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Schule: Sauberes Geschäft

Im Jahr 2000 startete die Aktion „Tausend Umwelttaxis für Berlin“ – nun feierte man den Beinahe-Vollzug

Der mit dem roten Schal ist Momper, klar. Und die mit dem grünen Schal? Sind Taxis, die mit Erdgas fahren. Das ist nicht ganz so bekannt, obwohl hinter dem aufgeklebten Stück Stoff, dass symbolisch aus vielen Berliner Autotüren weht, ein bundesweit einmaliges Projekt steckt: TUT, „Tausend Umwelttaxis für Berlin“. Im Jahr 2000, als noch kein Auto serienmäßig mit Erdgasantrieb zu kaufen war, startete die von Bundesumweltministerium und Gasag initiierte Aktion. In der vergangenen Woche wurde ihr erfolgreicher Abschluss gefeiert. Erfolgreich, weil die Zahl von 1000 Taxis fast erreicht ist und obendrein knapp 100 erdgasbetriebene Fahrschulwagen in der Stadt zugelassen wurden. Erfolgreich auch, weil es statt damals zwei jetzt 16 Gastankstellen in Berlin gibt. Und weil der harte Taxi-Alltag gezeigt hat, dass die Erdgastechnik im Auto funktioniert. Gut möglich, dass Gas vorerst die einzig praktikable Chance bietet, Autofahren und Klimaschutz zu kombinieren.

Die konventionellen Taxis – und sonstigen Autos – mit ihren relativ sparsamen Dieselmotoren lösen in der Großstadt keine Umweltprobleme, sondern verschärfen die vorhandenen. Denn im Vergleich zu Ottomotoren produzieren sie trotz geringeren Verbrauchs mehr Abgase. Über den giftigen Feinstaub ist viel diskutiert worden, seit die für Berlin bisher nicht einhaltbare EU-Richtlinie in Kraft getreten ist. Mit der für 2008 geplanten Einführung einer „Umweltzone“ werden ältere Diesel-Fahrzeuge nicht mehr in die City gelassen. Und wenn ab 2010 auch für die Stickoxide verbindliche EU-Grenzwerte gelten, dürfte die Berliner Luft erneut ins Gerede kommen.

Fahrer von Erdgasautos betrifft diese Diskussion nur am Rande. Sie verursachen 80 Prozent weniger Stickoxide als Diesel-Fahrer. Beim Klimakiller Kohlendioxid ist Gas immerhin noch zehn Prozent (gegenüber Benzinern: 25 Prozent) im Vorteil. Anders ausgedrückt: Die Berliner Umwelttaxis vermeiden jährlich mehr als 1300 Tonnen Kohlendioxid. Gründe genug für die Berliner Verkehrsverwaltung, sich an dem auch von der Industrie unterstützten Projekt zu beteiligen. Nach dem „Windhund-Prinzip“ bekamen die ersten Taxi-Besteller mit 4500 Euro die höchste Förderung. Hinzu kamen und kommen Tankgutscheine über einige hundert Euro, die Gasversorger überall in Deutschland auch Privatkunden geben. Und ein Steuerbonus sichert noch mindestens für die nächsten zehn Jahre, dass Gaskunden besonders günstig tanken.

Erdgas ist als fossiler Energieträger zwar genauso endlich wie Öl und Kohle, aber letztlich besteht es größtenteils aus Methan. Das lässt sich auch aus Pflanzenabfällen oder Dung erzeugen – dann heißt es Biogas und ist erneuerbar. Der ADAC hat ermittelt, dass die Gastanks unterm Auto weder bei Unfall noch bei Brand explodieren. Und weil immer mehr Hersteller Erdgasautos ab Werk anbieten, gehen die Zeiten sperriger Nachrüstflaschen im Kofferraum zu Ende. Die Modellvielfalt ist auf rund ein Dutzend gewachsen; der Opel Zafira CNG führt den Markt an. Auch das gerade ausgelieferte 50 000. Erdgasfahrzeug in Deutschland ist ein Zafira, beim TUT-Projekt haben drei von vier Taxis den Blitz auf dem Grill. Ein Berliner Taxifahrer, der seit mehr als einem Jahr Zafira CNG fährt, berichtet, dass er nur einmal Ärger gehabt habe: Verunreinigungen im Gas hätten die Einspritzdüsen verstopft. Opel hat das Problem erkannt, für die Lösung aber länger gebraucht als geplant, so dass der neue Zafira CNG erst ab Oktober ausgeliefert werden konnte – mit serienmäßigem Gasfilter. obs

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