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"Der Rabe der anders war" und andere Bücher sollen bei der Aufklärung helfen.

© Paul Zinken

Leserdebatte: Aufklärung über Homosexualität schon in Grundschulen

Schon Grundschüler sollen künftig in Berlin über Homosexualität aufgeklärt werden. Was meinen Sie dazu, liebe Leserinnen, liebe Leser? Diskutieren Sie mit!

Beate Stoffers, Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung, sieht es so: Die Herangehensweise an das Thema Sexualität sei eine spielerisch-normale. Kinder seien in diesem Alter noch aufgeschlossen, das nutze man aus. Sexualität sei im Grundschulalter „noch kein Kicherthema“. Ab der vierten Klasse werde sexuelle Aufklärung im Unterricht behandelt. Die Aufklärung über verschiedene Lebensentwürfe soll aber schon früher beginnen. Es gehe um die Normalität des Anders-Seins, um Akzeptanz, um Geschlechterrollen. Die Kinder sollen soziale Kompetenz, Empathie und Sensibilität lernen. Dazu stellt die Bildungsverwaltung den Grundschulen neue Unterrichtsmaterialien zur Verfügung – ein Koffer voll, insgesamt 25 Bilderbücher, ein Memory-Spiel und eine Hör-CD mit Begleitbuch. Zentrales Thema: sexuelle Vielfalt.

Bereits im April 2009 hat das Abgeordnetenhaus die Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV) beschlossen. Eine der Maßnahmen im Rahmen der Initiative betrifft den Bildungsbereich. Neben neuem Unterrichtsmaterial für die Grundschulen liege der Schwerpunkt auf Fortbildung und Sensibilisierung der Lehrer etwa l für die Themen Homosexualität und Homophobie. An jeder Schule soll es außerdem einen Ansprechpartner für das Thema sexuelle Vielfalt geben.

Den sogenannten Medienkoffer hat die Bildungsverwaltung gemeinsam mit Bildungsinitiativen zusammengestellt; er soll den Lehrern die Unterrichtsplanung erleichtern. Die Themen Sexualität und Vielfalt könnten aber auch anders unterrichtet werden – ohne Koffer. „Wir trauen den Lehrern zu, dass sie wissen, was für ihre Schüler geeignet ist“, sagt Ammo Recla vom Verein „ABqueer“, der an der Initiative beteiligt war.

Die Schulen sollen das Thema fächerübergreifend unterrichten und dabei eine positive Einstellung zu Liebe und Sexualität vermitteln, wobei auch auf Homo-, Bi- und Transsexualität eingegangen werden soll. Über sexuelle Vielfalt könnten die Lehrer zum Beispiel im Ethik-, Sachkunde- oder Deutschunterricht mit den Kindern sprechen.

„Es ist sinnvoll, die Kinder frühzeitig auf ein Leben in Vielfalt vorzubereiten“, sagt Ammo Recla. „Es gibt noch andere Familienformen als Papa-Mama-Kind- Golden Retriever“. Alleinerziehende, Patchworkfamilien oder Kinder, die mit den Großeltern aufwachsen, gehörten heute zur normalen Lebensrealität.

Die findet sich auch im Inhalt des Medienkoffers wieder: In einem Bilderbuch zum Beispiel geht es um die kleine Luzie, die einen schwulen Onkel hat. Ein anderes Buch handelt „vom Kind der Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau – und anderen Verwandten“.

Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP, begrüßt den Ansatz. „Das ist gut gegen Homophobie“, sagt sie. Jedoch sei abzuwarten, wie die Schulen das Konzept umsetzen. Wichtig sei, die Eltern einzubeziehen – um die Akzeptanz für einen derartigen Unterricht zu erhöhen. Sonst bestehe die Gefahr, dass Eltern ihre Kinder vom Unterricht abmelden, befürchtet Senftleben. „Da kommt wieder mehr Arbeit auf die Lehrer zu.“

Zu Homophobie, Diskriminierung und sexueller Vielfalt gibt es außerdem Material für weiterführende Schulen, im Internet unter www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/sexuellevielfalt.

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