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Passion Bio: Eiscreme von höchster Qualität

Bio-Lebensmittel werden immer beliebter – aber gilt das auch für die Berliner Eiskultur? Um das herauszufinden habe ich Eisdielen, die mit 100% biologischem Eis werben, besucht und getestet.

Vom 23. bis zum 27. Juli waren Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Berliner Gymnasien beim Tagesspiegel, um in einem Sommerkurs mehr über Journalismus zu erfahren. Die 16- bis 18-Jährigen erlebten Redakteure bei der Arbeit, nahmen an Schreibworkshops teil und recherchierten und verfassten eigene Artikel, zu Themen, die sie sich selbst ausgesucht haben. Hier lesen Sie die Ergebnisse.

Mein erster Halt ist das „Eis Voh“ in Steglitz, ein Café, in dem neben Bio-Eis auch vegetarische bzw. sogar vegane und glutenfreie Suppen und glutenfreie Kuchen angeboten werden – natürlich alles auf biologischer Basis. Inhaber Horst Voh und seine Frau Ines nehmen mich freundlich in Empfang. Zusammen führen sie „Eis Voh“ nun schon seit zwei Jahren. „Wir waren von Anfang an auf gute Zutaten aus, aber wollten uns noch mehr darauf spezialisieren. Und wenn man damit schon mal angefangen hat, dann macht es Sinn ,auch gleich alles in Bio herzustellen.“, erklärt mir Horst Voh. „Und es gibt ja wirklich eine Menge Schund.“ Dieser kommt bei „Eis Voh“ allerdings nicht über die Theke: „Wir lassen uns jedes Jahr kontrollieren.“ Ob das Ehepaar auch privat so viel Wert auf Bio-Nahrung legt? „Nicht 100%ig, nur wenn es gerechtfertigt ist.“ antwortet Ines Voh. Das verstehe ich nicht gleich und das Ehepaar muss mich aufklären: „Bei Hackfleisch und Milchprodukten ist Bio wichtig, da sind die Qualitätsunterschiede deutlich. Aber eine Menge Bio ist auch überteuert: Pfirsiche zum Beispiel schmecken Bio nicht besser als normale, kosten aber viel mehr.“ Waren den Café-Betreibern ihre Prinzipien jemals ein Nachteil? „Eigentlich nicht. Nur Tiramisu konnten wir nicht mehr herstellen, weil Bio-Mascarpone so teuer ist, dass wir die Kugel Eis zu 2 Euro hätten verkaufen müssen. Und das kauft ja keiner.“ Zuletzt will ich noch wissen, wie sie die Beliebtheitsentwicklung von Bio-Produkten einschätzen. Nach fünf Jahren Berufstätigkeit im Bio-Fachhandel ist sich Ines Voh sicher: „Natürlich ist alles eine Sache des Geldes, aber die Leute kommen schon dahinter, dass Bio einfach besser schmeckt.“ Die Kugel Heidelbeer, die ich probiere, sagt definitiv dasselbe.

Auch Gerard Janssen, Mitarbeiter bei „Rosa Canina“ im Prenzlauer Berg, hat diese Einstellung zu Lebensmitteln: „Bio ist einfach besser, manchmal muss man lange nach einer bestimmten Zutat suchen, aber es lohnt sich, wenn man sie gefunden hat.“ Er ist seit fünf Jahren bei der ganz in Rosa gehaltenen Eismanufaktur tätig, und war, wie er sagt, „fast von Anfang an dabei“. Mittlerweile hat die Manufaktur, die ursprünglich bloß Zulieferer für zahlreiche Cafés und Gourmetrestaurant war, auch eigene Eisdielen. Es gibt sogar einen gleichnamigen Eisladen in Frankfurt am Main, erzählt Janssen. Der gehört einem Freund von Reimar Philipps, dem Gründer und Inhaber von „Rosa Canina“. Eisbecher und Eis werden immer frisch nach Frankfurt geliefert. Ob das Bio-Prinzip bei „Rosa Canina“ jemals Schwierigkeiten bereitet hat? „Obwohl der Markt von Bio-Produkten ziemlich groß ist, mussten wir ziemlich lange nach guten Pistazien suchen. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Und die Sache mit dem Geld? „Bio ist schon sehr teuer, wir mussten den Preis pro Kugel um 10 Cent erhöhen. Vor allem Zucker ist teurer geworden, weil die Großindustrien für erneuerbare Energien so viel Zuckerplantagen aufkaufen. Dafür gibt es jetzt Gutscheinkarten für die Kunden. Eigentlich war der Bio-Anspruch aber nie eine Hemmung.“  Er bringt mich von der Manufaktur zu der nächstgelegenen Eisdiele, in der vierundzwanzig Sorten angeboten werden unter anderem so speziell Sorten wie „Erdbeer-Minze“ und schwarzer „Sesam“. Mir wird „Kürbiskern“ empfohlen und als ich den ersten Löffel davon im Mund habe, frage ich mich, wieso ich je bei Häagen-Dasz das Doppelte an Geld gelassen habe, wenn es doch dieses Eis von höchster Qualität zu wirklich fairen Preisen gibt.

„Eis Voh“, Bundesallee 118, 12161 Steglitz, 1,20€ pro Kugel ; „Rosa Canina“ Pasteurstr. 32 10407 Prenzlauer Berg, 1,20€ pro Kugel bis auf bestimmte Sorten (Pistazie 1,50€)

Anna Baier

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