsel ist das Wesen der Welt.

Am Straßenrand begutachten wir das Auto von allen Seiten. Ausgesprochen sportlich, der neue Dreier. So was sucht man in der Kompaktklasse sonst vergebens. Vorne ist der Kühlergrill noch etwas schnittiger als vorher, die Leuchten sind jetzt schwarz unterlegt. An den Seiten blitzen neue Leichtmetallfelgen. Wem das noch nicht sportlich genug ist, kann entsprechendes Zubehör ordern: Extrem gerundete Außenspiegel, eine glänzende Auspuffblende, für ganz Mutige gibt es sogar einen kleinen Dachheckspoiler.

Der Mazda fährt sich, wie er aussieht: sportlich, wendig, zu allem bereit. Die Lenkung präzise, die Fünfgangschaltung gut definiert. Und die Bremsen gehorchen auch. Richtig giftig sind die. Ein bisschen mehr Zug könnte der Motor ruhig vertragen, jedenfalls hier im 1,6-Liter- Benziner mit 105 PS. Bei der 2-Liter-Version, die wir später fahren, gibt es nichts zu meckern – und das, obwohl der Wagen streng genommen schon mehr als 10 000 Kilometer zurückgelegt hat. Okay, nicht auf Asphalt, sondern mit dem Schiff. Der Dreier wird nämlich ausschließlich im japanischen Ujina nahe Hiroshima hergestellt. Fast eine Million Exemplare sind dort seit 2003 vom Band gelaufen und in alle Welt verfrachtet worden. In Europa verkauft sich kein Mazda so gut wie der Dreier. Und das, obwohl die Konkurrenz in der Kompaktklasse brutal ist. Aber die Verkaufszahlen beweisen, dass zwischen Golf, Astra, Corolla und Focus auch Platz für ein bisschen Zoom-Zoom ist. 96 000 Stück wurden voriges Jahr auf dem deutschen Markt nachgefragt, 84 Prozent davon als fünftüriges Fließheck. Die viertürige Limousine ist eher ein Ladenhüter.

Der Neue soll sich bis Jahresende noch 20 000 Mal verkaufen. Zwei Fans hat er schon mal. Obwohl der eine jetzt ziemlich bedröppelt dreinschaut. Läuft nicht besonders gut für ihn: Drinnen kein Schaltknüppel zum Greifen, draußen keine Flamingos mehr. So recht können ihn auch die technischen Spielereien nicht trösten. Der aufgepeppte Mazda hat ein ausfahrbahres DVD-Navi, eine Audioanlage mit Sechsfach-CD-Wechsler und Festplatte, dicke Bose-Boxen in den Seitentüren. Leider alles nur gegen Aufpreis. Neu ist auch das schlüssellose Log-In-System: Ein Knopfdruck auf die Chipkarte in der Hosentasche, und es gehen wahlweise Türen, Heckklappe oder Fenster auf. Die Japaner verstehen was von Technik. Und von Fahrspaß.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false