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Sie haben Post. Fahnder sicherten gestern die Umschläge aus dem Briefkasten der Kreuzberger Eventfirma. Es waren, wie man sieht, nicht sehr wenige – und vermutlich waren auch keine Dankesschreiben darunter. Foto: dapd/Clemens Bilan

© dapd

Razzia bei Easy Abi: Schnelles Geld mit Betrug bei Abifeiern

Beamte durchsuchten am Donnerstag fünf Wohnungen und das Büro der Betrüger von Easy Abi. In der Branche galt die Firma schon länger als verdächtig.

Mit einer Razzia ist die Polizei am Donnerstag gegen die mutmaßlichen Abi-Betrüger vorgegangen, die Dutzende Schulen um ihr Geld gebracht haben sollen. Die Beamten durchsuchten fünf Wohnungen und das Büro, um Beweismaterial zu sichern. Bislang ist noch unklar, wer von den Inhabern und Geschäftsführern der Veranstaltungsagentur für Abiturfeiern nach dem Besitzerwechsel im Mai die Gelder veruntreut hat. Die Polizei stellte zahlreiche Akten, Computer sowie 360 000 Euro in bar und auf Konten sicher.

Unterdessen weitet sich der Betrugsfall immer weiter aus. Mehr als 40 Anzeigen von über 30 Schulen sind bei der Polizei eingegangen. Die Schadenssumme steigt damit auf fast 300 000 Euro. Bei der Razzia am Donnerstagmorgen hatten sich Zivilbeamte postiert. Die Rollläden der Eventagentur blieben geschlossen, während die Fahnder die Räume durchsuchten. Neben den Büroräumen in der Schlesischen Straße wurden auch vier Privatwohnungen in Köpenick, Wilmersdorf und Tempelhof sowie eine Wohnung in Ahrensburg bei Hamburg durchsucht. Die drei beschuldigten Berliner, gegen die wegen „Leistungsbetrugs“ ermittelt wird, wurden von den Ermittlern vernommen. Der Mann, dessen Wohnung in Ahrensburg durchsucht wurde, gilt bisher nicht als Verdächtiger, sondern als Zeuge.

Abibälle sind ein lukrativer Markt für Wirtschaftskriminelle“, sagte Rechtsanwalt Karun Dutta, der derzeit 24 Schulen berät. Auch in Geschäftskreisen des Marktsegments Abiturreisen und -feiern wird darüber diskutiert, inwiefern sich in den letzten Jahren windige Geschäftsmänner eingeschlichen haben. Enrico Rudolph, Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Abi2Urlaub berichtete dem Tagesspiegel, dass es bei Easy Abi seit 2005 drei Geschäftsführerwechsel gegeben habe. „Vordergründig hat sich für die Kunden nichts geändert, jedoch an den Vertriebsmethoden“, sagte Rudolph. In der Branche werde seit 2008 gemutmaßt, dass es Easy Abi nicht um ein nachhaltiges Geschäft, sondern darum gegangen sei, möglichst schnell an viel Geld zu kommen. Fest stehe, dass im Mai allen Firmen der Branche die Gelder aller Abiturienten vorlägen. „Seltsamerweise wurde in genau diesem Monat das Unternehmen Easy Abi an die neuen Inhaber verkauft.“

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