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© Doris Spiekermann-Klaas

Projekte: Vermessung der Tierwelt

Unterricht zum Anfassen: Beim Projekt "Mathematik rund um den Zoo“ entdecken Grundschüler, wofür sie rechnen lernen.

Als Alina den Königspinguin vermessen will, reagiert der gar nicht gnädig. Der Meeresvogel taucht einfach am Mädchen vorbei, das mit einem ausgeklappten Zollstock vor dem Pinguinbecken des Berliner Zoos steht. „Der schwimmt zu schnell“, ruft Alina. Dabei hatte sie gehofft, mit dem Zollstock herauszufinden, wie groß so ein Pinguin ist. Alina und die anderen Drittklässler aus der Regenbogenschule Potsdam-Fahrland sind heute extra deshalb in den Zoo gekommen: Sie wollen Tiere zählen, ihre Größen schätzen, messen und vergleichen. Sie wollen Mathematik einmal nicht im Klassenzimmer benutzen, sondern draußen erleben. Und sie wollen konkrete Fragen beantworten. An der Frage nach der Größe des Königspinguins muss Alina allerdings jetzt noch einmal feilen.

„Mathematik rund um den Zoo“ heißt das Projekt, bei dem die 36 Grundschüler aus Fahrland mitmachen. Ausgedacht hat es sich Maxie Ludvik. Die 24-Jährige studiert in Potsdam Kunst, Mathematik und Sport auf Grundschullehramt. Auf der Suche nach einem Thema für ihre Bachelorarbeit erinnerte sie sich an das Seminar „Mathe im Freien“. Dort hatten Ludvik und ihre Kommilitonen Konzepte entwickelt, wie man mathematischen Lernstoff im Wald oder am Flughafen thematisieren könnte. Die Studentin baute die Idee aus und wählte den Zoo als Lernort. „Eigentlich geht jeder Ort“, sagt Ludvik. „Denn überall kann man mathematische Kenntnisse anwenden.“

Vor dem Pinguinbecken suchen Alina und ihre Freundinnen Sarah, Charleen, Melissa und Samantha zusammen mit Maxie Ludvik immer noch nach der Größe des Pinguins. „Wie können wir das denn noch herausfinden?“, fragt Ludvik die Schülerinnen. „Wir könnten jemanden fragen“, ruft Melissa. „Wir könnten die Tafeln lesen“, schlägt Alina vor. Die Mädchen betrachten aufmerksam die Informationstafeln. Auf einer entdecken sie einen Königspinguin, in voller Lebensgröße abgebildet. Alina legt wieder den ausgeklappten Zollstock an und liest: „98 Zentimeter!“Entdeckendes Lernen heißt das Prinzip hinter der Zoomathematik. Studentinnen wie Maxie Ludvik eignen sich an der Uni neue Methoden an, die die Schüler selbstständiger machen und zum Problemlösen bewegen sollen. Deshalb werden Alina und die anderen an diesem Tag auch nicht nur messen und zählen. „Findet den kürzesten Weg von den Elefanten zu den Löwen! Zeichnet ihn in den Lageplan ein“, lautet ein Auftrag. Sich mit einem Plan zurechtzufinden, gehört in der dritten Klasse zum Lernpensum in Geometrie. Die Verbindung von Lehrplaninhalten mit entdeckendem Lernen hat im vergangenen Jahr auch die Juroren des Wettbewerbs „Mathe erleben“ überzeugt. Sie prämierten Ludviks Idee mit 1000 Euro. Die Studentin setzt das Geld nun ein, um das Projekt fortzuführen. So konnte sie die Schüler der Regenbogenschule in den Zoo einladen. Unabhängig von der Einladung sind auch die Lehrerinnen angetan von Ludviks Projekt: „Es ist höchst interessant, weil man feststellt, wie die Schüler Gelerntes schon anwenden können“, sagt Lehrerin Gaby Sachs.

Bei den Pinguinen knobeln Alina und ihre Freundinnen an der Größe des Geheges: Sieben Tiere zählen sie hinter der Scheibe. „Jedes braucht mindestens drei Quadratmeter“, heißt es in der Aufgabe. „Wie groß ist das Gehege?“, fragt Maxie Ludvik. „21!“ ruft Melissa und notiert das Ergebnis. Zurück in der Schule wird Melissa ihr Klassenzimmer mit dem Pinguingehege vergleichen. Sie wird entdecken, dass ein Pinguin im Zoo mehr Platz hat als sie in der Schule. Und vielleicht wird sie genau deshalb nicht vergessen, wie sie das ausgerechnet hat. Martin Gropp

Martin Gropp

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