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Notendurchschnitt steigt: Zentralabitur macht die Schüler besser

Der Notendurchschnitt der Berliner Schüler steigt seit Einführung der einheitlichen Prüfung. Der Senat bestreitet, dass der Abschluss zu leicht gemacht wird.

Werden Berlins Schülern die guten Noten hinterhergeworfen? Dieser Eindruck entsteht, wenn man sieht, dass sich der Berliner Abiturschnitt abermals verbessert hat. Die Bildungsverwaltung bestreitet dies vehement und verweist auf bundesweit übliche Bewertungsverfahren, die nun auch in Berlin angewendet würden. Aber reicht das als Begründung aus, wenn Berlin trotz einer insgesamt schwächeren Schülerschaft ebenso gute Noten „einfährt“ wie das Vorzeigeland Bayern?

„Ja“, heißt es übereinstimmend aus den Schulen. Sie führen drei Hauptgründe dafür an, dass sich der Abiturschnitt von rund 2,7 vor Einführung des Zentralabiturs auf jetzt 2,4 verbessert hat. „Eine große Rolle spielt die Präsentationsprüfung“, betont etwa Bernd Kokavecz vom Tegeler Humboldt-Gymnasium. Diese Berliner Besonderheit, die sogenannte „5. Prüfungskomponente“, die mit dem Zentralabitur eingeführt wurde, gibt den Schülern die Möglichkeit, wochenlang ein Thema zu erarbeiten und perfekt vorzutragen. „Die 5. Prüfungskomponente ist eine echte Chance, etwas Besonderes zu zeigen“, findet auch Paul Schuknecht, der die Charlottenburger Friedensburg-Gesamtschule leitet. Die meisten Schüler erreichten dabei gute Noten, so dass der Schnitt sich automatisch verbessere. Dies bestätigt Christina Rösch, die in der Senatsverwaltung für Bildung für das Abitur zuständig ist. Es sei „erstaunlich, was die Schüler schaffen“. Sie überzeugten durch eine „hohe Medienkompetenz“, hat Rösch bei den Präsentationsprüfungen beobachtet.

Der zweite Baustein, der zu den besseren Berliner Ergebnissen beigetragen hat, sind die zentralen Prüfungen in den Hauptfächern. Da sich das Niveau dieser Aufgaben und der damit verbundenen Erwartungshorizonte am Mittelfeld orientieren muss, liegt es unter dem Niveau, das früher an anspruchsvollen Schulen verlangt wurde. Mathematisch-naturwissenschaftlich orientierte Spezialschulen wie etwa das Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain oder das Herder-Gymnasium in Westend haben immer zu verstehen gegeben, dass die Aufgaben im Zentralabitur in Mathematik leichter sind als das, was sie früher abgeprüft haben. Ähnliches berichten Schulen mit sprachlichem Schwerpunkt über das Anforderungsprofil in Englisch. Dadurch ist es hier viel leichter als früher, eine Eins plus zu bekommen.

„Man muss jetzt eben allen gerecht werden. Dadurch sind die Ansprüche etwas nivelliert“, bestätigt Bernd Kokavecz vom Humboldt-Gymnasium. Das Aufgabenniveau sei dadurch „etwas gesunken“. An seiner Schule hat das dazu geführt, dass sich der Schnitt von 2,7 vor etwa 15 Jahren nach Einführung des Zentralabiturs auf rund 2,2 verbessert habe. In diesem Jahr lag er sogar bei 2,0 und fünf Schüler erreichten sogar eine 1, 0.

Der diesjährige Sprung von landesweit 2, 5 auf 2, 4 wird von allen Seiten damit begründet, dass eine neue Bewertungsskala angelegt wurde (wir berichteten). Sie hat dazu geführt, dass man jetzt rund fünf Prozent weniger Leistung für die gleiche Note erzielen muss. Auch das sei aber kein Grund, um Berlins guten Schnitt schlechtzureden, sagen übereinstimmend die Fachleute, denn auch bundesweit sei die günstigere Bewertung durchaus üblich. Unterm Strich bleibe als einziger Berliner „Vorteil“ somit die 5. Prüfungskomponente, die eben vielen Abiturienten zu einem besseren Schnitt verhelfe. Im Übrigen seien Berlins Schüler „einfach gut“, findet Referatsleiterin Rösch.

Eltern und Schüler sind dankbar für den Vorteil der Präsentationsprüfung, weil die Chancen steigen, trotz eines hohen NC einen Studienplatz zu bekommen. „In Berlins Unis hätte man sonst schlechte Chancen“, berichtet ein Treptower Abiturient: Angesichts der Tatsache, dass Berlin keine Studiengebühren nehme, sei der Ansturm hier besonders groß – und damit auch der Numerus clausus in vielen Fächern.

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