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Schule: Neue Teile für den Alten - so oder so

Ersatz zu bekommen, ist manchmal schwer

Wenn der Lack noch frisch glänzt, ist es kein Problem: Geht an einem Wagen etwas kaputt, wird die Werkstatt es schon richten. Doch nach einigen Jahren kann die Sache anders aussehen: Besitzer älterer Fahrzeuge müssen unter Umständen einige Mühe aufbringen, um passende Ersatzteile aufzustöbern.

„Im Regelfall werden Ersatzteile für Fahrzeuge rund zehn Jahre lang vorgehalten“, sagt Helmut Blümer, Sprecher des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. „Im Hinblick auf das steigende Durchschnittsalter der Fahrzeuge ist aber auch davon auszugehen, dass diese Zeitspanne ausgeweitet werden könnte.“ Das Durchschnittauto ist derzeit laut Blümer fast zwölf Jahre alt.

Doch auch innerhalb der Zehn-Jahres-Grenze kann es durchaus zu kleineren Problemen bei der Ersatzteilbeschaffung kommen, sagt Johannes Hübner vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Das gelte unter anderem für Verschleißteile wie Bremsen oder Auspuff. Hintergrund sind regelmäßige Detailänderungen in der Fertigung, so dass je nach Fahrgestellnummer vielleicht nur ein bestimmtes Untermodell der Auspuffserie eingesetzt werden kann.

„In manchen Fällen gibt es nach den zehn Jahren keine Teile mehr“, sagt Hübner. Denn mit einem abnehmenden Fahrzeugbestand werden bestimmte Teile eventuell nicht mehr nachgefertigt. Auch die Chancen, in den hinteren Regalen des Ersatzteillagers bei Markenhändlern noch ein altes Teil zu finden, sind nicht mehr so groß wie einst. Blümer schätzt, dass sich die Lagerbestände seit 1990 etwa halbiert haben, auch, weil die Händler auf Expresslieferungen bestellter Teile vertrauen.

„Je älter ein Auto ist, desto häufiger werden auch gebrauchte Teile. Das Kopfschütteln des Lageristen muss also nicht zwangsläufig das Aus für die Reparatur bedeuten: „Das Internet ist in diesem Zusammenhang eine sinnvolle Einrichtung.“ Im Web machen sich auch Werkstattmeister auf die Suche nach neuen Teilequellen, oder sie steigern bei eBay mit, wenn Gesuchtes dort zur Auktion angeboten wird.

Es gibt auch Autohersteller und Zubehörlieferanten, die sich speziell darum bemühen, ältere Fahrzeuge mit den notwendigen Teilen zu versorgen. Bei DaimlerChrysler in Stuttgart etwa wurde 1991 das Klassik Center gegründet, das sich um die Marken-Klassiker kümmert. Schon beim Auslaufen einer Modellreihe werde zum Beispiel hier überlegt, welche Ausführungen der Innenausstattung in welchen Farben vorzuhalten sind, sagt Sprecher Josef Ernst. Solcher Aufwand hat Gründe. Zum einen ist es Imagepflege, zum anderen auch finanzielles Interesse: „Mit Ersatzteilen kann man Geld verdienen.“ Alte Teile gibt es daher nicht für altes Geld – die Preise werden der Marktentwicklung für aktuelle Teile angepasst.

Wer das richtige Stück nicht direkt bei seinem Marken-Hersteller aufstöbert, könnte an anderer Stelle Glück haben: Der Zulieferer Bosch hat jüngst eine Sparte unter dem Namen „Bosch Automotive Tradition“ in Karlsruhe gegründet. Schließlich sind in unzähligen Autos Bosch-Komponenten zu finden. „Wir konzentrieren uns dabei auf Young- und Oldtimer ab einem Alter von 20 Jahren“, erklärt Lars Stuhlweißenburg, Leiter der Traditionsabteilung. Zur Sicherung der Versorgung wurde unter anderem eine Datenbank mit den Beständen in den Lagern weltweit aufgebaut – neue Hoffnung für die Fans der Alten.

Heiko Haupt

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