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Schule: Lob und Tadel für den Bachelor

Weniger Abbrecher an Unis, mehr an FHs

Sinken mit den neuen Bachelorstudiengängen wie erhofft die Abbrecherzahlen an den deutschen Hochschulen? Eine neue Studie des Hochschul-Informationssystems (HIS) zeigt jetzt ein gemischtes Bild. An den Universitäten brechen demnach inzwischen Studierende in den Geistes- und Sozialwissenschaften tatsächlich deutlich seltener ihr Studium ab – was laut der Studie vor allem auf den Bachelor zurückzuführen ist. Diese Entwicklung trage mit dazu bei, dass die Zahl der Abbrecher an den Universitäten insgesamt um vier Prozent auf jetzt 20 Prozent gesunken sei. Die vorangegangene Messung nahmen die Forscher vor zwei Jahren vor.

Umgekehrt entwickeln sich die Abbrecherzahlen dagegen an den Fachhochschulen. Hier verlassen mehr Studenten die Hochschule ohne Abschluss (22 nach zuvor 17 Prozent) – vor allem weil hier die Bachelorstudiengänge in den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften nicht zu weniger, sondern zu mehr Abbrechern führen, heißt es. Rechnet man Universitäten und Fachhochschulen zusammen, sinkt die Zahl der Abbrecher geringfügig von 22 auf 21 Prozent. Basis der aktuellen Untersuchung sind die Absolventenzahlen aus dem Jahr 2006. Eine Kurzfassung der Studie veröffentlichte das HIS im Februar.

An den Universitäten ist jetzt ein deutlicher Rückgang in den Fächer zu verzeichnen, die früh auf Bachelor und Master umgestellt wurden. Bei den Sprach- und Kulturwissenschaften sinkt die Abbrecherquote von 43 auf 32 Prozent, in den Sozialwissenschaften von 27 auf zehn Prozent. Zahlen, wie genau die Unterschiede zwischen Magister- und Bachelorstudenten sind, legen die Forscher zwar nicht vor. Ohne einen deutlichen Rückgang der Abbrecher in den neuen Studiengängen sei die niedrigere Quote aber nicht zu erreichen gewesen, schreiben die Hochschulforscher. Der Bachelor zeichne sich durch eine „stringente Studienstruktur“ aus. Eine „wichtige Rolle“ für Studierende, die über einen Abbruch nachdenken, spiele auch die Aussicht auf ein Masterstudium nach dem relativ schnellen ersten Abschluss. Dort könne eine falsche Studienfachwahl „teilweise korrigiert“ werden.

Gleichwohl liegt die durchschnittliche Abbrecherquote im Bachelor (25 Prozent) über der Gesamtabbrecherquote für Universitäten von 20 Prozent, was im Februar Aufregung verursachte. Wie passt dieser Befund mit dem Lob für den Bachelor zusammen? Die Forscher halten einen Vergleich der beiden Zahlen für unzulässig. Die Gesamtquote würde vor allem durch Studiengänge wie Medizin und Jura gedrückt, in denen traditionell mehr Studierende bis zum Examen durchhalten. In Medizin und Jura würde aber kein Bachelorstudium angeboten, so dass der Bachelor von deren geringen Abbrecherquoten nicht profitieren könne. In der Medizin verließen nur fünf Prozent der Studierenden die Uni ohne Abschluss, in Jura waren es neun Prozent.

Ein düstereres Bild zeichnen die Autoren von der Situation an den Fachhochschulen. In den Wirtschaftswissenschaften machten 24 Prozent der Studierenden keinen Abschluss (plus sieben Prozent). Von den angehenden Ingenieuren beendeten 26 Prozent ihr Studium nicht (plus fünf Prozent). Insgesamt liegt die Abbrecherquote beim Bachelor an den FHs bei 39 Prozent. Die FHs hätten bei der Umstellung den Stoff in den ohnehin anspruchsvollen Fächern weniger „entschlackt als verdichtet“, heißt es. Angesichts kürzerer Studienzeiten sei die Studierbarkeit nicht mehr gegeben.

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