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© privat

Marode Schulen: Hinter den Türen verbergen sich Missstände

Der Landeselternausschuss bastelt seit Jahren einen „Adventskalender für starke Nerven“ für Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Hinter den Türchen verbergen sich Missstände an Berliner Schulen.

Im diesjährigen Kalender haben viele Türchen mit Raummangel und Raummängeln zu tun. Überall knirscht und zieht es, Wasser tropft durchs Dach, Turnhallen sind unbenutzbar. Wir dokumentieren Auszüge aus dem Kalender und ergänzen sie mit weiteren Beispielen.

Käthe-Kruse-Grundschule, Lichterfelde
Weil das Dach nicht gedämmt ist, ist es im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß, sagt Schulleiterin Gabriele Pape. Zudem fällt öfters die Heizung aus. An einem Montag Anfang Dezember war es in einigen Klassenräumen im oberen Stockwerk nur elf Grad warm. Die Schüler zogen eine Etage tiefer, wo es noch etwas erträglicher war. Eine Klasse wurde schließlich nach Hause geschickt wie im Winter nach Kriegsende, als die Schüler Kohlen mitbringen mussten, um sich nicht die Finger beim Schreiben abzufrieren.

Grundschule am Barbarossaplatz, Schöneberg
In dieser Grundschule wurde die Turnhalle bereits vor drei Jahren gesperrt, weil Feuchtigkeit durch das marode Dach eingedrungen war. Die Sanierung der Halle stockte wegen fehlender Gelder, die Kinder wurden quer durch den Bezirk in andere Turnhallen gekarrt. Für den Sommer 2011 kündigt Stadtrat Dieter Hapel (CDU) nun die Fertigstellung der Arbeiten an. Wie durch ein „Weihnachtswunder“ habe er Geld für die Halle aufgetrieben – aus den Mitteln für die bauliche Unterhaltung von Gebäuden.

Ludwig-Bechstein-Grundschule, Steglitz-Zehlendorf
Die schuleigene Sporthalle ist seit zwei Jahren wegen Baufälligkeit gesperrt. In den Klassen und auf den Fluren tropft das Wasser – wegen maroder Leitungen und einem undichten Dach, moniert eine Elternvertreterin.

Grundschule am Buschgraben, Steglitz-Zehlendorf
Die Schule hatte eigentlich Glück, weil hier seit zwei Jahren gebaut und saniert wird. Doch die Baumaßnahmen nehmen kein Ende: Die Dach- und Fassadenarbeiten seien erst zu einem Drittel erledigt, der Sportunterricht finde seit Jahren in der Aula und im Freien statt, beklagt die Gesamtelternvertretung. Weil die Dachdeckerarbeiten lange verzögert wurden, gab es Wassereinbrüche. Der Werkraum ist deshalb verschimmelt. Der Pilz hat auch diverse Wandkarten und Tierpräparate befallen und unbrauchbar gemacht. Die neue Turnhallentür wurde falsch herum eingebaut.

Fritz-Karsen-Schule, Neukölln
Die große Gemeinschaftsschule in Neukölln verteilt sich über sieben Gebäude. Knapp drei Millionen Euro wurden gerade in die Mensa und einen Neubau für den Kunstunterricht und die Bibliothek investiert. Doch der Raummangel sei nicht behoben, sagt Schulleiter Robert Giese. Am dringendsten müssten Turnhalle und Sportplatz saniert werden. Und die 40 Jahre alten Schultoiletten.

Konkordia-Grundschule, Spandau
Die Fenster sind die Problemzonen der Schule. Das Holz ist morsch, und die Jalousien „fallen fast ab“, sagt Schulleiter Lothar Müller. Ansonsten sei die „Optik“ der Schule zwar okay – „man darf allerdings nicht in die Tiefe blicken“. Der Ruf der Schule habe bisher nicht unter den Baumängeln gelitten. „Wir habe viele ortsfremde Anmeldungen.“

Grundschule am Weißen See, Weißensee
Der denkmalgeschützte Bau aus den 1930er Jahren hatte mal ein eigenes Schwimmbad, das irgendwann jedoch aus Spargründen zubetoniert wurde. Heute wären die Schüler froh, wenn sie noch die Fenster öffnen könnten. Die wurden nämlich zugenagelt, damit sie nicht herausfallen. In der Turnhalle regnet es durchs Dach. Und in einigen Klassenzimmern bröselt der Putz von den Wänden. Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) weiß von Schulen, an denen es „noch schlimmer“ aussieht – aber auch denen kann sie keine Abhilfe versprechen.

Fichtenberg-Gymnasium, Steglitz
Hier sind die alten Holzfenster teilweise verrottet. „Es zieht wie Hechtsuppe“, schreibt Daniela von Treuenfels vom Bezirkselternausschuss Steglitz-Zehlendorf im Adventskalender. Für 400 der rund 700 Gymnasiasten gab es schon mal „kältefrei“, weil die Heizung nicht richtig funktionierte. Da wirkt es fast zynisch zu erwähnen, dass das Gymnasium den Titel „Prima-Klima-Schule“ trägt – wegen erfolgreicher Schülerprojekte.

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