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Schule: Mittelklasse preiswert und gut

Der Kia Magentis macht eine rundum überzeugende Figur

Ein Auto der gehobenen Mittelklasse mag technisch noch so attraktiv sein - auf dem deutschen Markt hat es bei der Mehrheit bis heute nur echte Chancen, wenn es auch ein deutsches Markenzeichen trägt. Schon mit dem Rhombus von Renault, dem Löwen von Peugeot oder dem Lancia-Emblem mindern sich die Verkaufschancen. Noch schwerer haben es japanische Marken wie Toyota, Nissan und Honda. Und wenn dann gar das Emblem der koreanischen Marke Kia auf der Front prangt, mit dem viele nur wenig anzufangen wissen, dann wird die gehobene Mittelklasse bei uns schlicht übersehen. Ganz im Unterschied zu den Fahrzeugen der niedrigeren Klassen, wo Markenzeichen nicht so entscheidend sind, zählt in der gehobenen Mittelklasse Image – und das oft mehr als die Technik. So ist es für einen ausländischen Hersteller schon ein Erfolg, wenn er in dieser Klasse bei uns nur wahrgenommen wird.

Dieser eingeengte Blickwinkel führt leider auch dazu, dass man immer attraktiver werdende Angebote übersieht, ja angesichts der nicht gerade rosigen Wirtschaftslage sowie Debatten über eine höhere Dienstwagensteuer und steigender Kraftstoffpreise die Chance verspielt, interessante Autos der gehobenen Mittelklasse kennen zu lernen, die dazu beitragen könnten, die knapper werdenden finanziellen Ressourcen zu schonen. Zu diesen Autos gehört zweifellos die in Kürze auf den Markt kommende überarbeite Auflage des Kia Magentis – einer respektablen 4,73 Meter langen und 1,82 Meter breiten klassischen Stufenhecklimousine mit 2,70 Meter Radstand, die durch eine großes Raumangebot für die Passagiere und deren Gepäck überzeugt. Denn der 479 Liter fassende Gepäckraum lässt sich dank vorklappbarer asymmetrisch geteilter Rückbank bei Bedarf auf bis zu 810 Liter erweitern.

Kennzeichen der jetzt umfassend überarbeiteten Version ist zum einen eine neue äußere Optik, bei der vor allem die saubere Silhouette, das ansprechende Heck mit den die Breite betonenden großen Rückleuchteneinheiten und die vorderen Doppelscheinwerfer gefallen. Nicht unbedingt überzeugt hat uns der neue Grill mit seinen vertikalen Streben, der weniger dezent wirkt als der bisherige die Horizontale betonende Grill – aber das ist Geschmackssache und letztlich nebensächlich, wichtiger erscheint uns, dass es den Kia-Designern bei der Überarbeitung gelungen ist, dem Interieur des Magentis einen sehr viel seriöseren und solideren Anstrich zu geben.

Entscheidend dazu tragen die im Innenraum eingesetzten Werkstoffe bei. Und hier findet man nichts mehr von dem billigen Plastiklook, der manches frühere Fernost-Modell kennzeichnete. Im Magentis kann man sich ausgesprochen wohl fühlen, genießt eine durchaus wohnliche Atmosphäre und freut sich über Oberflächen, die sich sympathisch anfassen, über sauber gearbeitete Hebel und Tasten, über klar gezeichnete Instrumente und Qualität ausstrahlende Chrom-, Holz- und Aluminiumapplikationen sowie hochwertige Sitzbezüge und Türverkleidungen in angenehmen Farbtönen bis hin zu sauber verarbeitetem Leder. Kurzum, ein Auto, das auch gegenüber der europäischen Konkurrenz eine durchaus gute Figur macht, ein Auto, mit dem man sich sehen lassen kann.

Aber der Magentis bietet mehr. Es macht auch Freude, sein Steuer in die Hand zu nehmen und ihn zu fahren. Und das, wie es sich für diese Klasse gehört, mit erfreulich leise zur Tat schreitenden Triebwerken und, wenn nötig, auch mit automatischen Getrieben, die sanft von einer Fahrstufe in die andere schalten. Zwei Motorisierungen stehen zur Wahl – ein Zweiliter-Vierzylinder mit einer Leistung von 100 kW (136 PS), der bei 4500/min sein höchstes Drehmoment von 180 Nm liefert, und ein komplett aus Aluminium gefertigter 2,5-Liter-V6 mit 60 Grad Zylinderwinkel, der 124 kW (168 PS) leistet, bei 4000/min ein Drehmoment von 230 Nm liefert, Beide Motoren sind Vierventiler, erfüllen die Abgasnorm EU3/D4 und geben sich mit Normalbenzin zufrieden.

Mit 11,5 Sekunden für den Spurt auf Tempo 10 und maximal 207 km mit dem sauber zu schaltenden Fünfganggetriebe und 11,9 Sekunden und 195 bei der Automatikversion ist bereits der Zweiliter ansprechend agil. Sehr viel souveräner in seiner Kraftentfaltung zeigt sich der V6, der den Magentis mit Schaltgetriebe in nur 8,5 Sekunden auf Tempo 100 und auf maximal 214 km/h beschleunigt und mit Automatik 8,8 Sekunden braucht und 209 km/h erreicht. Einer Automatik übrigens, die mit einer manuellen Schaltgasse mit Tiptronic-Funktion sequenzielles Schalten per Hand erlaubt. Und in akzeptablen Grenzen halten sich mit 8,8 und 9,2 Liter bei den Schaltgetriebeversionen und 9,3 und 10,4 Liter bei den Automatikversionen auch die Verbrauchswerte.

Gefallen hat bei ersten Probekilometern aber auch, wie erfolgreich die Kia-Ingenieure bei der Abstimmung des Magentis-Fahrwerks gearbeitet haben. Das verfügt über vier einzeln aufgehängte Räder mit doppelten Querlenkern vorn und einer Multilink-Hinterachse und überzeugt sowohl durch hohen Fahrkomfort als auch überzeugende Fahrsicherheit bei flotter Kurvenfahrt und gibt sich rundum europäisch. Die Bremsen, unterstützt durch ein ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung arbeiten sauber und wirksam, bei Traktionsproblemen greift die Traktionskontrolle ein – schade ist allerdings, dass es keine Fahrdynamikregelung gibt. Denn ansonsten ist der Magentis bei der Komfortausstattung und Sicherheitsausstattung hervorragend bestückt – bis hin zur Klimaanlage bereits beim Basismodell. Das bekommt man bereits für 17 990 Euro und auch die 24 830 Euro für den V6 mit Automatik sind ausgesprochen attraktiv - und für den, der ein sehr ordentliches Auto der gehobenen Mittelklasse für vergleichsweise wenig Geld erwerben möchte, auch ein gewisser Trost dafür, dass die Wiederverkaufswerte derzeit noch ein wenig enttäuschend sind. Aber das könnte sich schon bald ändern.

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