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Schule: Rennsemmel statt Baguette

Der Clio gilt als frecher Kleinwagen mit besonderem Charme Renault hat ihn nun zum Boliden hochgerüstet – die neue Version „Sport“

Von Sabine Beikler

Wahrscheinlich hat Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso nicht lange überlegt, wie aus einem braven Renault Clio ein sportlich-bissiges Fahrzeug wird. Der Spanier könnte sich seinen Renault-Boliden angeschaut und den Ingenieuren den entscheidenden Hinweis gegeben haben: „Jungs, leiht euch von uns den Diffusor aus, dann ab auf die Rennpiste, und den Rest werden die Fahrer schon machen.“ Aus der Kooperation mit den Formel-1–Kollegen hat Renault den neuen Clio Sport entwickelt: eine 197 PS starke „Rennsemmel“, sagt Pressesprecher Thomas May-Englert zu dem hochmotorisierten Kleinwagen. Erstmals kommt in dieser Klasse ein Heckdiffusor statt eines benzinfressenden Spoilers zum Einsatz.

Der riesige Diffusor erzeugt unter dem Fahrzeugboden einen Unterdruck, der die Hinterräder stärker auf die Straße presst. Dieser aerodynamische Kniff soll die Fahrstabilität vor allem in Kurven erhöhen. Renault gibt an, dass der Diffusor bei hohen Geschwindigkeiten sogar einen Anpressdruck von bis zu 40 Kilogramm schafft. Eine Reifenpanne aber sollte man mit dem Clio nicht haben: Zugunsten des Diffusors verzichteten die Autobauer auf den Reservereifen. Mann oder Frau sollte sich schon einmal mit der Handhabung eines Reparaturkits vertraut machen.

Dieser Sport-Clio wirkt mit seiner weit heruntergezogenen Heckschürze sehr bullig und kraftvoll. Die überdimensionierten Entlüftungsöffnungen an den vorderen Kotflügeln sind keine designerische Meisterleistung, dafür dominieren sie die Frontpartie zu sehr. Diese großen Nüstern sind aber nicht zur Zierde da, sondern sollen Turbulenzen glätten beziehungsweise die warme Luft unter der Motorhaube schneller ableiten.

Unter der Motorhaube arbeitet ein 2.0- 16-V-Saugmotor, der sein maximales Drehmoment von 215 Nanometern bei 5500 Umdrehungen hat und den Spurt auf 100 km/h in 6,9 Sekunden schafft. Der Clio soll „Fahrspaß“ bringen, sagt Renault-Sprecher May-Englert. Für Schaltmuffel hört der Spaß dagegen schnell auf: Die sechs Gänge sind sehr kurz übersetzt. So macht das Spiel mit Kupplung und Gas vor allem beim Kurvenfahren gute Laune. Antriebsschwächen sind beim Sport-Clio nicht festzustellen – wäre ja auch tragisch.

Der Clio soll zwar ein Allrounder sein, doch müssen die Tester Autobahnfahrten vergessen haben. Für das längere Fahren mit der Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h braucht man Ohrstöpsel, gute Nerven und Kopfschmerztabletten: Die kernigen Klänge des Vierzylinders, die auf kurvigen Landstraßen nicht stören, mutieren bei höheren Geschwindigkeiten zu lästigen Dröhnfrequenzen. Das liegt an dem viel zu kurz übersetzten sechsten Gang. Nach einer kurzen Nacht ist die „Rennsemmel“ also nichts für malträtierte Köpfe. Und Energiesparer sollten die Finger auch von dem kleinen Sportwagen lassen. Der Verbrauch von 8,9 Litern Super ist nicht Kleinwagen-Niveau.

Der Innenraum des im September auf dem Markt kommenden Dreitürers ist zwar sportlich, aber für eine so ausgefallene Clio-Version zu langweilig gestaltet: ein Sportlenkrad, rundliche Armaturen, Recaro-Sitze, dazu gibt es acht Airbags und ESP für die Sicherheit. Der „Fahrspaß“ ist ab 21 900 Euro zu haben. Renault will mit dem Sport-Clio vor allem junge Leute ansprechen. Ob die Konkurrenz mit Polo GTI oder Fiesta ST zu schlagen ist? In Deutschland sollen bis Jahresende 200 Modelle verkauft werden. „Wir beginnen mit homöopathischen Dosen“, sagt Renault-Sprecher May-Englert. Optimismus klingt anders.

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