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Schule: Schadensbegrenzung

Waldorfschulen wehren sich bundesweit gegen Rassismusvorwürfe

Die deutschen Waldorfschulen planen weitere Schritte gegen die Vorwürfe, die Waldorfpädagogik vermittle rassistische Inhalte. Die Beschuldigungen waren unter anderem aufgrund eines Indizierungsverfahrens der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien aufgekommen, das sich gegen diskriminierende Inhalte in Schriften des Waldorfbegründers Rudolf Steiner richtete. Weitere Angriffe folgten aus dem Vorhaben eines NPD- Politikers, eine eigene Waldorfschule zu gründen.

Die Vorwürfe hätten die Schulen wie „ein Schlag ins Gesicht“ getroffen, sagte Albrecht Hüttig, Vorstandsmitglied des Bundes der Waldorfschulen, am Wochenende in Berlin. Alle Waldorfschulen seien nun verpflichtet, einen Beschluss des Bundes auszuhängen und mit Lehrern, Eltern und Schülern zu diskutieren: In dieser „Stuttgarter Erklärung“ heißt es, die Waldorfpädagogik richte sich „gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus“, „diskriminierende Tendenzen“ würden „weder in der Praxis der Schulen noch in der Lehrerausbildung geduldet“.

Der Jugendmedienschutz hatte im Sommer 2007 geprüft, ob zwei Schriften Steiners indiziert werden müssen. Anfang September entschied sich die Prüfstelle gegen ein Verbot: Einzelne Passagen der Werke seien zwar „durchaus rassistisch“, hieß es. Es genüge jedoch, die Schriften in einer Neuauflage mit einer kritischen Kommentierung zu versehen. Einige Inhalte aus dem Werk Steiners seien „tatsächlich missverständlich“ und daher „für die Waldorfpädagogik irrelevant“, sagte Hüttig am Freitag. Der Bundesvorstand wies zudem die Behauptungen eines ehemaligen Waldorflehrers zurück, der den Schulen vorwirft, Unterricht und Lehrerausbildung beruhten auf „dogmatischen Konzepten“ und distanzierten sich bis heute nicht von diskriminierenden Äußerungen Steiners.

Die Waldorfschulen kündigten außerdem an, gerichtlich gegen den NPD-Politiker Andreas Molau vorzugehen. Molau, ehemaliger Waldorflehrer und nun Spitzenkandidat der niedersächsischen NPD für die Landtagswahlen 2008, hatte erklärt, er plane die Gründung einer eigenen Waldorfschule im südlichen Niedersachsen. Im Sommer 2007 war Molau bereits die Eröffnung eines „Waldorflandschulheims“ im brandenburgischen Rauen untersagt worden. Der Bund der Waldorfschulen hatte wegen Namensmissbrauchs gegen das Projekt geklagt.

Molau lobt darüber hinaus auf seiner Homepage die Waldorfpädagogik für ihre „gelebte Autorität“ und die „Vermittlung der eigenen Kultur“. Der Bundesvorstand der Waldorfschulen erklärte, man wolle nun „alle erdenklichen Mittel nutzen“, um zu verhindern, dass Molau sich weiter „an die Waldorfbewegung andockt, um sie für seine Zwecke zu missbrauchen“. Es gebe jedoch keine Anzeichen dafür, dass Waldorfschulen rassistische Anschauungen förderten. Das staatliche Schulwesen sei „viel anfälliger für extremes Gedankengut“. Tina Rohowski

Tina Rohowski

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