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Lehrermangel: Nichtschwimmer in sozialen Brennpunkten

In Berlin gibt es zahlreiche Kinder, die nicht richtig schwimmen können - besonders in Bezirken mit hohem Migrantenanteil. Ausschlaggebend sei der Mangel an Sportlehrern.

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans später nur noch mühsam. Diese pädagogische Binsenweisheit gilt auch für das Schwimmen. Und doch gibt es zahlreiche Kinder in Berlin, die am Ende des dritten Schuljahres über nicht ausreichend schwimmerische Fertigkeiten verfügen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage des Abgeordneten Özcan Mutlu (Grüne) an den Berliner Senat hervor.

Die gerade veröffentlichten Zahlen vom Ende des Schuljahrs 2008/2009 sprechen eine deutliche Sprache: Es gibt mehrere Bezirke, besonders soziale Brennpunkte mit einem hohen Migrantenanteil, in denen bis zu einem Drittel der Drittklässler am Ende des Schuljahres nicht schwimmen konnten. Die Erhebung findet am Ende der dritten Klasse statt, weil für diese Jahrgangsstufe ein qualifizierter Schwimmunterricht mit mehr als 30 Wochenstunden im Schuljahr vorgesehen ist. Obwohl eine ähnliche Anfrage 2008 bereits erste beunruhigende Ergebnisse brachte, sind die aktuellen Nichtschwimmerquoten sogar noch gestiegen, in ganz Berlin liegt der Anteil für die Altersgruppe bei über 17 Prozent.

Trauriger Spitzenreiter ist Neukölln, hier konnte ein Drittel der Mädchen und Jungen am Ende der dritten Klasse nicht schwimmen. Vor zwei Jahren waren es sieben Prozent weniger. Nur etwas niedriger liegt mit rund 30 Prozent die Quote in Mitte, es folgen Friedrichshain-Kreuzberg und Spandau. In Mitte hat sich die Zahl nach zwei Jahren um etwa zehn Prozent erhöht, in Spandau sogar um fast das Doppelte. Relativ gut sieht es hingegen in Bezirken wie Steglitz-Zehlendorf und Pankow aus: Hier können nur etwa sieben Prozent der Drittklässler nicht schwimmen.

Die Hauptursache für die negative Entwicklung in den sozial schwächeren Bezirken sieht Mutlu in sinkenden Sportlehrerzahlen. So unterrichten in Neukölln 20 Lehrer weniger Sport als noch vor vier Jahren, in Mitte sind es sieben Lehrer weniger. Demgegenüber sind die Zahlen in besser situierten Bezirken wie Steglitz-Zehlendorf gestiegen. „Es ist ein Skandal, dass der Senat angesichts der lange bekannten, alarmierenden Zahlen nichts unternimmt“, sagt Mutlu und fordert ein sofortiges Aktionsprogramm für Schulen, Eltern und Bäderbetriebe. „Sportlehrermangel mündet bei den Kindern in Bewegungsarmut“, so Mutlu. Und die hätte auch schlechtere schulische Leistungen zur Folge.

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